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Forstbetrieb Ruhpolding beginnt mit Renaturierung der südlichen Chiemseemoore

Torfmoos überwächst Fichte nach erfolgreicher Wiedervernässung

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Moorbagger im Einsatz

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12. Oktober 2023, Ruhpolding - Diesen Herbst starten umfassende Bauarbeiten für die Renaturierung der südlichen Chiemseemoore im Bereich der Staatswaldflächen. Die südlichen Chiemseemoore sind Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und beheimaten über 300 geschützten Tier- und Pflanzenarten. Um diesen Naturschatz zu erhalten, ist es eine wichtige Aufgabe, in den verbleibenden Hochmooren einen möglichst naturnahen Wasserhaushalt wieder herzustellen.

Der Großteil der Moore im Alpenvorland wurden bereits vor Jahrhunderten vom Menschen entwässert, um neue Wald- und Weidestandorte zu gewinnen. Die südlichen Chiemseemoore wurden zudem sehr stark zur Torfgewinnung genutzt, was heute noch der Torfbahnhof bezeugt.

Moore sind wahre Multitalente

Mittlerweile wurde jedoch die wichtige Rolle erkannt, die Moore im Naturhaushalt spielen. Beispielsweise tragen sie bei Starkregen zur Abmilderung von Hochwasserspitzen bei. Außerdem sind in Mooren große Mengen an Treibhausgasen gebunden. In trockengelegten Moore zersetzt sich der Torfboden allmählich und die Gase werden in die Atmosphäre abgegeben.

Aus diesem Grund errichtet der Forstbetrieb Ruhpolding im Kühwampenmoos, in den Damberger Filzen sowie im Hacken insgesamt gut 250 Dammbauwerke, um die alten Entwässerungsgräben zu verschließen. Damit wird die Entwässerung in den Moorbereichen gestoppt und die Torfkörper können sich wieder mit Wasser füllen. Für die Umsetzung konnte der Forstbetrieb spezialisierte Firmen gewinnen, die mit kleinen Maschinen mit Kettenlaufwerken in dem schwierigen Gelände mit einem sehr geringen Bodendruck arbeiten können. Wo der Wald derzeit sehr dicht ist, werden im Vorfeld Fichten entnommen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Auswirkungen auf umliegende Bereiche sind nicht zu befürchten

Grundlage für das Projekt ist ein moorökologisches Gutachten, das 2020 abgeschlossen wurde. Dabei wurden sämtliche Gräben in den Projektgebieten im Kühwampenmoos, in den Damberger Filzen und im Hacken untersucht und beplant. Bei den Planungen wurde insbesondere berücksichtigt, dass sich die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Staatswaldflächen beschränken. Die bestehenden Randgräben um die Renaturierungsflächen bleiben erhalten, sodass negative Veränderungen auf angrenzenden Privatgrund und umliegende Ortschaften ausgeschlossen sind.

Neben dem Erhalt des Moorbodens kommt die Renaturierung auch den moortypischen Tier- und Pflanzenarten sehr zugute. Erfahrungen aus vergangenen Projekten zeigen, dass sich bereits nach kurzer Zeit die ursprüngliche Vegetation wiedereinstellt. Da alle Projektbereiche nicht nur FFH-Gebiet, sondern auch Vogelschutzgebiet sind, wurden in die Renaturierungsplanung die Bedürfnisse besonderer Naturschätze, wie z. B. der Wespenbussard, mit einbezogen und die Planung eng mit den Naturschutzbehörden abgestimmt. So werden Arbeiten nach Sonnenuntergang vermieden und die zu entfernenden Gehölze werden vor der Entnahme auf Höhlen, Horste und Spaltenquartiere geprüft. Die Maßnahmen werden im Herbst umgesetzt werden, wenn die Vogelbrutzeit und Jungtieraufzucht weitestgehend abgeschlossen sind.

Die Umsetzung der Maßnahmen ist ein wichtiger Meilenstein für die südlichen Chiemseemoore. Doch auch nach dem Projektabschluss wird sich der Forstbetrieb weiterhin dafür einsetzen, das einzigartige Mosaik an Lebensräumen in seiner Vielfalt zu erhalten und zu fördern.