Trugdolden und Elsenlöckchen
Mit des Elsbeere ist es wie so oft im Leben: Nicht alles, was schön aussieht, schmeckt auch gut. Bevor Sie sich Ende September ein Kreuzchen im Kalender machen, um die Früchte der Elsbeere zu ernten, möchten wir Sie warnen: Die Elsbeere gehört zur Gattung der Mehlbeeren. Trotz ihrer schönen Blüten, den sogenannten „Trugdolden“, sind die Früchte nicht besonders lecker: trocken, mehlig und etwas säuerlich. Auf der Skala der Geschmäcker, die der Mensch freudig auf seiner Zunge begrüßt, dürfte sich die Mehlbeere im hinteren Mittelfeld tummeln. Bestenfalls. Aber es steht ja auch nirgends geschrieben, dass alles Schöne auch gut schmecken muss. Und schön sind die Trugdolden allemal.
Aber auch Schönheit ist nicht alles im Leben. Oft sind es die inneren, verborgenen Werte, die zählen. Gerade auf die Elsbeere trifft das zu, denn unter den nach außen aufgebogenen Borkenschuppen, die sogenannten „Elsenlöckchen“, die der Baum nach einigen Lebensjahrzehnten ausbildet, würde man nicht so ohne weiteres erstklassiges Furnierholz vermuten. Bis zu 20.000 Euro sollen für einen einzelnen Stamm bereits erzielt worden sein. Gerader Wuchs, wenig Äste und die richtige Holzstruktur sind natürlich Voraussetzung. Und diese Eigenschaften sind wahrlich nicht bei jedem Exemplar von Sorbus torminalis – auf diesen Namen hört die Elsbeere im Lehrbuch – gegeben. Jeder Baum hat seinen eigenen Charakter und seine ganz besonderen Eigenheiten. Das gilt für das Holz der Elsbeere, aber auch für ihre Blätter: Wenn man (hier: der Förster) es nicht besser wüsste, könnte man (hier: der forstliche Laie) meinen, die Blätter kämen von unterschiedlichen Baumarten.
Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom nördlichen Afrika bis Südengland. Um ein maximales Wohlfühlgefühl zu entwickeln, braucht die Elsbeere aber ganz bestimmte Voraussetzungen. Auf trockenen, kalk- und nährstoffreichen Böden kann die Lichtbaumart Elsbeere auch als Mischbaumart im Wald bestehen. Richtig gut geht es der Ruhrbirne – so wird die Elsbeere im Volksmund wegen der heilenden Wirkung ihrer Früchte bei Durchfallerkrankungen genannt – zum Beispiel im relativ warmen Unterfranken. Oder außerhalb Bayerns an Rhein, Mosel oder Neckar. Na, merken Sie was? Weinanbaugebiete sind auch Elsbeerengebiete. Die Elsbeere ist wärmeliebend, auf südlichen Hängen mit starker Sonneneinstrahlung fühlt sie sich geradezu pudelwohl. Dort wächst und gedeiht sie bis zu Stammdurchmessern von über einem Meter.
Keine Frage: Die Elsbeere ist ein würdiger Preisträger. Schon allein weil die Baumart mittlerweile so selten geworden ist, verdient sie besondere Aufmerksamkeit. Und wer weiß: Der Klimawandel könnte der Elsbeere unverhofft wieder etwas Rückenwind verschaffen und sie konkurrenzfäher machen: Mit Trockenheit kommt sie jedenfalls besser zurecht als die Buche. Und die ist optimal an unsere klimatischen Bedingungen angepasst.