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Methusaleme im Staatswald

Methusalemtanne im Kempter Wald mit einem Durchmesser von über 110cm (Foto: Sebastian Neubauer, BaySF)

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07.Februar 2024, Sonthofen – Der Schutz alter oder besonderer Bäume ist ein wichtiger Bestandteil der naturnahen und nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Staatswald. Alte, knorrige Bäume mit ihrer zuweilen bizarren Gestalt, sind nicht nur ein Hingucker für Wanderer und Naturgenießerinnen, sondern häufig auch wichtige „Hotspots“ der Artenvielfalt.

„Wir Förster von den Bayerischen Staatsforsten setzen auf einen konsequenten Schutz alter und besonderer Bäume“, berichtet Förster Sebastian Neubauer. Er pflegt den Staatswald im Kempter Wald. Eichen, Tannen und Fichten, die in Brusthöhe einen Durchmesser von 100 cm erreicht haben, werden in der Regel nicht mehr genutzt. Für die anderen Baumarten gilt ein Brusthöhendurchmesser von 80 cm als Voraussetzung, um bei den Bayerischen Staatsforsten als Methusalem alt zu werden.

Im Revier Kempter Wald des Forstbetriebs Sonthofen gibt es einige stattliche Weißtannen, zahlreiche alte Buchen und einige Eichen, die von Förster Sebastian Neubauer mit einer gelben Wellenlinie markiert wurden und nun als Methusalem bis zum natürlichen Zerfall sich selbst überlassen werden. „Die landschaftsprägenden Weißtannen mit ihren stattlichen Dimensionen im westlichen Kempter Wald sind im Schnitt etwa 150-200 Jahre alt“, erläutert Revierleiter Sebastian Neubauer. Bei den Methusalemtannen handelt es sich im Wesentlichen um noch gesunde und vitale Bäume, die mit ihren rund 200 Jahren noch nicht einmal die Hälfte ihres maximalen Alters erreicht haben und so hoffentlich noch viele Generationen überdauern können. Momentan erfüllen die meisten dieser besonders stattlichen Bäume eine ausgesprochen wichtige Funktion: Sie produzieren jährlich unzählige Samen, welche im Laufe der Jahre zu jungen Bäumen heranwachsen, wenn sie nicht von Tieren gefressen werden. Die Förster sprechen von Naturverjüngung.

Mit zunehmendem Alter und abnehmender Vitalität der Bäume, nimmt ihre Bedeutung als wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pilze stetig zu. Das Abbrechen von dicken Ästen oder ganzen Kronenteilen, das Eindringen von Pilzen in das Holz, sowie die Anlage von Spechthöhlen machen aus einem alten Baum innerhalb von wenigen Jahren einen wichtigen Trittstein der Artenvielfalt. „Genau hier setzt das Konzept des Methusalemschutzes der Bayerischen Staatsforsten an“, erklärt Neubauer. „Alte, markante und stattliche Bäume sollen über viele Menschengenerationen erhalten und geschützt werden, um am Ende ihres Lebens den Lebensraum Wald mit einem weiteren Biotop für zahlreiche Arten zu bereichern und so die Natürlichkeit unserer Wälder zu erhöhen.“ Das Methusalemkonzept ist ein wichtiger Teil der naturnahen Waldbewirtschaftung.