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Wildkatzennachweis im Steigerwald

Erstmals seit Menschengedenken gelang der Nachweis von Wildkatzennachwuchs im Steigerwald. Das hier abgebildete Foto stammt aus dem BaySF-Archiv. (Foto: Reichert)

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Biologieprofessor entdeckt kleine Sensation

Fast so eine Sensation wie das Wolfsrudel im Bayerischen Wald gibt es derzeit im Steigerwald. Am Rande eines Studentenkurses auf der Ökologischen Station Fabrikschleichach konnte der Leiter der Station, der Würzburger Professor Dr. Jörg Müller vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie, am 1. August 2017 drei junge, schon recht große Wildkatzen beobachten. „Die Zeichnung und das Verhalten waren eindeutig“, so Müller. Der Nachweis ist eine Sensation für den Steigerwald, weil bislang im Gegensatz zu den Hassbergen kein Nachweis für Reproduktion erbracht werden konnte. „Und das obwohl der Forstbetrieb seit Jahren den Wildkatzen nachgespürt“, ergänzt Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach. Er berichtet, dass früher im oberen Steigerwald vom damaligen Forstamt Ebrach Ende des letzten Jahrhunderts bereits Wildkatzen ausgebürgert wurden. Allerdings gab es keinerlei Nachweise über deren Verbleiben.

Mergner berichtet weiter, dass seit über 10 Jahren die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten intensiv auf der Suche nach den Wildkatzen waren. Dabei wird unter Anleitung des Haßfurter Biologen und Wildkatzenspezialisten Jürgen Thein ein Nachweisverfahren angewandt, welches auch bayernweit zum Einsatz gekommen ist. Es werden kleine, mit Baldrian besprühte Pflöckchen in den Boden geschlagen. Der Baldrian zieht die Katzen an, sie reiben sich an dem Pflöckchen und verlieren dabei ein paar Haare. Die Haare werden abgesammelt und gentechnisch untersucht, um zweifelsfrei die Wildkatze zu bestimmen. Bislang wurden nur in ganz wenigen Fällen Wildkatzen - vermutlich ältere Tiere - mit dieser Methode im Steigerwald nachgewiesen. Interessanterweise ein Nachweis in der Nähe der Jungkatzen.

Der Fundort liegt im nördlichen Steigerwald zwischen Hundelshausen und Fabrikschleichach. In diesem Wald gibt es einige lichte Waldstrukturen. Zudem wurden vom Forstbetrieb Tümpel angelegt. Auch das Liegenlassen von Kronenholz bei der Holzernte ist günstig für die Wildkatze. Ähnlich wie die Hauskatze liebt auch die Wildkatze durchsonnte Waldlebensräume. In unseren dichten und unterholzreichen Wäldern ist es dagegen meist zu dunkel und zu feucht. „Mehr Lücken im Ebracher Staatsforst würden nicht nur die Wildkatzen fördern, sondern auch viele gefährdete Waldinsekten“, meint Biologe Müller. Im Gegensatz zum Wolf leben Katzen nicht in Rudeln, sondern einzeln. Nur zur Paarungszeit treffen sich Kater und Katze. Die Jungtiere werden meist im Mai geboren. Mit 6 - 8 Monaten suchen sich die Jungtiere ein eigenes Revier. Die drei beobachteten Jungtiere waren etwa 3 - 4 Monate alt.