Pflanzen für den Klimawald
Forstbetrieb Allersberg stellt Weichen für die Zukunft
11. Dezember 2020, Allersberg - 30 Millionen neue Bäume hat Ministerpräsident Söder für den Bayerischen Staatswald angekündigt. Um den Kraftakt zu stemmen, haben die Förster und Waldarbeiter der Bayerischen Staatsforsten im Forstbetrieb Allersberg begonnen, das ambitionierte Ziel umzusetzen. Allein 125.000 Zukunftsbäume wurden in diesem Herbst gepflanzt. Deren Auswahl ist gut durchdacht.
Robust soll er sein und gut strukturiert. Spätfröste sollen ihn genauso wenig beeinträchtigen wie hohe Temperaturen und ausbleibende Niederschläge. Er soll möglichst vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten und zugleich die Bevölkerung mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz versorgen. Die Rede ist vom Wald der Zukunft, dem Klimawald. Deshalb sind auch im Forstbetrieb Allersberg der Bayerischen Staatsforsten derzeit zahlreiche Forstwirtinnen und Forstwirte unterwegs, um junge Bäume zu pflanzen.
Pflanzsaison beim Forstbetrieb Allersberg
Landtagsabgeordneter Volker Bauer besucht die Förster und informiert sich über Waldumbau und den Stand der Klimawaldkulturen. Nass, kalt, grau aber noch kein Frost - ideales Pflanzwetter. Trotz oder gerade wegen der Witterung besucht Volker Bauer die Pflanzarbeiten der Bayerischen Staatsforsten im Forstbetrieb Allersberg. Aus erster Hand will er sich informieren über den Waldumbau hin zu Wäldern, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen als die im Bereich Roth bisher weit verbreitete Kiefer.
Vielfalt statt Reinbestände
Aus mindestens vier Baumarten soll er bestehen, der Zukunftswald, wie ihn die Bayerischen Staatsforsten planen. Vier Baumarten pro Bestand, wohlgemerkt. Bayernweit gibt es im Staatswald bereits heute rund 50 verschiedene Baumarten - Tendenz steigend. Der Trend geht seit vielen Jahren in Richtung Laubbäume und Vielfalt. "Die Mischung macht's", erklärt auch der Allersberger Forstbetriebsleiter Harald Schiller: "Die wichtigste Aufgabe der Bayerischen Staatsforsten ist es, einen gemischten, gesunden und klimastabilen Wald zu begründen und zu fördern. Das gelingt nur durch Vielfalt." Und die erreicht man nur, wenn der Wald aktiv gepflegt wird. Überließe man den Wald sich selbst, so Schiller, dann würden über ein bis zwei Baumgenerationen in weiten Teilen Bayerns Buchenreinbestände entstehen oder wie hier wieder reine Kiefer. "Reinbestände bieten weniger Arten Lebensraum als gemischte Bestände. Sie sind zudem anfälliger für Schädlinge, wie man aktuell bei Fichte und Kiefer sieht." Diese Nadelhölzer, "Brotbäume" der Forstwirtschaft, wurden vor allem nach den beiden Weltkriegen aus nachvollziehbaren Gründen vielerorts in großer Anzahl gepflanzt, um den Holzbedarf der Bevölkerung zu decken.
Waldumbau ist in vollem Gang
Das Umdenken hat bereits vor Jahrzehnten eingesetzt. Solange arbeiten die Förster bereits erfolgreich daran, die Baumartenvielfalt zu erhöhen. Der Anteil von Fichte und Kiefer sinken seit vielen Jahren, zahlreiche andere Baumarten profitieren davon. Aktuell gibt es rund 50 verschiedene Baumarten im Bayerischen Staatswald, mindestens 30 im Forstbetrieb Allersberg, davon die verschiedenen Weiden nicht mitgezählt. Den größten Anteil daran hat im Forstbetrieb Allersberg immer noch die Kiefer mit 46 %. Der Waldumbau ist aber auch hier in vollem Gang, die Staatswald-Förster bereiten die Wälder auf die Klimaveränderung bestmöglich vor und fördern dabei auch andere, bisher unterrepräsentierte Baumarten. So hat sich der Laubholzanteil im Forstbetrieb allein in den letzten 20 Jahren von 19 auf 28 % erhöht und soll in den nächsten 50 Jahren auf rund 50 % steigen.
