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Sagt mir, was die Zeichen sind

Striche, Punkte, Pfeile, Zahlen - was aussieht wie eine groß angelegte Schnitzeljagd, sind sichtbare Zeichen der Forstwirtschaft. Sie bilden den Abschluss eines Planungsprozesses, der mit einer Stichprobeninventur beginnt und über die Erkenntnisse aus einzelbestandsweisen Begängen in der sogenannten Forsteinrichtung alle zehn Jahre festgeschrieben wird. Die Forsteinrichtung gibt die waldbaulichen Ziele, Maßnahmen und Erntemengen vor. Der Förster setzt diese Vorgaben in die Realität um. Auch mit der Sprühdose: Damit er und letztlich alle im Wald wissen, was Sache ist, gibt es an den Bäumen Markierungen. Eine Auswahl.

Pflanzung

Auch wenn der Wald sich im Prinzip aus sich selbst heraus verjüngen kann und soll, muss an manchen Stellen immer noch gepflanzt werden. Zum Beispiel, um nach einem Sturm oder einer anderen Katastrophe Wald wieder zu begründen. Oder um in einem Wald eine Baumart zu etablieren, die dort bislang nicht wächst. Damit die Waldarbeiter wissen, wo sie die jungen Bäume pflanzen sollen, werden diese Bereiche markiert. Die Buchstabenkürzel stehen für die zu pflanzende Art. "Bu" steht in diesem Fall für Buche.



Holzernte - Förderung

Wenn ein Baum in den Augen eines Försters besonders gut ist, das heißt, er vital ist, eine gut ausgebaute Krone und einen gerade gewachsenen Stamm hat, dann markiert er ihn. So ein "Ziel-" oder "Elitebaum" verspricht bei seiner Ernte nach Jahrzehnten weiteren Wachstums einen guten Preis zu erzielen. Diese Bäume sind das Kapital des Försters und sie dürfen in Ruhe "Speck ansetzen". Dafür braucht so ein Baum stetige Förderung. Ein oder zwei ums Licht konkurrierende Nachbarn des meist mit einem bunten Bändchen oder mitunter auch einem gelben Farbtupfer markierten Baums müssen weichen: Sie werden ausgezeichnet und bei der nächsten Holzernte entnommen.



Holzernte - Entnahme

Orangene oder rote Punkte oder Striche zeigen, dass dieser Baum geerntet werden soll. Entnahme nennt der Förster das. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Bei einer Durchforstung etwa werden solche Bäume entnommen, die die ausgewählten "Ziel"- oder "Elitebäume" bedrängen und damit an der Entwicklung hindern.  Es könnten aber auch erntereife Bäume sein, die ihre definitive Zielstärke erreicht haben und der nachwachsenden und nach licht gierenden Baumgeneration weichen müssen. Sie werden dann im Rahmen der sogenannten Verjüngungsnutzung entnommen.



Holzernte - Rückegasse

Einfach Bäume umhauen und das Holz aus dem Wald zaubern, funktioniert nicht. Deswegen ist es notwendig, neben den LKW-befahrbaren Forststraßen eine systematische, unbefestigte Feinerschließung, sogenannte Rückegassen, in den Bestand zu legen. Auf diesen Gassen - und nur dort! - dürfen die Rückeschlepper das Holz aus dem Bestand holen. Ziel ist, dass möglichst wenig Waldboden von schwer beladenen Maschinen befahren wird. Rückegassenmarkierungen sollen dauerhaft anzeigen, wo die schweren Forstmaschinen in den Bestand fahren dürfen. Im Staatswald gilt ein Regelabstand von rund 30 Metern. So werden rund 85 Prozent der Waldböden nicht befahren.



Jagd - Hochsitz

Solche Zeichen sind ein Hinweis für Jäger, wo genau sich ein Hochsitz befindet. Üblicherweise sind sie durchnummeriert, um beispielsweise bei Drückjagden die nicht immer ortskundigen Schützen effizient einweisen zu können. Eine Angabe wie "bei dem großen Baum" erscheint nur bedingt präzise. Auch für die Pflege und den Ersatz solcher Jagdeinrichtungen sind Ziffer und Richtungspfeil hilfreich.



Jagd - Trakt

Reh- und Rotwild leben im Wald und ernähren sich von ihm. Die Zahl der von ihnen angeknabberten Bäumchen gibt einen Hinweis auf ihre Dichte. Damit haben die Förster ein stichprobenbasiertes Monitoringverfahren zur Hand, das Auskunft darüber gibt, wie sich der Verbisseinfluss entwickelt und ob die Wildstände waldverträglich sind. Bei der Datenaufnahme wird jährlich wiederkehrend entlang einer Aufnahmegeraden (Trakt) im Wald gezählt, bei wie vielen Pflanzen der Leittrieb verbissen wurde. So ein Trakt ist 40 bis 60 Meter lang, wenigstens 30 Zentimeter breit und gibt über jährliche Wiederholungsaufnahmen einen guten Hinweis auf die Verbiss- und Verjüngungsentwicklung. Das "T" mit dem Pfeil zeigt den Anfangspunkt eines solchen Trakts an.  



Naturschutz - Biotopbaum

Eine Wellenlinie am Baum ist kein Hinweis auf einen Tümpel oder einen Bach in der Nähe. Hier steht vielmehr ein Biotopbaum. Biotopbäume sind beispielsweise Bäume mit Pilzkonsolen, Höhlen, Horsten oder mit größeren rindenfreien Stellen am Stamm. In solchen Biotopbäumen leben unter anderem Eulen, Spechte, Hohltauben, Hirschkäfer oder Mopsfledermäuse. Oder in der Krone brüten Schwarzstörche oder Habichte. Es können auch besonders alte Baumveteranen sein, etwa Überbleibsel ehemaliger Hutewälder. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nicht gefällt werden sollen. Die dauerhaft angebrachte Wellenlinie kann sogar eine ganze Gruppe von Bäumen markieren - ein unverkennbares Zeichen dafür, welch große Rolle der Naturschutz bei der täglichen Arbeit im Staatswald spielt.



Grenzen - Bestands-, Abteilungs- und Besitzgrenzen

Wald ist gegliedert. Da gibt es Bestände, Abteilungen und Distrikte. Der Bestand, als waldbauliche Behandlungseinheit, ist eine mehr oder weniger gleichmäßig aufgebaute Waldfläche. Zum Beispiel ein "130-jähriger Buchen-Kiefernbestand mit eingesprengten Lärchenüberhältern". Diese Bestände lassen sich räumlich klar abgrenzen und sind meistens wenige Hektar groß. Abteilungen fassen mehrere Bestände zusammen und sind in der Regel 20 bis 100 Hektar groß. Distrikte wiederum bestehen aus mehreren Abteilungen. Zwei weiße Streifen am Baum stehen für eine Abteilungs-, drei Streifen für eine Distriktgrenze. Diese Ordnung ist notwendig, um Waldorte klar voneinander abzugrenzen.



Wandermarkierungen

Wald ist nicht nur Produktionsort von Holz, er dient auch der Erholung der Menschen. Wanderer, Jogger Mountainbiker - sie alle müssen sich zurechtfinden und dabei helfen solche Markierungen. Sie sind so vielfältig wie unsere Landschaften. Symbole und Buchstaben stehen für Wege von A nach B oder bestimmte Themen, die man entlang des Weges entdecken kann. Sie geben Ziele, Entfernungen oder auch nur den Streckenverlauf an. Manche Wanderwege und dementsprechend ihre Markierungen ziehen sich durch halb Europa. Diese Markierungen werden in der Regel nicht von Förstern angebracht, sondern von den Waldvereinen.