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Mit dem Hubschrauber auf Borkenkäferfang

Hubschrauberbringung von Borkenkäferholz im Hintersteiner Tal. Foto: Rainer Ruf / BaySF

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22. Juni 2022, Hinterstein – Durch die bereits seit Mitte Mai hohen Temperaturen konnte auch der Borkenkäfer frühzeitig schwärmen. Noch gut getarnt unter der Rinde, zeigt sich jetzt dem geschulten Auge nach und nach, was er derzeit in unseren Wäldern so treibt.

Bereits letzten Sommer sind vermehrt Fichten, oft nesterweise im Bergwald im südlichen Oberallgäu, durch Borkenkäferbefall abgestorben. Da er vor zwei Jahren überall aufgrund von Windwürfen Brutmaterial fand, konnte sich der Borkenkäfer – bei uns vor allem der sogenannte Buchdrucker – stark vermehren. „Auch dieses Jahr gehen wir davon aus, dass mit Käferbefall in ähnlichem Umfang wie letztes Jahr gerechnet werden muss“, erklärt Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. „Um den Schaden möglichst begrenzt zu halten, hilft nur die intensive Kontrolle unserer Wälder. Bereits bevor die Nadeln rot werden und die Rinde abzufallen beginnt, wird nach Einbohrlöchern und Bohrmehl Ausschau gehalten. Die befallenen Fichten müssen wir dann so schnell wie möglich aufarbeiten und aus dem Wald bringen, bevor der Käfernachwuchs noch größere Schäden anrichtet. Das ist immer ein Wettlauf mit der Zeit“, so Oetting weiter.

Im Gebirge wird die Arbeit aufgrund der oft steilen Hänge und der großen Entfernungen zu Forstwegen sehr schwierig. In Lagen, die mit dem Schlepper nicht befahrbar sind, werden deshalb normalerweise mobile Seilkräne zur Holzbringung eingesetzt. Da der Borkenkäfer aber oft in kleineren Nestern verstreut am Hang auftritt, ist dann ein Seilkraneinsatz nicht wirtschaftlich. Hier hilft dann nur noch der Hubschrauber, der das eingeschlagene Holz ins Tal bringt. Als Alternative bleibt nur die Entrindung der gefällten Stämme von Hand mit dem Schäleisen oder einem Anbaugerät an die Motorsäge vor Ort. Dies ist sehr zeitaufwendig und hat den Nachteil, dass die Borkenkäferbrut nur dann abstirbt, solange sie im Larvenstadium, dem sogenannten weißen Stadium, ist. Altkäfer und bereits ausgebildete Jungkäfer überleben und befallen weitere Bäume. Meistens sind alle Entwicklungsstadien in einem befallenen Baum vertreten und somit ist die Handentrindung weniger effektiv.

„Da unsere Forstwirte in letzter Zeit bei Kontrollgängen im Hintersteiner Tal auch einige Käfernester in unzugänglichen Lagen gefunden haben, läuft jetzt die Aufarbeitung und Hubschrauberbringung“, erläutert Revierförster Rainer Ruf. „Zum Glück ist diese nicht ungefährliche Arbeit am Steilhang bereits seit mehreren Jahren zwischen unseren Forstwirten und einer regelmäßig im Allgäu eingesetzten Helikopterfirma eingespielt“, so Ruf weiter. „Unsere Forstwirte fällen und entasten die Bäume und längen sie zu Transportstücken von maximal einer Tonne ab. Beim Fliegen unterstützen sie die Mannschaft der Hubschrauberfirma am Hang und Abladeplatz. Ein gut eingespieltes Team und ein versierter Pilot sind das A und O bei dieser Arbeit, die nur absoluten Profis vorbehalten ist.“

Dieses Aufarbeitungsverfahren mit Hubschrauberbringung ist zwar mit Kosten von über 100 € pro Festmeter sehr teuer. Aber letztendlich verhindert jede rechtzeitig aufgearbeitete Fichte, dass noch mehr gesunde Bäume befallen werden und sowohl der Schaden für den Waldbesitzer, als auch der gesellschaftlich Schaden - wenn Schutzwälder befallen werden – nicht noch größer wird.