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Totes Holz schaffte neues Leben im Wald

Förster Johannes Reisacher mit Jagdhund Anton ist zufrieden mit der Arbeit der Holzerntemaschine, die den Baum in 6 Metern Höhe gekappt hat, um stehendes Totholz zu schaffen (Foto: BaySF)

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02. Februar 2022 Weißenhorn - Ein Förster sorgt sich um seine Bäume, die gut wachsen und gedeihen sollen. Das sieht eigentlich auch Revierförster Johannes Reisacher so, der den südlichen Roggenburger Forst der Bayerischen Staatsforsten in Weißenhorn betreut. Und doch hat er in den letzten Wochen über 30 Bäume im Staatswald von einer Holzerntemaschine in mehreren Metern Höhe kappen lassen. Ohne Krone entsteht ein Totholz-Stamm – warum macht ein Förster so etwas? „In unseren Wäldern gibt es natürlicherweise nur wenig stehendes Totholz, das aber ein sehr wichtiger Lebensraum ist: Rund ein Viertel aller Pilz- und Käferarten braucht Totholz als Lebensraum, auch seltene Spechte und Fledermäuse sind darauf angewiesen“, erläutert Reisacher. „Daher schaffen wir mit der Hochköpfung von Bäumen ganz gezielt diese wertvollen Lebensräume.“

Dass die Biotopgestaltung schnelle Erfolge zeigt, hat Johannes Reisacher schon oft beobachtet. „Die Spechte merken sofort, wenn ein Baum abstirbt und sie dort mit dem Wohnungsbau beginnen können. Spechtabschläge und -höhlen sind in den Hochstümpfen schon nach ein oder zwei Jahren zu sehen. Auch Rindenquartiere für Fledermäuse finden sich schnell an den Stämmen, dazu noch andere Biotopmerkmale wie Pilzkonsolen.“ Dem Forstmann zufolge werden nur stärkere Bäume zu Hochstümpfen entwickelt, die mindestens 35 cm Brusthöhendurchmesser haben. Schließlich sollen die Quartiere von Specht & Co auch Jahrzehnte lang genutzt werden können. Die gekappten Hölzer müssen mindestens 3 Meter hoch sein, besser sind bis zu sechs Meter. Der Freistaat Bayern fördert die Anlage und damit den Artenschutz im Staatswald.

Die Biotophölzer werden übrigens nicht einfach zufällig angelegt: Förster Reisacher strebt eine trittsteinartige Verteilung der Hochstümpfe über das ganze fast 2000 Fußballfelder große Revier an: Ziel ist eine gute Vernetzung der Habitate, damit auch Arten wie seltene Käfer, die nicht kilometerweit laufen oder fliegen können, profitieren. Förster Reisacher ist zufrieden: „Diese Naturschutzmaßnahme können wir sehr gut mit unserer nachhaltigen Waldbewirtschaftung kombinieren, Artenschutz und Forstwirtschaft gehen hier Hand in Hand. In den nächsten Jahren werden sicher noch einige Dutzend weitere Biotophölzer dazukommen.“