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Drei Zorro-Waisen in der Obhut der Bayerischen Staatsforsten

Die drei jungen Gartenschläfer finden im Wald der Bayerischen Staatsforsten ideale Lebensbedingungen (Foto: BaySF/C. Mörtlbauer).

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06. August 2021, Nordhalben - Die Bayerischen Staatsforsten wildern drei junge, mutterlose Gartenschläfer wieder aus, die im Staatswald von Revierleiter Christof Mörtlbauer gefunden und anschließend mühevoll von Carola Hebentanz gepflegt, betreut und auf ihre Freilassung vorbereitet wurden. In einem speziellen Kasten für Gartenschläfer werden sie ihre neue Heimat im Staatswald zwischen Nordhalben und Geroldsgrün finden.

Schon immer leben Gartenschläfer in Baumhöhlen und in den Hütten der Bayerischen Staatsforsten im Forstbetrieb Nordhalben und lassen sich dort auch nicht stören von Jägern, Forstwirten oder den zuständigen Revierförstern, welche die Hütten ebenfalls gelegentlich nutzen. Gartenschläfer sind Säugetiere, die zur Familie der Bilche gehören. Und trotz ihres Namens leben Gartenschläfer überwiegend im Wald.

Vor wenigen Wochen wurden drei Gartenschläfer-Junge im Umfeld einer Hütte von Revierförster Christof Mörtlbauer entdeckt, die sehr orientierungslos wirkten und ständig Laute (Quieken, Pfeifen) von sich gaben. Alles wies für den geschulten Förster darauf hin, dass diese Jungen ihre Mutter an einen „Räuber“, möglicherweise an einen Fuchs, verloren hatten und somit ohne Führung und Schutz waren.

Glücklicherweise ist Carola Hebentanz aus Wickendorf im Landkreis Kronach spezialisiert auf diesem Gebiet und hat bereits Erfahrung mit der Aufzucht und anschließenden Wiederauswilderung von Gartenschläfern. Daher wandte sich Förster Christof Mörtlbauer umgehend an sie und übergab die drei Waisen in ihre Obhut.

In ständigen Intervallen von 2-3 Stunden mussten nun die Gartenschläfer-Jungen gefüttert und auf Vollzähligkeit hin überprüft werden, da es in den Nächten vermehrt zu „Fluchtversuchen“ kam. Nach fast drei Wochen schlafloser Nächte ist es nun endlich soweit. Carola Hebentanz kann die Jungen zusammen mit Revierleiter Christof Mörtlbauer und Forstanwärter Erik Janhsen wieder in Ihren gewohnten Lebensraum im Staatswald entlassen. Die jungen Gartenschläfer werden mit Hilfe eines extra angefertigten Gartenschläferkastens (= eine Art Nistkasten) in der Nähe jener Hütte, wo sie gefunden wurden, wieder ausgesetzt. Des Weiteren werden sie in den kommenden Wochen noch von Herrn Mörtlbauer gefüttert, welcher in Hüttennähe extra eine kleine Futterstelle eingerichtet hat.

Gartenschläfer sind Allesfresser und ernähren sich vor allem von Insekten, Würmern, Schnecken und Eiern, aber auch Früchten, Samen und Knospen. Es gibt allerdings auch Zeiten, in denen sie überwiegend tierische Kost zu sich nehmen. Der Forstbetrieb Nordhalben hat aus diesem Grund vermehrt Blühflächen angelegt, um ein möglichst optimales Nahrungsangebot zu schaffen. Zusätzlich wurden in den Waldflächen des Forstbetriebs rund 200 Nistkästen für die Gartenschläfer aufgehängt, um Ihnen Brutplätze und Überwinterungsmöglichkeiten zu bieten.

Seinem Aussehen, besonders der schwarzen „Maske“ im Gesicht, verdankt der Gartenschläfer seinen Spitznamen „Zorro“. Er ist nachtaktiv und hält einen ausgedehnten Winterschlaf, von Oktober bis April. Diesen verbringt er bevorzugt in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauern, Höhlen und Gebäuden. Einmal aufgewacht, beginnt bereits die Paarungszeit, von Mai bis Juli. Etwa 20 Tage darauf werden zwischen 1 bis 9 Junge geboren.

Trotz ihrer guten Anpassungsfähigkeit, sind Gartenschläfer in vielen Ländern bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht – und auch in Deutschland bereits aus vielen Regionen verschwunden. Die Gründe für diesen Rückgang sind bisher unbekannt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft den Gartenschläfer als Art der „Vorwarnliste“ ein. In der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands ist die Art als stark gefährdet eingestuft.

Aus diesen Gründen ist der Forstbetrieb Nordhalben besonders stolz, diese kleinen Nagetiere in seinen Biotopbäumen mit Naturhöhlen, in Waldhütten und Forsthäusern beherbergen zu dürfen. Denn sie sind ebenfalls ein Aushängeschild für eine naturnahe und v.a. naturverträgliche Forstwirtschaft. Ihr Vorkommen stellt ein Zeichen für einen artgerechten Lebensraum mit einem vielseitigen Nahrungsspektrum dar.

„Der Artenschutz hat hohe Priorität in unseren naturnah bewirtschafteten Staatswäldern. Für mich ist deshalb die Wiederauswilderung unserer drei kleinen „Zorros“ ein besonders schöner Tag in meinem Berufsleben“ stellte Revierleiter Christof Mörtlbauer zum Abschluss fest.

Ansprechpartner zum Thema Gartenschläfer, v.a. deren Schutz, ist in unserer Region Eckardt Kasch, Projektbetreuer „Spurensuche Gartenschläfer“ im Auftrag des BUND Naturschutz in Bayern e.V.

Infos und Kontakte befinden sich im Internet unter: www.gartenschlaefer.de