Headerimage

Die Katastrophe zum Wandel nutzen

Auf der Suche nach Samenbäumen für den klimastabilen Zukunftswald: Forstbetriebsleiter Peter Hagemann und Waldgenetik-Fachmann Dr. Joachim Hamberger (von links) begutachten eine Winterlinde bei Klosterlangheim (Bild: J.Hamberger).

Download

22. Feburar 2023 Rothenkirchen - Der Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten pflegt und bewirtschaftet die staatlichen Wälder von der Thüringer Grenze im Frankenwald im Norden bis zu den Waldgebieten bei Weismain und rund um Lichtenfels im Süden. Ganz im Vordergrund steht dabei der Kampf gegen den Borkenkäfer in der Fichte und die Begründung vielfältiger Waldbestände, die dem rasanten Klimawandel langfristig widerstehen können. Denn die extremen Trocken- und Dürrejahre seit 2018 haben dem Wald sehr zugesetzt.

Zu diesem Thema bekam jetzt der Forstbetrieb zukunftsweisenden Besuch aus den Reihen der Wissenschaft. Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Bayerischen Amtes für Waldgenetik (AWG) in Teisendorf, machte sich ein Bild von den Borkenkäferschäden im Frankenwald, aber auch vom Potenzial an Saatgut-Erntebeständen im Staatswald. Denn für einen erfolgreichen Waldumbau sind klimarobuste Baumarten notwendig. Das AWG kümmert sich um die Wahl geeigneter Baumarten für die Zukunft der bayerischen Wälder. Dazu gehören neben angewandter forstgenetischer Forschung zur Eignung unterschiedlicher Baum-Herkünfte auch die Erfassung und Erhaltung wertvoller forstlicher Genressourcen für die Zukunft.

Vom Umfang der Waldschäden im Frankenwald zeigte sich Dr. Hamberger deutlich beeindruckt: „Diese riesigen kahlen Flächen sind erschreckend, sie zeigen, dass die ererbten Reinbestände dringend durch vielfältigen Mischwald ersetzt werden müssen“. Besonders ging es ihm um Lösungsmöglichkeiten und die großen Chancen für die Schaffung einer gemischten, klimastabilen neuen Waldgeneration. In der Diskussion mit den Forstleuten vor Ort lobte Dr. Hamberger die Anstrengungen, die vom Borkenkäfer bedrohten Altholzschirme möglichst lange zu verteidigen um sie als Schutz für die Pflanzung möglichst zahlreicher Baumarten zu nutzen. Für die Anzucht dieser Forstpflanzen bedarf es in den kommenden Jahren wachsender Mengen an Saatgut aus geeigneten Waldbeständen. Nur so könne die Baumarten-Diversität und die genetische Vielfalt in den Wäldern nachhaltig gesichert werden, so Dr. Hamberger. Auch dafür ist der Forstbetrieb Rothenkirchen mit einer großen Palette an Saatgut-Erntebeständen bereits für die Zukunft gut gerüstet. Die Bäume solcher Bestände müssen hinsichtlich Qualität und Gesundheit besonders hohe Anforderungen erfüllen. Diskutiert wurden die Erntemöglichkeiten von den Hochlagen-Buchen in der Rennsteigregion über besonders leistungsfähige Tannen- und Douglasienherkünfte im Frankenwald bis zu den wertvollen Edellaubholzbeständen am Obermain. Hier zeigte sich Dr. Hamberger besonders beeindruckt von den Winterlindenbeständen am Jura-Anstieg bei Klosterlangheim, wohl einem der größten Vorkommen dieser Baumart in Bayern. Für die Forstleute spielt die Linde mit ihrer Genügsamkeit auf den unterschiedlichsten Waldböden und ihrem gut zersetzlichen Laub eine wichtige Rolle im künftigen „Klimawald“. Auch die Bäume bei Klosterlangheim sind für eine Beerntung amtlich zugelassen. Und so kann es gut sein, dass schon in Kürze der Nachwuchs aus den Lindensamen vom Obermain nach einer Zwischenstation in einer Baumschule beim „Projekt Zukunftswald“ im Frankenwald zum Einsatz kommt.