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Höhlenretter entführen Dr. Daniel Müller in die Unterwelt des Müllnerhörndls

Bild: Leitner, BRK BGL

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Bayerische Staatsforsten spenden Bauholz für gemütliche Almhütte in neuer Mitterfeldener Höhlenrettungswache

SCHNEIZLREUTH/KIBLING, 08. Oktober 2015 – Die Bayerischen Staatsforsten hatten für den Ausbau der neuen Höhlenrettungswache im Mitterfeldener Feuerwehrhaus vergangenes Jahr spontan Bauholz gespendet, mit dem die Ehrenamtlichen dann eine gemütliche Almhütte in der kühlen Industriehalle errichteten, in der sie ihre Übungen und Einsätze nachbesprechen können. Zur Demonstration ihres Könnens haben die Höhlenretter der Bergwacht Freilassing nun am Samstagabend Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller in die finstere Unterwelt seines Reviers entführt: In der Adventhöhle im Müllnerhörndl hoch über dem Saalachsee machte er sich nach dem Motto „mittendrin statt nur dabei“ einen unverfälschten Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Gruppe, die für ihn und seine Mitarbeiter wichtiger ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Die Bergwacht zeichnet für den Rettungsdienst im alpinen Gelände verantwortlich und damit auch direkt für die Rettung von verletzten oder akut erkrankten Forstarbeitern; verdeckte und überwachsene Dolinen im Boden bergen zudem eine nicht zu vernachlässigende Absturzgefahr für die Arbeiter im Bergwald, so dass ein Forstunfall im Extremfall auch zu einer aufwendigen Rettungsaktion aus einer Schachthöhle eskalieren kann. Dann beginnt die eigentliche Arbeit für Höhlenrettungschef Peter Hogger und sein Team. Sie sind dort am Werk, wo die Möglichkeiten der regulären Bergwacht-Einsatzkräfte enden, transportieren Verletzte in aufwändigen Aktionen stundenlang über Abseilstellen in Schächten und durch dunkle, engste Löcher zurück ans Tageslicht.

Dr. Daniel Müller war sofort mit Feuer und Flamme dabei und fuhr nach einer praktischen Einweisung in die Einseil-Technik an der Kletterwand am Samstagabend mit in die Adventhöhle ein. Die sehr engen Kriechpassagen, die feuchten, vom Höhlenbach durchnässten Abschnitte und die drei Abseilstellen waren für den sportlichen Förster überhaupt kein Hindernis, der sich begeistert von der Leistungsfähigkeit der ehrenamtlichen Gruppe zeigte: „Ich bin schwer beeindruckt, wir können uns auf Euch verlassen und im Ernstfall sind wir bei Euch auch sehr gut aufgehoben!“

Auch in Bergwachtkreisen gelten die Höhlenretter als Exoten, doch seit den beiden unglaublichen Höhlen-Rettungsaktionen aus dem Riesending im Untersberg und der Jack-Daniels-Höhle im Tennengebirge sind sie nur noch als die allerseits bewunderten Macher der Unterwelt bekannt, die das zuvor unmöglich Geglaubte als ein großes Team zum Pfingstwunder 2014 werden ließen. Mit den beiden Rettungen haben die Einsatzkräfte der Freilassinger Bergwacht einen Quantensprung an Erfahrung, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und internationalem Austausch erlebt. Die von ihnen betriebene Höhlenrettungswache der Bergwacht-Region Chiemgau ist von ihrem Schattendasein ins Rampenlicht gerückt und hat weltweite Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren. Die beiden Rettungsaktionen sind dabei längst als eigene Kapitel in die Geschichte der organisierten Bergrettung eingegangen.

Bei ihrer Arbeit folgen sie einem einfachen Grundprinzip: Wer viel unterwegs ist und ständig übt, kann im Ernstfall sicher und kompetent helfen. Was die Retter dabei auszeichnet, ist die stets gute Stimmung und die außergewöhnliche Kameradschaft in der Gruppe, die an den unmöglichsten Orten in einer oft sehr rauen Umgehung auch immer ihren Spaß hat. „Alle sind mit dem Herzen und vollem Eifer dabei; auch die schlimmste Drecksarbeit ist keinem zu blöd und die zunächst auswegloseste Situation wird gelöst, weil alle an einem Strang ziehen und Hand in Hand zusammenarbeiten“, freut sich Hogger, der mit seiner ruhigen und besonnenen Art ganz verschiedene Leute in einer gemeinsamen Aufgabe zusammenbringt und vereint. Da Höhlen die Menschen seit jeher auch begeistern und oft auch unvorhersehbar Schwierigkeiten auftauchen, dauern die Ausflüge in die Unterwelt schon mal bis weit nach Mitternacht und damit länger als geplant, so dass der abschließende obligatorische Abstecher zur Nachbesprechung ins Wirtshaus nicht mehr möglich ist. „Ein Problem ist das mittlerweile aber nicht mehr wirklich, denn zum Glück haben wir jetzt unsere eigene Almhütte direkt in der Halle, wo wir auch unsere Ausrüstung lagern. Egal wie spät es wird, wir können uns immer noch zusammensitzen; wenn es viel zu reden gibt auch mal die ganze Nacht“, freut sich Hogger.