Tennenlohe: Nach historischer Untersuchung startet Forstbetrieb Nürnberg erste Maßnahmen
Der Zwickbagger der Firma Heinz Geistmann beginnt im Auftrag des Forstbetriebs Nürnberg mit dem dringend erforderlichen Aufschneiden der Forstwege im Bereich ohne Hinweise auf Munitionsbelastung, den die historische Untersuchung ergeben hat. Das Betretungsverbot gilt unabhängig davon weiterhin! Foto: Sebastian Linstädt, BaySF.
DownloadNürnberg, 21. Mai 2025 – Der aktuelle Waldbrand im Tennenloher Forst auf Flächen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hält Einsatzkräfte weiter gebunden. Der Brand ist zwar unter Kontrolle, aber es gibt immer noch Glutnester auf der Brandfläche von rund 4 Hektar, die weiter unter Beobachtung stehen. Die betroffenen Flächen grenzen direkt an Flächen des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten an. Aufgrund von Munitionsbelastung aus der früheren militärischen Nutzung des Geländes gestalten sich die Bodenlöscharbeiten weiterhin sehr schwierig.
„Unser ausdrücklicher Dank gilt weiterhin allen Einsatzkräften, die unter schwierigsten Bedingungen hochprofessionell agieren und Schlimmeres abwenden konnten“, betont Forstbetriebsleiter Johannes Wurm. Angesichts der aktuellen Lage betont Wurm erneut die Bedeutung der laufenden Untersuchungen zur Munitionsbelastung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz: „Wir müssen möglichst genau wissen, wo Gefahren im Boden lauern. Nur so können wir unsere Waldflächen fit machen für den Klimawandel und aktiv auch vor Waldbränden schützen.“
Bewirtschaftung und Jagd seit 2022 ausgesetzt
Auf rund 2.600 ha des Forstbetriebes Nürnberg, die im ehemaligen Truppenübungsplatz liegen, findet seit Juni 2022 keine Bewirtschaftung und keine Jagd mehr statt. Diese zeitweilige Aussetzung der Bewirtschaftung und Bejagung ist aus Gründen der Arbeitssicherheit alternativlos, bis Klarheit über die Munitionsbelastung herrscht. Diese Situation ist jedoch insgesamt problematisch, weil der Waldumbau zu resilienten Mischwäldern nur dann funktioniert, wenn auch aktive Waldbewirtschaftung betrieben werden kann – und aktiver Waldumbau ist eine der wichtigsten Waldbrand-Präventionsmaßnahmen. Wie das aktuelle Waldbrandgeschehen verdeutlicht, ist darüber hinaus der gegenwärtige Zustand auch für die Feuerwehr ein echtes Problem und Abhilfe muss dringend geschaffen werden.
Anordnung des Landratsamtes
Im vergangenen Jahr hat der Forstbetrieb Nürnberg eine Anordnung vom Landratsamt Erlangen-Höchstadt erhalten, wonach zunächst ein 500m breiter Streifen entlang der Bebauung von Erlangen, Buckenhof, Uttenreuth und Erlangen-Tennenlohe auf Munitionsbelastung zu untersuchen ist.
Dies war notwendig, weil Art. 18 Abs. 3 des Staatsforstengesetzes regelt, dass die Abwicklung von Altlastenfällen auf Flächen der Bay. Staatsforsten auf Basis behördlicher Anordnungen erfolgen muss. Der Gesetzgeber hat hier geregelt, dass das Unternehmen Bayerischen Staatsforsten in seiner Funktion als Vertreter des Eigentümers nicht mit Altlastenfällen finanziell belastet wird, die es nicht selbst verursacht hat.
Seit vergangenem September läuft eine sogenannte „historische Untersuchung“ auf Grundlage der „Baufachlichen Richtlinien Kampfmittelräumung“ (BFR KMR) des Bundes für den gesamten ehemaligen Truppenübungsplatz (rund 3.125 ha). Der Forstbetrieb Nürnberg hat damit die Experten des LGA Institut für Umweltgeologie und Altlasten in Nürnberg beauftragt. Alle verfügbaren Daten zur historischen militärischen Nutzung wurden von der LGA in einer umfassenden Untersuchung zusammengetragen und die Informationen in einem geografischen Informationssystem zusammengeführt.
