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Rede des Vorstandsvorsitzenden Martin Neumeyer anlässlich des heutigen Sommerfestes in Regensburg

Reinhardt Neft und Martin Neumeyer beim Sommerfest der Bayerischen Staatsforsten 2019.

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Begrüßung

Wir, mein Vorstandskollege Reinhardt Neft und ich, freuen uns, Sie, unsere Geschäftspartner, Kunden und Gäste, heute Abend zum Wilden Grillen begrüßen zu können. Wir freuen uns auf anregende Gespräche, vor allem aber darauf, mit Ihnen zu feiern.

In der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion um den Klimawandel spielt der Wald eine zentrale Rolle. Zeitungen und digitale Medien landauf, landab zeichnen dabei Gefahren für den deutschen Wald. Und es stimmt: Der Wald ist in Gefahr! Und darauf müssen wir reagieren. Wir müssen alles tun, um den Wald gesund zu erhalten. Oder um mit den Worten unseres Ministerpräsidenten zu sprechen: Der Wald ist unser Erbe. Er ist herausgefordert und bedroht. Ihn zu erhalten ist die wichtigste Aufgabe.

Denn der Wald ist nicht nur Opfer des Klimawandels, er wird auch gebraucht, um den Klimawandel abzumildern oder gar aufzuhalten. Einerseits wird der Wald durch die Klimaveränderung belastet, durch Hitze, Trockenheit und vermehrte Schädlinge. Andererseits findet im Wald die beste CO2-Speicherung überhaupt statt. Wir dürfen in diesen schwierigen Zeiten daher nicht passiv vor den Herausforderungen des Klimawandels stehen, sondern wir müssen aktiv Wege aufzeigen, Lösungen anbieten und umsetzen. Aus diesem Grund steht der heutige Abend unter der Überschrift „Neue Bäume braucht das Land“.  

Dem vom Bayerischen Ministerpräsidenten ausgerufenen großen Programm zur Wiederaufforstung können wir da nur beipflichten. Den Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge werden mehrere Millionen Bäume benötigt, um den Verlust von insgesamt 110.000 Hektar Wald vor allem durch Trocken- und Insektenschäden in Deutschland auszugleichen. Neue Bäume für unser Land, für unseren Staatswald – das ist auch die Devise, nach der die Bayerischen Staatsforsten, besser gesagt die bayerischen Försterinnen und Förster, schon sehr lange handeln.

Neue Bäume, das bedeutet: mehr Bäume.

Die Bayerischen Staatsforsten werden deshalb in den nächsten fünf Jahren 30 Millionen neue Bäume pflanzen – 5 Millionen mehr als geplant, also zusätzlich. Von der natürlichen Verjüngung ganz zu schweigen. Wir wollen den Waldumbau hin zu klimatoleranten Mischwäldern noch stärker vorantreiben. Wir leisten in Bayern bei den Staatsforsten damit einen wichtigen Beitrag, um die Waldfläche in Deutschland und in Mitteleuropa zu erhalten und sogar zu erhöhen.  

„Neue Bäume“, das bedeutet aber auch, dass wir mehr Vielfalt in unseren Wäldern brauchen, wir brauchen neue Baumarten. Dabei ist es nicht entscheidend, ob wir wieder mehr auf alte, fast in Vergessenheit geratene, seltene Baumarten setzen oder auf Baumarten, die aus Regionen stammen, in denen heute schon Klimabedingungen vorherrschen, wie sie für uns prognostiziert werden – beispielsweise die Libanonzeder oder die südosteuropäische Baumhasel, die wir auf der Einladung für den heutigen Abend abgedruckt haben. Entscheidend bei der Auswahl der neuen Baumarten sind allein die Zukunftsperspektiven vor dem Hintergrund des Klimawandels. Also ganz konkret z. B. die Widerstandsfähigkeit gegen steigende Temperaturen und Trockenheit.

Wenn es um die Zukunft unseres Waldes geht, darf es daher keine Denkverbote geben. Dominik Schwarz, ein junger Kollege aus unserem Bereich Waldbau, wird im Anschluss dazu noch einen kurzen Impulsvortrag geben.  

Meine sehr geehrten Damen und Herren, um die Zukunft des Waldes zu erhalten und den Schadholzereignissen der letzten Jahre entgegenzuwirken, haben wir als Vorstand der Bayerischen Staatsforsten gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Plan entwickelt, der uns durch diese harten Zeiten führt und uns für die Zukunft wappnet.

