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BaySF_Jahresbericht_2012

Fichte quo vadis? Der Klimawandel und gesellschaftliche Erwartungen setzen die Fichte unter Druck. Ein Kommentar zu ihrer neuen Rolle im bayerischen Staatswald. Zugegeben: Für einen Wanderer gibt es abwechslungsreiche- res als einen reinen Fichtenwald. Ein kahler Stamm reiht sich an den nächsten. Zum vollständigen Bild gehört aber auch: Die Fichte sichert Waldbesitzern und auch den Bayerischen Staatsforsten die benötigten Einnahmen. Nicht umsonst gilt dieser Nadelbaum als „Brotbaum der Forstwirtschaft“. Die Fichte wächst schnell, ihr Holz findet für viele Zwecke dankbare Abnehmer und macht Bauholz und andere Holzpro- dukte auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel erschwing- lich. Aus dem Verkauf finanzieren sich Pflegemaßnahmen, Wanderwege und Rastplätze. Ohne die Fichte und andere Nadelhölzer würde der Wald in Zukunft seine Funktionen schlicht nicht erfüllen können. Für die Fichte brechen aber neue Zeiten an. Stürme wie Wiebke und Lothar, der Jahrhundertsommer 2003 und die massen- hafte Vermehrung von Schädlingen, wie etwa dem Borkenkä- fer, waren die Vorboten, der Klimawandel wird das Problem verschärfen. Die Fichte fühlt sich nun einmal am wohlsten in kühlem Klima mit ausreichend Niederschlägen. Die bereits gestiegenen Temperaturen und häufigere Trockenperioden werden dazu führen, dass etwa in den nord- und ostbayeri- schen Mittelgebirgen bzw. im Hochgebirge die Fichte auf hö- here Lagen zurückgedrängt wird. Immer noch nimmt die Fichte aber 44 Prozent der Fläche im bayerischen Staatswald ein. Und sie wird auch weiterhin einen großen Anteil haben – jedoch zukünftig weniger in Form von Reinbeständen, sondern als Teil von Mischwäldern. Die Fichte wird uns also erhalten bleiben. Klar ist aber: Um den Wald am Leben zu erhalten, muss sich die Fichte auf Gesellschaft ein- stellen: Laubbäume wie die Buche werden ihren Anteil deutlich ausweiten und zunehmend wird sich die Fichte ihren Platz mit wärmeverträglicheren Nadelhölzern wie der Weißtanne und der Douglasie teilen. Sie werden die Fichte auf ausgewählten Standorten und im Verbund mit anderen Baumarten teilweise ersetzen. „Gut fürs Gemüt“ Adolf Herr, Leiter des Forstbetriebs Hammelburg, über die Vorteile der Douglasie Herr Herr, welche Eigenschaften hat die Douglasie? Ihre holztechnischen Eigenschaften wie Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Elastizität sind denen der Lärche recht ähnlich. Gegenüber der Fichte ist sie relativ sturmfest und Borkenkäfer spielen bei ihr kaum eine Rolle. Sie besitzt ein hohes Wuchspotenzial und ist waldbaulich eine äußerst reizvolle Baumart. Unsere Baumarten haben mit immer trockeneren Som- mern zu kämpfen. Wird die Douglasie im Mischwald also künftig noch wichtiger? Die Douglasie hat eine sehr große Klimaamplitude und könnte deshalb die Fichte dort teilweise ersetzen, wo die Klimabedingungen für diese Baumart zukünf- tig immer ungünstiger werden. Wichtig ist jedoch, die Doug- lasie nicht in Reinbeständen, sondern immer in Mischung zum Beispiel mit Buche anzubauen. Die Douglasie kommt aus Nordamerika. Wie fügt sie sich in den Wald in Bayern ein? Douglasien haben sich in unse- ren Wäldern schon seit etwa 120 Jahren bewährt. Im Spessart fühlt sie sich anscheinend besonders wohl, hier steht ein Exemplar mit 62 Meter Höhe – der höchste Baum Bayerns! Interessanterweise trifft man fast nur in einer Nadelholz­ umgebung auf Douglasiennaturverjüngung. In Buchenbestän- den müssen wir sie daher pflanzen und in den ersten Jahren sogar gegenüber dem übermächtigen Buchenjungwuchs be- günstigen. Die Befürchtungen von Naturschützern, dass die Douglasie die einheimischen Baumarten verdrängen würde, sind folglich unbegründet. Im Übrigen freue ich mich immer, wenn ich im winterkahlen Buchenwald ein paar „grüne Farb- tupfer“ sehe. Das ist gut fürs Gemüt. a d o l f he r r leitet den Forstbetrieb Hammelburg und pflanzt in seinen Revieren seit vielen Jahren Douglasien. Der zitronige Duft der Nadeln weckt bei ihm Kindheitserinnerungen an Weihnachten. B A Y S F 2 0 1 2 b a um a r t en

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