Headerimage

Nachwuchsförderung: Die deutsche Eiche

Mythen und Märchen ranken sich um die sprichwörtliche deutsche Eiche. Der „Baum der Deutschen“ wird sie genannt, und „der König der Bäume“. Konkurrenz ist jedoch ihre Sache nicht!

Im Volksmund ist die Eiche Symbol der Stärke und der Standhaftigkeit, sie steht für das Dauerhafte und Verlässliche. Diese Eigenschaften werden ihr zurecht zugeschrieben. Was der Volksmund dabei ganz gerne vergisst, wollen wir hier nicht unter einen dichten Laubteppich kehren: Die Eiche ist etwas langsam.

So, nun ist es heraus. Wenn Sie es nicht weiter erzählen, wollen wir Ihnen noch etwas verraten: Damit etwas aus ihr wird, muss man der Eiche oft unter die Äste greifen. Sie will gehegt und gepflegt und vor allem beschützt werden. Wenn sie noch zögerlich gen Himmel blickt, ob sie genügend Licht bekommt, hat die Buche neben ihr schon lange die Ellbogen ausgefahren und drängt nach oben. Im Wald verhält es sich nicht anders als bei Unsereins: wer zuerst kommt, malt zuerst. Und da hat die Buche ihre Nase beziehungsweise Krone vorn.

Der Gerechtigkeit halber wollen wir nicht unterschlagen, dass die Buche es etwas leichter hat: Sie ist eine Schattenbaumart. Sie wächst ein paar Meter im Schatten und wartet dann auf die sprichwörtlich besseren Zeiten. Geduldig steht sie da und dreht Ästchen. Bis, ja bis die größeren Bäume um sie herum das Zeitliche segnen und im Sägewerk ihrer letzten Bestimmung entgegen gehen. Die Buche lacht sich eins, und los geht’s, immer der Sonne entgegen. Die Eiche hat da schon lange aufgegeben. Zuwenig Licht, zuwenig Platz für ihre Krone.

Ließe man den Wald, so wie er wollte, hätte man in einigen hundert Jahren – die harten Ellbogen machen es möglich - Buchenwälder. „Auch schön“, werden nun Viele sagen. Stimmt, schön anzuschauen wäre das schon, aber im Sinne der Artenvielfalt ist das nicht. Damit diese etwas rüpelige Ellbogenmentalität der Buche nicht überall der Eiche zum Nachteil gereicht, tut die Koalition aus Eichelhähern und Förstern ihr Bestes, um der etwas trägen Eiche auf die Sprünge zu helfen. Der Eine säht, der Andere pflegt. Auch im Hinblick auf den Klimawandel. Denn trotz Klimaerwärmung und harter Ellbogen der Buche wollen sich auch in hundert Jahren noch Spaziergänger über die gesunden Mischwälder und die schönen Eichen freuen.

Die Eiche ist eine der Hoffnungsträgerinnen für das Jahr 2100. Ihr werden die Eigenschaften zugeschrieben, mit den prognostizierten Wetterveränderungen gut zurecht zu kommen. Stärke und Standhaftigkeit sind dann gefragt, und zwar nicht nur in den bayerischen Wäldern, sondern auch jenseits unserer Landesgrenzen. Und das ist ein weiterer Pluspunkt für die Eiche: Sie ist eine überzeugte Europäerin. Sie fühlt sich bei unseren Nachbarn in Frankreich genauso wohl wie in Italien und Österreich. Das einzige, was sie in der Nachbarschaft ihrer Krone nicht so recht  mag, das sind (Sie werden es schon ahnen) die harten Ellbogen der Buche.