Oberstes Ziel: Der Wald muss gesund erhalten werden, um ihn als Klimaspeicher für unsere Gesellschaft nutzen und unseren Kunden gute gesunde Bäume zu hoffentlich wieder besseren Preisen anbieten zu können. Nachhaltige Holznutzung ist ökologisch und bedeutet langfristige Speicherung von CO2 in Holzprodukten sowie Ersatz für fossile Rohstoffe. Zudem müssen wir die Handlungsmöglichkeit und Reaktionsfähigkeit der Bayerischen Staatsforsten in vollem Umfang erhalten, indem wir den Einschlag auf die reale Vermarktungslage beim Nadelstammholz anpassen.

Das bedeutet auch, dass der Einschlag von frischem Nadelstammholz weiterhin auf das zwingend notwendige Maß begrenzt wird. Deshalb ist es eine große Hilfe für die Staatsforsten in diesen Zeiten, wenn der Ministerpräsident betont, nicht mehr die Gewinnabführung an den Freistaat steht im Mittelpunkt, sondern die Stärkung der Klimafunktion: Eine schwarze Null genügt. Genau diese schwarze Null ist die Planung des Vorstands der Staatsforsten für das aktuelle Geschäftsjahr, was allerdings durchaus eine Herausforderung ist. Dies ist eine wichtige Botschaft für alle 41 Betriebe der Staatsforsten in Bayern und unsere 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!  

Herausforderungen brauchen Lösungen. Und Lösungen brauchen Innovationen. Deswegen investieren wir auch zukünftig bewusst in unsere Wälder und das Unternehmen. Die Bayerischen Staatsforsten handeln nach dem Credo: Wir sind im höchsten Maße innovationsfreudig! Und wir finden durch neue Ansätze und Wege Lösungen, die uns helfen, gestärkt aus dieser Krise heraus zu gehen.  

Dazu vier Innovationen, die in diesen Tagen und Wochen neu zur Anwendung kommen:

  1. Die Persönliche Schutzausrüstung unserer Forstwirte haben wir zusammen mit führenden Herstellern neu entwickelt, da es keine vergleichbaren Produkte, die unseren professionellen Ansprüchen genügen, auf dem Markt gab und gibt. Sie können sich von der hohen Qualität unserer Forstwirt-Ausrüstung selbst einen Eindruck machen. Wir haben die komplette Schutzausrüstung, die unsere Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter tragen, heute im Foyer für Sie ausgestellt.
     
  2. In den letzten Monaten haben wir viele Tests mit sogenannten ferngesteuerten Fällkeilen durchgeführt. Also mit Keilen, die unsere Waldarbeiter aus sicherem Abstand nutzen können, um nicht mehr direkt am Baum stehen zu müssen, wenn er fällt. Das ist gerade in der frühen Laubholzernte ein immenser Fortschritt bei der Arbeitssicherheit. Die Unfallgefahr für unsere Waldarbeiter verringert sich so deutlich.
     
  3. Mit neuen von den Bayerischen Staatsforsten entwickelten und exklusiv für uns gebauten Trailern, die auch von landwirtschaftlichen Zugmaschinen gezogen werden können, wollen wir die Geschwindigkeit weiter erhöhen, mit der Holz aus dem Wald abtransportiert wird. Denn Zeit ist in der aktuellen Situation nicht nur Geld, sondern auch die Lebensversicherung für unseren Wald. Lassen wir Käferbäume auch nur ein paar Tage zu lang im Wald liegen, befallen die Käfer unsere stehenden, vitalen Bäume und bringen sie zum Absterben. Die ersten Trailersysteme werden in diesen Tagen neu ausgeliefert und in wichtigen Brennpunkten eingesetzt.
     
  4. Wir bauen keine 50 Meter Luftlinie von hier ein neues Holzgebäude. Wir werten damit innerstädtische Flächen auf, indem wir eine reine Parkplatzfläche zu lebenswertem Wohnraum weiterentwickeln und durch die Bauweise auf Ständern gleichzeitig diese Parkmöglichkeiten erhalten. Die nachhaltige Nutzung der begrenzten Ressource Fläche, gerade im städtischen Bereich, ist beispielgebend für viele tausende Parkplätze in ganz Deutschland. Wir bauen ökologisch, klimafreundlich und mit unserem regional verfügbaren Werkstoff Holz 33 neue Wohnungen mit einer Wohnfläche von zusammen über 900 Quadratmetern. 

Und wir zeigen Ihnen im Rahmen dieses Sommerfestes unsere Wertewald-Ausstellung – das sind wichtige strategische Handlungsfelder der Bayerischen Staatsforsten in den nächsten Jahren. Unzählige neue Ideen und Anregungen stammen von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich an diesem Prozess aktiv beteiligt haben.