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Rothenkirchen: Weichen stellen für den Wald der Zukunft

Pflanzungen auf den Freiflächen vor Ort stellen die Weichen für den Wald der Zukunft. (Foto: A. Kelle)

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Forstwirte auf dem Weg zu den Pflanzungen. (Foto: A. Kelle)

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März 2024, Rothenkirchen - In den Wäldern sterben die Fichten, die Landschaft verändert sich. Spätestens mit der Reihe von Trockenjahren seit 2018 ist der Klimawandel in der Region für jeden deutlich sichtbar geworden. Je nach Anteil des Nadelholzes in den Waldbeständen fällt das unterschiedlich dramatisch aus, sagt Peter Hagemann von den Bayerischen Staatsforsten. Er ist als Forstbetriebsleiter verantwortlich für den Staatswald in den Landkreisen Coburg, Lichtenfels und in Kronach im westlichen Frankenwald. "Am Obermain und im Coburger Land hinterlassen die Fichten zum Glück meistens nur kleinere Lücken im Wald. Im Frankenwald ergeben sich aber mit kahlen Hängen und Hügelkuppen echte Katastrophenbilder." Ernst genommen werde von den Forstleuten aber beides. "Hier wie dort soll der Wald möglichst schnell wieder seine vielfältigen Aufgaben erfüllen können." Die Fichte ist eigentlich eine Gebirgsbaumart mit hohem Wasserbedarf auch im Sommer. Sie habe nach Jahrhunderten mit ausreichend Niederschlägen als Hauptbaumart für die Zukunft wohl ausgedient und müsse nun Platz für andere Baumarten machen, die besser mit den drastisch veränderten Bedingungen zurechtkommen. 

Um die Fruchtbarkeit der Waldböden nach oft wiederholtem Nadelholzanbau zukünftig nachhaltig zu erhalten, habe man bereits seit über 50 Jahren mit dem sogenannten „Waldumbau“ begonnen. „Mehr Laubhölzer und die deutlich stabilere Weißtanne tun dem Ökosystem Wald besser als hohe Fichtenanteile.“ Von dieser Arbeit der Försterinnen und Förster in den letzten Jahrzehnten profitiere man gerade jetzt. „Der Klimawandel und seine Folgen geben das Tempo vor, aber wir stellen die Weichen. Der Druck ist enorm, aber die Aufgabe ist spannend.“ Denn jetzt biete sich für jede und jeden, die für den Wald Verantwortung tragen, eine einmalige Chance. Alles, wofür man früher oft Generationen gebraucht habe, passiere jetzt in wenigen Jahren: „Auf den Freiflächen komplettieren wir die schon vorhandene Verjüngung, unter den Altbeständen schaffen wir neue Verjüngung.“

Im Staatswald habe man für diese Arbeit eine sehr gute Datengrundlage. Laut der regelmäßigen Forstinventur sind bereits mehr als zwei Drittel der Flächen verjüngt. Für den Rest ergebe sich daraus ein klarer Auftrag: Auf den Freiflächen noch offene kahle Stellen mit sogenannten „Lichtbaumarten“ wie Ahorn, Eichen, Lärchen oder Douglasien ergänzen, unter dem schützenden Schirm der Altbäume weiter auf Naturverjüngung setzen und mit Tannen, Buchen oder Linden weitere „Schattbaumarten“ pflanzen oder säen.

Das ganze unter großem Zeitdruck: „Fehlt der Schirm der Altbäume, müssen wir Gras oder Brombeeren zuvorkommen. Ist der Fichtenschirm noch da, tickt die Uhr für den Borkenkäfer.“ Den müsse man mit dem bewährten, allerdings personal- und kostenintensiven, Vorgehen – Bäume sofort nach Käferbefall suchen, aufarbeiten, Holz rausfahren, Kronen hacken – deshalb noch möglichst lange in Schach halten. „Für die Waldverjüngung lohnt sich im Wettlauf mit Käfer und Unkraut aber jeder Einsatz.“

Seit dem Herbst seien für das Pflanzen neben den eigenen Forstwirten zusätzliche Kollegen aus anderen Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten und weiteres Fachpersonal verschiedener Forstunternehmer im Einsatz. Für die umfangreichen Saaten von Eicheln, Bucheckern und anderen Baumsamen greife man auf unterschiedliche Forsttechnik zurück, das Saatgut steht aus dem vergangenen Herbst und Winter ausreichend zur Verfügung. Gegen den Borkenkäfer stehen weiter Forstunternehmer mit Spezialmaschinen und ausreichend Betreuungspersonal aus ganz Bayern auf Abruf bereit. „Wir setzen hier in Nordbayern in kurzer Zeit einen deutlichen und intensiven Einsatzschwerpunkt mit Mensch und Maschine. Für alle Beteiligten maximal intensiv, aber für den Wald der Zukunft maximal effektiv.“