"In diesem Hebst und kommenden Frühjahr pflanzen wir zusätzlich zum normalen Pflanzprogramm von 40 Hektar weitere 20 Hektar Klimawald mit Baumarten, die an trockenere und wärmere Verhältnisse angepasst sind", erläutert Johannes Lang, der als Servicestellenleiter des Forstbetriebes Allersberg zuständig ist für die Pflanzenbeschaffung und den Einsatz der Pflanzer. Lang weiter: "Insgesamt bringen wir diesen Winter auf 53 Hektar knapp eine Viertel Million Pflanzen aus. Hinzu kommen 7 Hektar Eichensaaten mit 3,5 Tonnen Eicheln. Von diesen 60 Hektar sind lediglich 8 Hektar Nadelholz mit Tanne, Lärche und Douglasie. Beim Laubholz bilden klar Stiel- und Traubeneiche mit 21 Hektar aus Pflanzung und Saat den Schwerpunkt. Aber auch bisher seltene heimische Baumarten wie Ulmen, Kirsche, Moorbirke, Elsbeere und Speierling sind verstärkt darunter. Hinzu kommt heuer auch die mehr südeuropäische Edelkastanie."
Bewirtschaftete Wälder haben bessere Klimabilanz
Die aktive Bewirtschaftung der Wälder hat aber nicht nur Vorteile für die Artenvielfalt, sie hilft auch, den Klimawandel zu beeinflussen. Studien des renommierten Thünen-Instituts zeigen, dass die Bewirtschaftung der Wälder dazu beiträgt, mehr klimaschädliches Kohlendioxid zu binden als das in nicht bewirtschafteten Wäldern der Fall ist. Was sich zunächst paradox anhört, hat einen einfachen Grund. Ein bewirtschafteter Wald befindet sich in einer dauernden Aufbauphase. Er entzieht der Atmosphäre ständig Kohlendioxid und bindet es. Optimal ist es, wenn das Holz genutzt wird und daraus ein Dachstuhl oder ein Tisch entsteht. "So lässt sich pro Kubikmeter Holz rund eine Tonne CO2 speichern - oft über viele Jahrzehnte", erklärt Forstbetriebsleiter Schiller. Sogenannte Naturwälder, die nicht mehr bewirtschaftet werden, speichern Kohlendioxid, können der Atmosphäre aber ab einem gewissen Alter kaum mehr CO2 entziehen. "In der Zerfallsphase", so Harald Schiller, "wird dann sogar noch CO2 freigesetzt. Dies führt zu der unter dem Strich sogar zu einer schlechteren Klimabilanz als wir sie in unseren regulär bewirtschafteten Wälder feststellen."
Hintergrundinformation
Der Forstbetrieb Allersberg, als einer von 41 Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten, bewirtschaftet mit einem 50-köpfigen Team 18.700 ha Staatswald. Seine Waldflächen verteilen sich auf die Landkreise Nürnberger Land, Neumarkt in der Oberpfalz, Roth, Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen und die kreisfreie Stadt Schwabach. Er erstreckt sich damit von Neuhaus an der Pegnitz bis Greding im Osten und Merkendorf bis Heidenheim im Westen. Jährlich werden auf dieser Fläche nachhaltig rund 120.000 m³ Rohholz geerntet. Der Wald ist geprägt von Kiefern und Fichten, in der Frankenalb und im Oberpfälzer Jura zusätzlich von Buchen und Tannen. Ziel ist die Umwandlung der Nadelholzbestände in artenreiche Mischwälder.