Die Ergebnisse der historischen Untersuchung geben
Grund zur Hoffnung und schaffen einiges an Klarheit!
Die Untersuchung kam zu folgenden wesentlichen Ergebnissen mit Blick auf die Flächen der Bayerischen Staatsforsten: Auf einer großen Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes (rund 1.400 ha) hat die historische Untersuchung keine Indizien für eine Munitionsbelastung ergeben. Für eine endgültige Entwarnung und Freigabe dieser Flächen ist es aktuell noch zu früh. Die Indizien der historischen Untersuchung müssen erst noch durch Untersuchung der Flächen vor Ort bestätigt werden.
Des Weiteren konnten konkrete Verdachtsflächen mit möglicher Munitionsbelastung klar abgegrenzt und verortet werden. Die Flächenkulisse beläuft sich auf rund 200 ha. Eine dritte Flächenkulisse bilden die Sicherheitsbereiche der ehemaligen Schießbahnen mit erheblicher Wahrscheinlichkeit für das Antreffen von detonationsfähigen Kampfmitteln, jedoch mit äußerst geringer Belegdichte. Diese Flächenkulisse umfasst rund 1.370 ha.
Die historische Untersuchung zeigt damit ein deutlich differenzierteres Bild von Munitionsbelastung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Auf diesem deutlich differenzierten Bild lassen nun deutlich einfacher weitere Maßnahmen ableiten.
Weiteres Vorgehen im Mai und Juni
Aktuell wird ein Untersuchungskonzept von einer Fachfirma zur Kampfmittelbeseitigung erarbeitet. Das Konzept wird Anfang Juni vorliegen. Auf dieser Basis erfolgt dann die Untersuchung vor Ort anhand eines Stichprobenrasters.
Die Untersuchungen werden zunächst beschränkt sein auf den 500m breiten Streifen entlang der Bebauung von Erlangen, Buckenhof, Uttenreuth und Erlangen-Tennenlohe gemäß der Anordnung des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt. Für die Untersuchungen weiterer Flächen sind gemäß Staatsforstengesetz weitere Anordnungen notwendig. Die Gespräche mit Landratsamt hierzu laufen. Parallel wird an einem Arbeits- und Sicherheitsplan gearbeitet, um baldmöglichst erste Bewirtschaftungsmaßnahmen sowie die Jagd auf Teilflächen wieder aufnehmen zu können.
Erste Maßnahmen zur Verbesserung der Waldbrandprävention
Der Forstbetrieb Nürnberg kann nun mit Vorliegen der Ergebnisse historischen Untersuchung erste Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den Munitionsbelastungsflächen wieder aufnehmen. Konkret werden seit heute die über die Jahre ohne Bewirtschaftung zugewachsenen Wege erschütterungsfrei aufgeschnitten. Die Arbeiten werden die nächsten Wochen andauern.
Die Maßnahme dient vor allem der besseren Zugänglichkeit für Einsatzkräfte und soll den Brennstoff entlang der Wege reduzieren. Im Brandfall können die Forststraße so besser als Brandriegel fungieren. Die Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit den Spezialisten für Munitionsbelastung. Weitere Maßnahmen folgen, sobald belastbare Ergebnisse der geplanten Untersuchungen vorliegen.
Appell an die Bevölkerung
Angesichts der derzeitigen Trockenheit und der erhöhten Waldbrandgefahr ruft der Forstbetrieb Nürnberg zur höchsten Vorsicht auf: Im Wald herrscht absolutes Rauchverbot. Offenes Feuer, auch auf angrenzenden Flächen, ist strikt verboten. Fahrzeuge dürfen nur auf geschotterten Parkflächen abgestellt werden, da heiße Fahrzeugteile schnell trockenes Gras entzünden können.
„Der Schutz unserer Wälder ist eine gemeinsame Aufgabe“, sagt Johannes Wurm abschließend. „Wir danken allen, die umsichtig handeln – für die Natur, für unsere Sicherheit und für zukünftige Generationen.“