Forstliche Pro Silva Gruppe aus der Slowakei am Forstbetrieb Ebrach
14. September 2023, Ebrach - Das Trittsteinkonzept ist europaweites Vorbild dafür, wie ein Forstbetrieb eine ökologisch hochentwickelte, Artenschutz-orientierte Waldnutzung mit der Verarbeitung des umweltfreundlichen Rohstoffs Holz […] kombiniert. Daher bat Präsident Michal Tomčík um eine Führung durch die Ebracher Wälder. Es finden sich immer wieder Besuchergruppen von Forstprofis aus anderen Ländern in Ebrach ein, um sich ihr eigenes Bild vom Forstbetrieb und seinem integrativen Bewirtschaftungskonzept zu machen. So wollten auch Mitglieder der Organisation „Pro Silva Slovakia“ den Forstbetrieb kennenlernen.
Pro Silva Slovakia ist eine Organisation in der Slowakei, die ihren Fokus auf eine schonende, ökologisch nachhaltige Waldnutzung legt, bei der natürliche Prozesse sowie Artenvielfalt erhalten bleiben. Ihre Mitglieder sind Befürworter naturgemäßer Waldwirtschaft wie beispielsweise Förster, Waldbesitzer, Forstunternehmen, Studenten, aber auch Nationalparkleiter und Wissenschaftler. Sie wurden schließlich am 14.09.2023 vom Forstbetrieb Ebrach der Bayerischen Staatsforsten herzlich empfangen und mit dem Steigerwald bekannt gemacht. Die Übersetzung übernahm dabei Stanislav Kucbel (Ph.D). Er ist Wissenschaftler der Fakultät für Forstwirtschaft an der Technischen Universität in Zvolen.
Die Schwerpunkte der Exkursion für unsere slowakischen Gäste waren unser Naturschutzkonzept, der Waldumbau zu klimaresistenten Wäldern und die erfolgreiche Verjüngung von Mischbeständen.
Im ersten Waldbild fand sich das Zielbild des Trittsteinkonzepts. Hier stellt Forstbetriebsleiterin Barbara Ernwein den Forstbetrieb mit seinem exemplarisch hohen Laubholzanteil vor. Sie erklärt die Bedeutung dieser ungenutzten Fläche im Kontext des Trittsteinkonzepts und hebt dessen Bedeutung für die Vielfalt der Arten in bewirtschafteten Wäldern vor. Ebenso macht sie klar, dass durch dieses Konzept sehr wohl der Naturschutz und die Holznutzung in einem Wald vereinbar ist.
Die zweite Station befindet sich in einem Buchenbestand in der Verjüngungsnutzung. Hier erklärt Revierleiter Julian Brosche den Umbau des Reinbestandes zu einem Mischbestand, mit dem Ziel mindestens vier verschiedene Baumarten auf einer Fläche zu haben. Wichtig dabei sei auch eine angepasste Wilddichte um zukunftsorientierte Baumarten wie die Weiß-Tanne etablieren zu können. Die rege Diskussion zeigte wie wichtig gesunde und angepasste Wildbestände für die Waldbewirtschaftung sind.
Ebenso war eindrücklich zu sehen, dass bei Erntemaßnahmen immer ein Teil gefällter Bäume liegen gelassen wird zur Anreicherung und zum Erhalt von Totholz auf der Fläche, verteilt finden sich besonders dicke Bäume als „Methusalembäume“ ausgewiesen, die von vornherein nicht gefällt werden. So kann man Tieren des Waldes, wie beispielsweise dem Schwarzspecht, Lebensraum bieten.
Auf die zweite Station folgt eine kleine Brotzeit, bei der unsere slowakischen Gäste mit fränkischen Bratwürsten und Kuchen verkostet werden, aber auch mit Freude ihre eigenen mitgebrachten traditionelle Speisen präsentieren.
Die dritte Station befindet sich in einem 180-jährigen Buchenbestand. Das Augenmerk war hier auf die Bedeutung von Buchentotholz für Pilz- und Insektenarten gerichtet. Besonders als Revierleiter Jonathan Schäfer einen vom Totholz ernährenden Pilz öffnet und den sich darin lebenden Schwarzkäfer (Bolitophagus reticulatus) vorzeigt ist die Gruppe sehr begeistert. Ebenso erklärt Frau Ernwein anhand des Bestands, dass Bäume bei hohem Alter und Dimension einen größeren ökologischen als ökonomischen Wert haben können, weshalb man sich in diesem Fall lieber für das Stehenlassen entscheiden solle.
Zum Abschluss der Exkursion wollten unsere Gäste auch den Waldbau von Eiche bei uns kennenlernen. Als gute Gastgeber gingen wir gerne auf den Wunsch ein und besichtigten im Revier Schmerb einen Bestand mit erfolgreicher Naturverjüngung von Eiche. Im Hinblick auf Klimaresistenz, Artenvielfalt und ökonomischen Wert ist diese Baumart besonders interessant. Entscheidend ist hier laut Revierleiter Jonathan Schäfer ebenso eine angepasste Wilddichte.
Sichtlich beeindruckt von den präsentierten Waldbildern applaudieren und bedanken sich die Forstleute mit zahlreichen Geschenken aus ihrer Heimat. Als Betrieb haben wir uns sehr über den Besuch slowakischer Forstkollegen gefreut und sind froh, dass somit auch unsere Idee des integrativen Bewirtschaftungskonzept als Vorbild gilt.