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Mit der Axt im Walde

Harte Arbeit, einfache Lebensumstände: Wochentags lebten die Holzknechte oft in einfachen Unterkünften mitten im Wald (Bild: Archiv Holzknechtmuseum)

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Das Holzknechtmuseum in Ruhpolding

Der Mensch hat den Wald nicht erfunden, aber er hat ihn geformt. Im Umgang mit dem Wald spiegeln sich die Natur des Menschen und der Zeitgeist wieder. Vor allem aber bestimmten die jeweiligen Lebensumstände die Hauptfunktion der Wälder. Früher wollten die Menschen nur eins: Holz. Koste es was es wolle, und je mehr desto besser. Der Bedarf war riesig, der Vorrat scheinbar unbegrenzt. Seit es Menschen gibt, wird Holz genutzt. Als Waffe, als Werkzeug, als Baumaterial und – seit Prometheus den Menschen das Feuer gebracht hatte - natürlich auch als Brennstoff.

Heute ist der Anspruch an die Wälder wesentlich differenzierter. Es ist zwar auch im Jahr 2010 nicht verwerflich, mit geschlagenem Holz Geld zu verdienen. Klar ist aber auch: Nicht auf Kosten der ökologischen Leistungsfähigkeit des Waldes. Nicht auf Kosten der biologischen Vielfalt. Und nicht auf Kosten der Erholungsfunktion der Wälder.

So wie unsere Wälder heute dastehen, hat nicht die Natur sie geformt, sondern Menschenhand. Kräftige, schwielige und ausdauernde Menschenhände, die mit reiner Muskelkraft, Äxten und – aus heutiger Sicht – archaisch wirkenden Sägen den Holzbedarf der Menschen befriedigten. So wie der Mensch den Wald formte, formte der Wald auch die Menschen. Die Arbeit, die diese Menschen verrichteten, war hart und gefährlich. Das Wort Arbeitssicherheit kam weder im Vokabular der Holzknechte noch ihrer Arbeitgeber vor.

Die Geschichte des Waldes ist seit jeher untrennbar mit der Geschichte der Wald- und Forstarbeiter verbunden. Und deren Geschichte ist gut dokumentiert und präsentiert im Holzknechtmuseum in Ruhpolding.

Eine schönere Umgebung für ein Museum ist kaum vorstellbar. Der Ort an sich wirkt schon wie eine kleine Zeitreise in eine gesündere Vergangenheit. Die Luft atmet sich leichter und fühlt sich gesünder an. Der Blick geht in die Ferne: hohe Gipfel, langgezogene Täler, Wälder soweit das Auge reicht. Die Gegend ist aber auch ein Fenster in die Vergangenheit. Umgeben von imposanten Bergen stehen die Gebäude, die einer der ältesten Zünfte überhaupt gewidmet sind. Die teils im Original erhaltenen Forsthütten und Holzerstuben auf dem Freigelände illustrieren das Alltagsleben der Holzknechte, die manchmal die ganze Woche über in den Hütten wohnten. Die beiden Hauptgebäude des Museums sind im Stil der kurfürstlich-königlichen Salinenverwaltungsgebäude gebaut, einer Zeit, in der große Mengen von Holz zur Befeuerung der Salinen zur Salzgewinnung nach Traunstein transportiert wurden. Im Inneren des Museums trifft man sie dann: Lebensgroße Figuren stellen den entbehrungsreichen Alltag der Holzknechte nach. Tonbeispiele lassen den Besucher teilhaben an der gefährlichen Arbeit in abgelegenen Wäldern. Hier hört der Besucher Äxte, die ins Holz eindringen, das Reiben und Reißen der Sägen und schließlich das Knirschen des Holzes und den dumpfen Aufschlag des gefallenen Baumes. Die ausgestellten Werkzeuge – gefertigt nach damaligem Stand der Technik – lassen heute noch die Anstrengungen der Waldarbeit vor hundertfünfzig Jahren erahnen.

Das Holzknechtmuseum ist aber noch mehr als die Dokumentation der Vergangenheit. Es ist eine Begegnungsstätte mit einer Vielzahl von Veranstaltungen. Führungen, Theater, Musik und vieles mehr zeigen, dass sich der gesellschaftliche Kontext gar nicht so sehr verändert hat. Den Holzknecht von damals verbindet mit dem Forstwirt oder Erholungssuchenden der Gegenwart eine ganz besondere Art der Erd- und Naturverbundenheit. Ein paar Jahrzehnte ändern daran nichts. Hier, im Holzknechtmuseum in der Laubau in Ruhpolding, treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander.

Weitere Informationen:

Internetseite des Holzknechtmuseums

<link fileadmin user_upload aktuelles leitartikel hkm-programm10sw-_.pdf _blank download>Veranstaltungsübersicht Holzknechtmuseum 2010