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Batman kann auch im Winter bleiben

Zwei Große Mausohr-Fledermäuse schlafen in einem Hohlblock-Stein (Foto: Stefan Schürmann)

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Überwinterungsquartiere für Fledermäuse im Forst geschaffen

Fichtelberg– Lautes Bohren und Hämmern dröhnt durch den Wald. Eine Großbaustelle mitten in der Waldesidylle? Nein! Hier entsteht neuer Wohnraum. Aber nicht für Menschen, sondern für Fledermäuse, wie das Große Mausohr oder die Mopsfledermaus. Alte Futtersilos und Keller des Forstbetriebs, die sonst nicht mehr genutzt werden, finden so eine sinnvolle, weitere Nutzung als Winterquartiere.

Fledermäuse benötigen Sommer- und Winterquartiere. Im Sommer genügen ihnen häufig Höhlenbäume, Felsspalten, größere Rindenschuppen am Baum, Lücken in Gebäudeaußen­verkleidungen und vieles mehr. Im Fichtelgebirge dienen hauptsächlich Fichten und Kiefern als Habitatbäume, da Eichen auf Grund der Temperaturen kaum vorkommen. Alte dicke Kiefern sind hierbei besonders gefragt, da sie durch ihre geringe Wärmeleitfähigkeit bis zu den ersten Frösten nutzbar sind. Höhlenbäume sind also auch für Fledermäuse sehr wichtig. Als künstliches Hilfsmittel gibt es Fledermauskästen. Mit am bekanntesten und auch gut verwendbar für viele kleine bis mittelgroße Fledermausarten ist der sogenannte Flachkasten, sowohl selbst gebaut wie auch gekauft.

Die Winterquartiere dagegen müssen frostfrei sein. Viele Arten suchen deshalb gerne tiefe Höhlen und Spalten, alte Keller oder Stollen auf. Davon sind jedoch natürlicherweise nur wenige geeignete vorhanden. Fledermäuse gehören daher zu den am stärksten gefährdeten Tierarten in unserer Heimat und sind bei der Quartiersuche sehr stark vom Menschen abhängig. Das Quartierangebot kann jedoch durch relativ einfache Maßnahmen erweitert werden.

Unter fachkundiger Beratung durch Stefan Schürmann von der Unteren Naturschutz­behörde des Landkreises Wunsiedel schaffen die Auszubildenden des Forstbetriebs Fichtelberg den Fledermäusen also eine neue Heimat in alten Kellern und ungenutzten Futtersilos. „Wir machen es den Fledermäusen so gemütlich wie möglich, bauen Nischen aus Hohlblocksteinen und isolieren die Außenwände der Keller. Damit steht für jede Fledermaus ein kuschelig warmes Plätzchen für den Winter bereit“, erläutert Einsatzleiterin Bettina Knappe.

In Kellern, deren Wände ohnehin aus Hohlblocksteinen bestehen, entstehen zusätzlich Nischen, in dem die angehenden Forstwirte die Steine anbohren  und so Möglichkeiten für die Tiere schaffen, auch in die Wände zu kriechen. An Betonwänden in Rundsilos, an denen Hohlblocksteine schwer zu befestigen sind, hängen die Auszubildenden selbstgebaute Styroporkästen.

Wie werden diese „Nistkästen“ gebaut? Der fleißige Häuslebauer benötigt Styroporplatten, Schläuche zur Heizungsisolierung und eine Lochsäge mit verschiedenen Aufsätzen, sowie ein Messer. Entscheidend ist hierbei, dass die Heizungsisolierung am Styropor so angebracht wird, dass keine Lücken verbleiben, da Fledermäuse keine Zugluft mögen. Das Meterstück Heizungsisolierung einfach in sieben Teile schneiden. Sieben Löcher – eins im Mittelpunkt, sechs außen rum - in die Grundplatte aus Styropor sägen, die etwas enger sind als der Außendurchmesser der Isolierungsröhren. Isolierungsröhren in die Löcher stecken und mit etwas zu großen Styropordeckeln dicht verschließen. Durch den Druck der Styropordeckel verkeilen sich die die Röhren in der Grundplatte und halten ohne Kleber. Das kleine Loch im Deckel, das durch den Bohrer der Lochsäge entsteht, verschließen wir ebenfalls mit Styropor. Die Kästen werden anschließend mit Lochband aus Stahl mit den Öffnungen nach unten an den Wänden befestigt (siehe Foto).

Wichtig ist die Isolierung des Winterquartiers: An Silos und Bunkern am Hang bietet sich an, diese durch Übererdung zu schaffen. Die Einflugschlitze, Einstiege bei Silos oder Türen bei Bunkern haben wir hierbei natürlich freigelassen. Die Deckel für die Silos sollten aus Beton sein, so dass sie nicht wegfaulen, denn durch die Übererdung können sie nur schwer kontrolliert und ausgetauscht werden. Hier besitzen die Deckel Einstiege, um spätere Einblicke in Batmans Schlafzimmer zu ermöglichen. Die Auszubildenden isolieren die Einstiege einfach mit Hackschnitzeln von außen - erzielt die gleiche Wirkung wie Styropor und sieht auch noch natürlich aus. Die Türen für die Bunker können aus Holz oder Metall sein. Sie müssen, wie die nicht übererdeten Wandteile, zusätzlich z.B. durch Styropor isoliert werden. Bei Metalltüren gilt es zu bedenken, dass sich am Einflugschlitz ein Holzbrett befindet, da die meisten Fledermausarten nicht einfliegen, sondern anfliegen und dann hineinkrabbeln. Hierzu benötigen sie etwas zum Festhalten.

Auf diese Weise bauen wir in diesem Jahr im Bereich des Forstbetriebs drei Bunker und vier Silos fledermausgerecht für den Winter um. Natürlich denken wir dabei auch an andere Tiere. So erhalten die Keller extra eine „Salamanderrampe“, einen flachen Zugang für Kriechtiere aller Art, und einen entsprechenden Schlitz unten in der Tür, damit auch diese die Gebäude als Unterschlupf nutzen können.

Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fördern die Maßnahme als besondere Gemeinwohlleistung.