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Bergwacht probt mit Forstbetrieb Nürnberg

Rettungsübung im Forstrevier Brunn des Forstbetriebs Nürnberg mit der Bergwacht Nürnberg. Foto: Helge Schneider, BaySF

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16. Juni 2025, Nürnberg - Notruf mitten im Reichswald: beim Aufstellen eines Hochsitzes ist ein Forstwirt des Forstbetriebes Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten verunglückt, der Mann schreit vor Schmerz. Jetzt muss es schnell gehen: Ein Notruf wird prompt abgesetzt – doch wie kommen die Rettungskräfte an den Einsatzort am Ende einer unwegsamen Rückegasse? Mit einem Rettungswagen ist hier kein Durchkommen, so viel steht schnell fest.

„Dann kommen wir ins Spiel“, sagt Alois Schöfer, Stellvertretender Bereitschaftsleiter der Bergwacht Nürnberg. Die Bergwacht verfügt über die Spezialausrüstung, die benötigt wird, um verunfallte Personen aus unwegsamem Gelände zu bergen. Sie übernehmen auch – gegebenenfalls mit einem Notarzt gemeinsam - die Erstversorgung und Schmerzbekämpfung vor Ort, bevor die verletzte Person dann mit einem stabilen Transport in Richtung Rettungswagen an die Forststraße gebracht werden kann. 

Doch wie kommen die Helfer zum Einsatzort? „Hier spielt der sogenannte Melder die zentrale Rolle, der uns und weitere Kräfte zielgerichtet an den Einsatzort leiten kann“, sagt Andreas Schrödel, Rettungssanitäter bei der Bergwacht. Ja, das bedeute tatsächlich in manchen Fällen, dass die Kollegen der verunfallten Person diese allein zurücklassen müssen, um die Rettungskräfte heranzubringen. Kein leichter Schritt, der deswegen im Rahmen einer Rettungsübung am Forstbetrieb Nürnberg gemeinsam mit der Bergwacht im Rahmen einer Rettungsübung trainiert wird. 

Wichtig dabei: Außer dem verunfallten Forstwirt - in diesem Fall Vorarbeiter Bernd Kellermann – ist zunächst keiner der Kollegen vorinformiert, sie halten den Einsatz für echt. „Nur so können wir prüfen, welche Schritte richtig gemacht werden oder ob noch Schulungsbedarf besteht“, sagt Servicestellenleiter Helge Schneider, der das Szenario gemeinsam mit Revierleiter Sebastian Heigl und dem Sicherheitskoordinator des Forstbetriebs, Forstwirtschaftsmeister Martin Dengler, gestaltet hat. Auch die Kollegen von der Bergwacht Nürnberg waren in die Planung der Übung von Anfang an involviert. 

Vor Ort im Reichwald läuft alles gut: Kellermann, der bühnenreif wie am Spieß brüllt, wird von seinen Kollegen Alexander Kohlert, Tobias Reichelt und Matthias Krah bei Bewusstsein angetroffen: Der Fuß ist verdreht und schmerzt stark, so das Szenario. Verdacht: Unterschenkelfraktur. Der von den Kollegen abgesetzte Notruf landet wie geplant bei der Bergwacht, die sich bereits an einem Treffpunkt in der Nähe aufhält und nun auf den Unfallort zufährt. Das Einweisen der Rettungskräfte funktioniert gut, innerhalb von zehn Minuten befindet sich Kellermann in der Obhut der Sanitäter. Geistesgegenwärtig haben die Forstwirte auch die benachbarte Rotte hinzugerufen, die Kollegen treffen fast zeitgleich ein. Jetzt auch mit dabei Schneider und Heigl, die das Szenario beobachten.

Auch wenn nun klar ist, dass es sich um eine Übung handelt, verhalten sich alle Beteiligten professionell weiter so, als handele es sich um den Ernstfall. Kellermann wird medizinisch versorgt und auf weitere Befunde neben der Fraktur hin untersucht. Im Anschluss wird der Mann unter Zuhilfename seiner Kollegen zunächst in einen Bergesack, dann auf die einrädrige Gebirgstrage der Bergwacht verbracht. „In dem Bergesack könnte man eine verunfallte Person sogar mit dem Rettungshubschrauber über eine Seilwinde bergen lassen, ohne dass dieser landen muss“, erläutert Schrödel. Doch heute geht es für den Patienten Kellermann in der Trage über die Rückegasse zur Forststraße. Die Entfernung beträgt nur etwa 250 Meter, dennoch ist es ein holpriger Ritt. „Man hat jede Unebenheit gespürt“, gibt der Forstwirt zu Protokoll, als er an der Forststraße Stück für Stück von seinem Mummenschanz befreit wird. 

Im Anschluss an die erfolgreiche Übung findet für drei Nürnberger Forstwirtrotten noch eine praxisorientierte Erste-Hilfe-Schulung statt. Hier spielen die Materialien, die die BaySF-Beschäftigten am Mann oder am Fahrzeug haben die Hauptrolle: Wie funktioniert ein „Israeli-Bandage“, also ein taktischer Druckverband zum Selbstanlegen? Wie und mit welchem Material lässt sich ein herkömmlicher Druckverband gestalten und welche Vorteile verspricht dieser? Was tun bei einer länglichen Schnittverletzung infolge eines Unfalls mit einer Kettensäge? Die Profis von der Bergwacht Nürnberg sind um keine Antwort verlegen.

„Eine rundum erfolgreiche Rettungsübung und Fortbildung mit vielen Aha-Effekten“, bilanziert Servicestellenleiter Helge Schneider schließlich den Vormittag. „Wir konnten als Team vom Forstbetrieb Nürnberg viele wichtige Impulse mitnehmen.“ Es wird nicht die letzte gemeinsame Rettungsübung mit der Bergwacht Nürnberg gewesen sein.