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BaySF_Magazin10_Waldjagd

Da geht es dem Mitglied des Bundestags wie jedem Bürger: Auch Peter Gauweiler geht in den Wald, um zu sich selber zu finden. Er trifft sich mit sich selbst im Wald rund um den Starnberger See. „Ich bin kein Jäger, auch wenn ich die Jagd sehr achte. Ich habe es nur zum Treiber gebracht!“ P E T E R G A U W E I L E R Ist das Ihre Walduniform, Herr Gauweiler? Sie meinen den Janker? Den trage ich zwar nicht immer, aber doch sehr oft. Ich habe als Kind immer Lederhosen angehabt, an hohen Festtagen dann noch den Janker. Damals, in den fünf- ziger Jahren in München, war das ganz normal. Und ich bin – jedenfalls was den Janker angeht – einfach dabei geblieben. Ohnehin gelten Sie als Traditionalist, als Bewahrer tradi- tioneller bayerischer Werte. Immer wieder sprechen Sie sich auch sehr entschieden für die Jagd aus. Ohne die Jagd hätte Bayern einen Teil seiner Seele verloren. Warum? Ganz allgemein gilt: Solange der Mensch ein Mensch ist, wird er auch jagen. Die Jagd ist die ursprünglichste Form unserer Ernährung, unseres Überlebens. In Bayern ist die Jagd ganz besonders tief verankert, sie ist Teil der Alltagskultur, das spürt man sofort, wenn man, wie wir heute, nur etwas aus den gro- ßen Städten herauskommt. Nicht zuletzt waren die großen bayerischen Herrscher immer auch begeisterte Jäger. Man denke an Kaiser Ludwig, den alle Welt „Bavarus“ nannte. Er starb auf der Bärenjagd. Auch Franz-Josef Strauß war ein be- geisterter Jäger. Kurz vor seinem Tod wollte Strauß noch an einer Hirschjagd teilnehmen. Waren Sie mit Strauß jagen? Ich selbst bin kein Jäger, auch wenn ich die Jagd sehr achte. Ich habe es nur bis zum Treiber gebracht. Ich erinnere mich an eine Fasanenjagd in Schottland. Ich habe aber auch schon einmal im bayerischen Hochgebirge stundenlang angesessen und einfach nur die Natur beobachtet. Auch Strauß war im Übrigen ein großer Naturbeobachter. Wir sind mehr als einmal mit dem Geländewa- gen nach Nizza gefahren, durch die Hochalpen, auf steilen Passstraßen und Jagdwegen. Obwohl wir jeden Tag 12 oder 14 Stunden gefahren sind, haben wir sieben Tage gebraucht. Wie würden Sie einem Laien den Reiz einer Jagd beschreiben? Ich kann das gar nicht beschreiben. Wer wissen will, wie eine Jagd ist, soll ent- weder selbst an einer teilnehmen oder große Literatur lesen. Ich empfehle Ivan Turgenev: „Aufzeichnungen eines Jägers“. Selbstverständlich auch die großen Jagd-Erzählungen von Ernest Hemingway. Diese Männer haben die Jagd ange- messen erfasst. Ich könnte das nur nachplappern. Essen Sie selbst Wild? Selbstverständlich. Woher bekommen Sie das Fleisch? Oft über Freunde, die Jäger sind. Der Stadtrat Otto Seidl von der CSU ist ein hervorragender Jäger und hat mir erst neulich einen hervorragenden Rehschle- gel verschafft. Wer kocht zuhause? Meine Frau. Früher habe ich noch selbst gekocht. Als ich noch im Münchner Stadtrat war, gab es einmal im Jahr einen Kochwettbewerb, an dem sich Mit­ glieder der Fraktionen und Zeitungsjournalisten beteiligt haben. In der Jury saß unter anderen Eckart Witzigmann. Einmal habe ich sogar gewonnen. Da habe ich ein Beinfleisch zubereitet, kein Wild leider. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Wenn Sie selbst kein Jäger sind, aber auch nicht an der Feuerstelle stehen: Würden Sie sich dann als Sammler beschreiben? Ich war ja einmal Kreisverwaltungsreferent der Stadt München. Zum Referat gehörte auch eine Pilzberatung, eine freiwillige Leistung, die auch in der Milli- onenstadt München angeboten wird. Bürger können dorthin kommen und die Pilze, die sie gesammelt haben, von Experten begutachten lassen. So lernen sie, Pilze zu bestimmen. Mir hat diese Einrichtung sehr gut gefallen und ich habe dort selbst viel gelernt. Verraten Sie uns einen Geheimtipp: Wo kann man gut Pilze sammeln? Hier, bei Berg, wo wir unterwegs sind, gibt es einige gute Stellen. Da wachsen schöne Reherl … … schöne was? Das ist ein bayerischer Ausdruck für Pfifferlinge. Generell kann man sagen: Unter Fichten, wo der Boden etwas feucht ist, wo auch Moose wachsen, dort wachsen auch Reherl. Gehen Sie deswegen gerne hier spazieren? Das hat viele Gründe. Ich wohne in der Gegend. Und tatsächlich bin ich schon als Kind hier immer mit meinem Großvater entlang gegangen, ich bin ja in München geboren und in Sendling und Großhadern aufgewachsen. Damals hat mich vor allem beeindruckt, dass mein Großvater 1882 geboren ist, also vier Jahre, bevor König Ludwig II. 1886 hier in den See gegangen ist, falls denn diese offizielle Version stimmen sollte. Das war übrigens genau hier, wo wir jetzt stehen, mich hat schon als Kind die Votiv-Kapelle, die Ludwigs Mutter für ihn errichten ließ, sehr beeindruckt. Waldjagd30 I N T E R V I E W

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