Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

BaySF_Jahresbericht_2012

Der bayerische Weg Manchmal ist man sich über das Ziel einig – nicht aber über den Weg dorthin. Selbstverständlich ist den Bayerischen Staatsforsten, der Bayerischen Staatsregierung und der Bundesregierung der Schutz der biologischen Vielfalt wichtig. Die Bundesregierung hat im Jahr 2007 in der Nationalen Biodiversitätsstrategie das Ziel formuliert, zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche nicht mehr zu nutzen. Die Strategie wurde ohne Beteiligung der Länder beschlossen, ist keine Rechtsvorschrift und daher auch für Bayern nicht bindend. Deswegen hat der Bayerische Minis­ terrat im April 2008 eine eigene Strategie zum Erhalt der bio­ logischen Vielfalt beschlossen: Keine pauschalen Flächenstill­ legungen, allenfalls kleinere segregative Elemente und die schonende Bewirtschaftung auf gesamter Waldfläche. Die Bayerischen Staatsforsten sind sich mit der Staatsregie- rung einig: Es wird in Bayern nicht funktionieren, bestimmte Wälder aus der Nutzung zu nehmen und auf den restlichen Waldflächen umso intensiver zu wirtschaften. Dafür ist die Landschaft zu zersiedelt. Waldflächen aus der Nutzung zu nehmen, bedeutet außerdem, das Angebot an nachhaltig er- zeugtem Holz weiter zu verringern. Die Nachfrage nach dem unter hohen ökologischen Standards erzeugten Bau- und Roh- stoff ist aber bereits heute höher als das verfügbare Angebot. Tendenz steigend. Zudem gibt es in Bayern schlicht keine Urwälder mehr, die man bewahren könnte, da diese schon lange vor einer geordneten Forstwirtschaft umgewandelt wur- den. Unsere Wälder sind das Ergebnis der jahrhundertelangen Arbeit fleißiger Forstleute und Waldbesitzer. Diese Arbeit wol- len wir fortsetzen: nachhaltig und naturnah. Gefühle gegen Fakten Im Frühjahr 2012 attackiert Greenpeace öffentlich- keitswirksam die Bayerischen Staatsforsten und schlägt im Spessart ein Waldcamp auf (Chronologie auf der gegenüberliegenden Seite). Michael Suda, Professor für Wald­und Umweltpolitik an der Techni- schen Universität München, hat die Kampagne unter die Lupe genommen. Wie ist denn Ihrer Meinung nach Greenpeace auf den Spessart gekommen? Der Spessart ist bekannt und durch viele Sagen symbolisch aufgeladen. Greenpeace spielt hier auf der Klaviatur der Großschutzgebiete und der „besonderen Verantwortung Deutschlands für die Buchenwälder“ und da ist der Spessart ein geeignetes Objekt der Begierde. Auch bie- ten die Bayerischen Staatsforsten mit ihrer privatwirtschaft- lichen Ausrichtung eine gute Angriffsfläche mit dem Motto „Je größer der Feind, desto größer der Held“. Lassen sich Phasen der Kampagne erkennen? Die Phasen lassen sich gut in das Modell der Themenkarriere einordnen. In der Initialphase ging es um eine Inwertsetzung der Buchen- wälder mit den zentralen Begriffen: Unesco-Weltnaturerbe, Klimaschutz, Artenschutz und Biodiversität. In der Auf- schwungphase folgte die Forderung nach einem Einschlag- stopp. Mit dem Waldcamp wurde eine neue Phase der The- matisierung eröffnet. Ging es anfangs nur um die Erhebung von Baumkoordinaten, so standen jetzt „massive Verstöße“ gegen gesetzliche Bestimmungen im Vordergrund der Kam- pagne. Dabei wird der Eindruck vermittelt, dass die Aufsichts- behörde Landwirtschaftsministerium versagt hat. Auch wird klar, warum die Bayerischen Staatsforsten „keine Daten lie- fern“. Man hat „etwas zu verbergen“. Holz wird illegal einge- schlagen und zu Brennholzpreisen nach China exportiert. Es geht nur um Geld und das „Buchennaturwalderbe“ wird wegen der „Profitgier“ zum „Industrieforst“. Offensichtlich hat diese „Kampagnensprache“ jedoch das Ziel verfehlt, da Assoziati- onen (illegaler Einschlag, Export ins Ausland) eher in den Re- genwald passen – eine typische Sackgasse. Die Douglasie wird dann als Zerstörer des „ökologischen Gleichgewichts“ zum neuen Kampagnensymbol des Industriewaldes. 2 000 Douglasien werden „ausgegraben“, durch Buche ersetzt und nach München transportiert. Mit der Douglasienausstellung im Landwirtschaftsministerium in München findet die Kam- pagne ihren Höhepunkt. Hier ergeht ein klares Signal an die Aufsichtsbehörde. Eine Beschwerde an die EU wird feierlich überreicht. In der Abschwungphase werden noch ein paar Experten herangezogen und symbolisch die Zentrale und die Staatskanzlei erobert. Damit ist die Geschichte von Robin Hood und dem Sheriff von Regensburg erzählt. Wie haben ihrer Meinung nach die Bayerischen Staats- forsten reagiert? Die Argumentation war bedacht und über- wiegend sachlich rational. Den Behauptungen wurden Fakten entgegengestellt. Eine emotionale Gegenreaktion hätte die Sympathien für die Kampagne nur vergrößert. P r o f . D r . M i c h a e l S u d a geboren 1957, beschäftigt sich nicht nur mit klassischen forstpolitischen Problemen, sondern interessiert sich auch für die Frage, wie über Gefahren für die Umwelt diskutiert wird. Weil er über- zeugt ist, dass Humor die Lehre besser macht, gibt er Kurse für Kollegen zum Thema Humor in der Wissensvermittlung. B A Y S F 2 0 1 2 f l ä c hennu t zung

Pages