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Im Naturwald bei Bodenmais

Markus Würstl (l.) von den Bayerischen Staatsforsten & Christoph Salzmann (r.) vom AELF Regen erklären, was es mit dem Naturwald auf sich hat, mit dabei Hündin Ayla. Foto: BaySF / Mario Hutterer

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13. Oktober 2022, Bodenmais - Wie ein Wald aussieht, der ganz der Natur überlassen wird, kann in den beiden Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau nicht nur im Nationalpark Bayerischer Wald, sondern auch auf 128 Naturwaldflächen beobachtet werden. Eine davon befindet sich bei Bodenmais.

Zahlreiche dicke und dünne, kleine und große Fichtenstämme strecken sich in Richtung Himmel, man hört einen Bach plätschern. Rundum ist es dunkelgrün. Vor allem Fichten, wachsen hier als natürlicher Fichten-Hochlagenwald im Gemeindegebiet von Bodenmais, auf circa 1.100 Meter Höhe. Die Sonne lugt an diesem Morgen nur an wenigen Fleckchen durch das dichte Nadeldach. „Der Naturwald ist eine völlig neue Schutzkategorie", sagt Bereichsleiter Forsten Christoph Salzmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regen zuständig für die Landkreise Regen und Freyung-Grafenau. Gemeinsam mit Markus Würstl, dem stellvertretenden Leiter des Forstbetriebes Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten, informieren sie im Naturwald Grübel über dieses neue Instrument, mit dem der Waldnaturschutz gestärkt werden soll.

Naturwälder sind Waldflächen, die ganz der Natur überlassen werden, ähnlich wie in den beiden bayerischen Nationalparken, nur flächenwirksam auf ganz Bayern verteilt. Entstanden im Nachgang des Volksbegehrens „Rettet die Bienen" wurde ein neuer Artikel im Bayerischen Waldgesetzes ergänzt. Artikel 12 a besagt, dass auf zehn Prozent der Staatswaldflächen ein grünes Netzwerk aus Naturwäldern einzurichten ist.

Im gesamten Freistaat sind das rund 79.000 Hektar Wald, bislang wurden 58.000 Hektar ausgewiesen, demnach fehlen noch 20.000 Hektar. Im Bereich des AELF Regen gibt es inzwischen rund 953 Hektar Naturwaldflächen im Staatsforst, rund 670 Hektar im Landkreis Regen und 280 Hektar im Landkreis Freyung-Grafenau. Die Flächengröße reicht von 0,3 Hektar (halbes Fußballfeld) bis zu 400 Hektar. Eine der 128 der naturüberlassenen Waldflächen ist die rund 56 Hektar große Fläche mit dem Namen Grübel bei Bodenmais.

„Auf diesen Flächen finden keine regulären forstlichen Eingriffe mehr statt –“, sagt Forstrat Salzmann. Eine Ausnahme davon ist allerdings, wenn die Fällung und Entnahme der Schädlingsbekämpfung und somit dem Erhalt des Waldgebiets oder der Gefahrenabwehr für Leib und Leben entlang von Wanderwegen dienen. „Ist eine Fichte vom Borkenkäfer befallen wird diese gefällt und mit einem speziellen Verfahren schlitzförmig entrindet, sodass die Fichte trotz Borkenkäferbefall auf der Fläche bleiben kann, keinen Brutraum für Borkenkäfer bietet und somit keine Gefahr für den benachbarten Wirtschaftswald ausgeht.“, ergänzt Würstl. Große Ausnahme bildet das Wildtiermanagement, denn nicht zu jagen, würde bewirken, dass nicht mehr die ganze, vorhandene Artenvielfalt an Pflanzen nachwachse. Ansonsten bleiben die Flächen der Natur überlassen.

Drei große Ziele sind mit der Ausweisung zu Naturwaldflächen verbunden, wie Würstl und Salzmann erläutern. Hauptziel ist der Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt. Weiter soll der Naturwald für die Gesellschaft weiterhin erlebbar bleiben. Dazu sollten Waldbesucher auf den Wegen bleiben und respektvoll und vorsichtig mit der Natur umgehen. Als drittes Ziel werden Flächen bereitgestellt, auf denen langfristig beobachtet wird, wie sich der Wald im Klimawandel ohne Einfluss des Menschen verhält. Was sich ändert, oder was eben nicht. Welche Pflanzen mit dem Klimawandel zurechtkommen und welche nicht.

Die Naturwälder sind Teil eines großen Gefüges im Wald. Die Devise der Waldbewirtschaftung in Bayern ist schon seit Jahrzehnten „Schützen und Nutzen“. „Das Bayerische Waldgesetz sagt, dass der Wald, der landeskulturelle, wirtschaftliche, soziale und ökologische Aufgaben zu erfüllen hat nachhaltig zu bewirtschaften ist. Das wird am Forstbetrieb Bodenmais schon seit Jahrzehnten gelebt“, so Würstl. Die naturnahe kleinflächige Bewirtschaftung der Bayerischen Staatsforsten sorgt dafür, dass sich Naturwälder und bewirtschaftete Waldflächen nicht groß unterscheiden und ein kleinflächiges Mosaik entsteht. Das soll auch weiterhin so bleiben.