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Ein Forstbetrieb mit mehr als nur Holz

Ein Blick vom Steinernen Meer über die Saalforstflächen am Dießbachstausee

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10 Jahre Bayerische Saalforste

St. Martin, 03. Juli 2015 - Zum 1. Juli 2005 wurde das Unternehmen Bayerische Staatsforsten gegründet, das die Waldflächen im Eigentum des Freistaats Bayern bewirtschaftet. Dazu gehören auch die Bayerischen Saalforste, Forstbetrieb St. Martin, im salzburgischen Pinzgau. Für Forstbetriebsleiter Thomas Zanker ist das Jubiläum „10 Jahre Bayerische Staatsforste“ ein Grund auf die Leistungen des Forstbetriebs im vergangenen Jahrzehnt zu schauen: 

„Wir sind ein Forstbetrieb der nicht nur mit Holz arbeitet. Auf 18.510 Hektar Gesamtfläche, von 540 m über dem Meeresspiegel bei Unken bis zum 2.634 m hohen Birnhorn in den Leoganger Steinbergen sind wir zuständig“ sagt Zanker. Von dieser Fläche sind rund 11.200 Hektar Wald. Der Ertrag des Forstbetriebs wird wie folgt erwirtschaftet, z. B. im Geschäftsjahr 2014: 73 % Holz, 6 % Jagd, 10 % Vermietung und Verpachtung, 9 % Besondere Gemeinwohlleistungen als finanzielle Leistungen des Freistaats Bayern v.a. für Schutzwälder.

Der nachhaltige Holzeinschlag beträgt 40.000 Festmeter pro Jahr, davon wird rund die Hälfte per Seilbringung an die Forststraße gebracht. 30 Angestellte, Arbeiter und Beamte beschäftigt der Forstbetrieb. Die 17 am Forstbetrieb tätigen Arbeiter erledigen rund 50 %  des Holzeinschlags sowie die Pflanzungen und Jungbestandspflegen. Für Seilungen, Wegeinstandsetzungen und –bauten werden v.a. örtliche Unternehmer eingesetzt. Im Jahr 2014 erhielten diese für Leistungen z. B. 1,7 Millionen Euro. 53 Hektar werden für Skianlagen wie Pisten und Beschneiungsteiche genutzt. Rund 70.000 Kubikmeter Gestein wird jährlich an mehreren Orten abgebaut.  

Einforstungsrechte regeln mehr als 500 Holzbezugsrechte – diese machen 10 % des Jahresholzeinschlags bzw. 40.000 Festmeter im Jahrzehnt aus. Über 600 Weiderechte bestehen, mehrere Tausend Stück Vieh werden jährlich auf Licht- und Waldweiden aufgetrieben,  von österreichischen und bayerischen Berechtigten in den Saalforsten. Auf freiwilliger Basis wurden zwischen 2005 und 2015 738 Kuhgräser und 191 Festmeter Holz abgelöst.  

Der Waldumbau hin zum Bergmischwald schreitet im derzeit noch mit zu 64 % Fichten-dominierten Wald voran: in 10 Jahren erfolgten rund 300 Hektar Mischbaumartenpflegen in Jungbeständen und auf über 200 Hektar wurden kleine Bäume gepflanzt. V.a. junge Tannen, Buchen und Lärchen - um Fichtenreinbestände in klimatolerante Mischbestände umzubauen.

Ein forstbetriebliches Naturschutzkonzept wurde im Jahr 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Naturnahe Waldbewirtschaftung und die Integration von Naturschutzbelangen auf ganzer Fläche sind maßgebliche Grundsätze. Biotopbäume und das Belassen von Totholz spielen eine wichtige Rolle. Der Artenschutz spiegelt sich nicht zuletzt in der Ausweisung von 935 Hektar Wildeuropaschutzgebieten wieder. In der Regiejagd verzichten die Bayer. Saalforste darüber hinaus freiwillig auf die Bejagung der Raufußhuhnarten wie Auer- und Birkwild.

Wer jagt bei uns? 25 % der Fläche sind verpachtet – dies sind vor Allem die Gamsjagdflächen oberhalb der Waldgrenze. 75 % der Fläche bejagen wir mit eigenem Personal, um im Wald möglichst einen baumartenreichen Bergmischwald aufwachsen zu lassen: 3 angestellte Berufsjäger und weitere 10 Beschäftigte des Forstbetriebs und über 30 Jagderlaubnisnehmer sowie über 30 Jagdgäste erlegen jährlich rund 260 Rehe, 150 Gemsen und 100 Stück Rotwild. Das Wildpret wird zu großen Teilen in der Region vermarktet. Die Verbissituation wird jährlich auf rund 100 Verbisstrakten kontrolliert. Der Leittriebverbiss betrug im Jahr 2015 weniger als 1 % bei Fichten, rund 8 % bei Tannen, 10 % bei Buchen und rund 12 % bei Sonstigen Laubhölzern. 

Ohne Walderschließung gäbe es keine Bewirtschaftung und auch keine Erholung: 240 Kilometer Forststraßen, 225 Kilometer Rückewege und unzählige Wanderwege durchziehen die Saalforste. Als vor 100 Jahren die letzte Holztrift nach Bad Reichenhall über die Saalach eingestellt wurde, kamen erst Wege für den Winterholzzug mittels Schlitten, ab den 1960er Jahren auch Forststraßen. Ein Großteil der heutigen Forststraßen sind als Radwege freigegeben, Teile auch als Loipe oder Skiabfahrt im Winter.  

Ausbildung des forstlichen Nachwuchses und Exkursionen: Jährlich kommen rund 10 Exkursionen aus dem In- und Ausland zu uns um die naturnahe Waldbewirtschaftung zu erleben. Studenten der Bodenkultur in Wien sowie der Technischen Universität in München ebenso wie z. B. im Juni 2015 eine Exkursion im Rahmen der österreichischen Forstvereinstagung. Tradition hat der Forstbetrieb darin, Studierenden der forstlichen Fachhochschulen Praktikumsmöglichkeiten zu bieten. 

Als Teil der Bayerischen Staatsforsten sind die Saalforste eine Besonderheit im Pinzgau, da die Flächen im Eigentum des Freistaates Bayern in Österreich liegen und auf den ältesten, noch gültigen Staatsvertrag Mitteleuropas zurückgehen, einen Salinenvertrag von 1829. Der Forstbetrieb erstreckt sich über 18.500 ha zwischen den Berchtesgadener Kalkhochalpen im Osten und den Chiemgauer Bergen im Norden bis zu den zentralalpinen Gebieten nach Leogang im Süden.