Bayerische Staatsforsten Bad Brückenau engagieren sich für Schutz von bedrohten Arten
Braunkelchen gehören zu den vom Aussterben bedrohten Wiesenbrütern. Foto: Matthias Franz/Landkreis Bad Kissingen
Download13. Juni 2025, Bad Brückenau - Im Januar herrschte reges Treiben am sogenannten Hohen Weg im Bereich der
Reutwiesen im Naturschutzgebiet Schwarze Berge. Der Hohe Weg ist ein
Verbindungsweg zwischen Stangenroth und dem Totnansberg im Besitz der Bayerischen
Staatsforsten. Dort waren tagelang Forstwirte und Auszubildende des Forstbetriebs
Brückenau mit dem Entfernen von dichten Heckengehölzen zur Förderung seltener
Vogelarten beschäftigt.
Was im ersten Moment wie ein Widerspruch und nach einem starken Eingriff in die Natur
klingt, hat positive Auswirkungen für die bayernweit vom Aussterben bedrohten
Wiesenbrüter. Dazu gehören beispielsweise Bekassine, Wiesenpieper oder das
Braunkehlchen.
Wiesenbrüter benötigen offene Flächen zur Anlage ihrer Nester. Hecken können
Sichtbarrieren darstellen, die den Vögeln den Zugang zu ansonsten geeigneten
Brutplätzen einschränken. Durch die Pflege von Hecken wird ihr Lebensraum offener
und zugänglicher. Dadurch finden die Vögel leichter geeignete Nistplätze. Im
vorliegenden Fall befinden sich die klassischen Wiesenbrüterlebensräume in den
Gebieten Reutwiese und Oberer Dornsröder. Durch die Heckenpflege werden diese
beiden Gebiete für die Wiesenbrüter wieder miteinander vernetzt.
Hecken und Gehölzinseln dienen oftmals als Rückzugsgebiete für die natürlichen Feinde
(sogenannten Prädatoren) der Wiesenbrüter, wie Fuchs, Waschbär oder Marder. Auch
von Greif- und Rabenvögeln werden sie gerne als Ansitzwarten genutzt. Damit bieten
Hecken für Raubtiere auch günstige Versteckmöglichkeiten, um sich unbemerkt an die
Nester der Wiesenbrüter heranzuschleichen. In offenen Landschaften jedoch haben
Wiesenbrüter eine bessere Sicht auf ihre Umgebung. So können sie potenzielle
Bedrohungen frühzeitig erkennen. Dies ist besonders wichtig während der Brutzeit,
wenn die Vögel verletzlicher sind.
Die Maßnahme wurde eng zwischen den Bayerischen Staatsforsten, dem Naturpark
Bayerische Rhön e. V. sowie der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von
Unterfranken und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Bad Kissingen
abgestimmt. Von den Akteuren wird betont, dass wertvolle Gehölze nicht von den
Fällungen betroffen waren und erhalten bleiben. Darunter fallen etwa Obstbäume.
„Neben dem Waldnaturschutz liegt uns auch die Verbesserung für Offenland und
Bodenbrüter in diesem ganz sensiblen und ehemals zerschnittenen Bereich am Herzen“,
führt die zuständige Revierleiterin Laura Uffelmann aus. Sie freut sich über erste
Insekten und andere Besucher an den ebenfalls neu angelegten Feuchtbiotopen und der
entbuschten Fläche. Die Anlage einer kleinen Tümpelkette kommt auch den dort
vorkommenden Amphibienarten zugute und verschafft beispielsweise der Bekassine
zwei geeignete Nahrungsflächen. „Die Maßnahme wurde durch den Forstbetrieb Bad
Brückenau vorbildlich umgesetzt. Es bleibt zu hoffen, dass dies von den Wiesenbrütern
genauso gesehen wird und sich ihre Bestände im Naturschutzgebiet vermehren“, erklärt
Matthias Franz, Biodiversitätsberater an der Unteren Naturschutzbehörde des
Landkreises.
Abschließend wird von den Behördenvertretern betont, dass jegliche Heckenpflege oder
Gehölzentfernungen im Offenland in den Naturschutzgebieten im Landkreis vorab mit
der Unteren Naturschutzbehörde Bad Kissingen abgestimmt und genehmigt werden
müssen. Die Entfernung von Hecken kann nur dort Vorteile für die Wiesenbrüter haben,
wo diese daneben auch einen geeigneten Lebensraum finden können.