PEFC-Audit: Forstbetrieb Nürnberg durchläuft erfolgreich den „forstlichen TÜV“
Das PEFC-Audit in vollem Gang: Zertifizierer Heinrich Förster (4.v.li) lässt sich durch die Leimenlöcher im Forstrevier Zerzabelshof führen und die örtlichen Besonderheiten (Kiefernkalamität, Wiederbestockung) erläutern. Vom Forstbetrieb Nürnberg dabei (v.li.): Servicestellenleiter Helge Schneider, Revierleiter Hans-Joachim Ulrich, der neue Stellvertretende Forstbetriebsleiter Stephan Jüstl, FBL Johannes Wurm mit Effendi sowie Neuzugang Dominik Laschinger, zukünftige Reviervertretung im Forstrevier Brunn. Foto: Sebastian Linstädt, BaySF.
DownloadWichtiger Teil des Audits: Intensive Gespräche unter forstlichen Fachleuten. Foto: Sebastian Linstädt/BaySF
Download9. Mai 2025, Nürnberg – Forstzertifizierung – ein sperriger Begriff. Und doch hat er es ganz schön in sich! Der Forstbetrieb Nürnberg durchläuft aktuell auf ein Audit nach dem PEFC-Standard. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Zunächst einmal sind alle Wälder der Bayerischen Staatsforsten nach dem PEFC-Siegel zertifiziert. PEFC steht für den englischen Begriff „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“, zu Deutsch also ein „Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen“. Es handelt sich bei dem PEFC-Siegel um das weltweit größte unabhängige Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft. Das bedeutet, alle Produkte mit diesem Siegel stammen auch nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Waldbewirtschaftung.
Seit 1999 sorgt diese Waldzertifizierung also dafür, dass der gesellschaftliche Bedarf nach dem Rohstoff Holz mit umfassendem Schutz der internationalen Waldflächen einhergehen kann. In Bayern sind aktuell rund 2.294.000 ha Wald, und damit rund 90 Prozent der gesamten Waldfläche nach PEFC zertifiziert.
So läuft eine PEFC-Forstzertifizierung ab
Bevor Wälder zertifiziert werden können, muss es Regeln geben, nach denen bewertet wird. Daher kümmert sich PEFC Deutschland um sogenannte Standards. Das Ganze läuft nach festen internationalen Vorgaben ab (PEFC D 4001 und ISO Guide 59) und es wird darauf geachtet, dass möglichst viele verschiedene Interessengruppen mitreden können – von Waldbesitzern über Umweltorganisationen bis zu Sägewerken. Ziel ist es, dass die Regeln fair und transparent aufgestellt werden und alle am Ende damit leben können. Der Start eines neuen Standardprozesses wird öffentlich angekündigt und alle Interessierten können mitarbeiten. Wenn die Regeln fertig sind, werden sie offiziell vom Deutschen Forst-Zertifizierungsrat abgesegnet und veröffentlicht. Alle paar Jahre (alle 5 bis 7 Jahre) werden die Standards überarbeitet und aktualisiert.
Ist das Regelwerk da, geht’s an die Zertifizierung der Wälder. In Deutschland läuft das meistens regional ab. Das bedeutet: Viele Waldbesitzer in einer Region schließen sich zusammen und lassen sich gemeinsam zertifizieren. Dazu wird eine Regionale PEFC-Arbeitsgruppe gegründet. Diese kümmert sich darum, dass alle Regeln eingehalten werden, überprüft regelmäßig die nachhaltige Bewirtschaftung und sorgt dafür, dass die Waldbesitzer sich an die Vorgaben halten. Im Fall der Bayerischen Staatsforsten läuft das hingegen anders: Unsere Flächen sind groß genug, um „für sich“ betrachtet zu werden.
Wenn alles passt, gibt’s am Ende ein großes Zertifikat für die ganze Region und einzelne Zertifizierungsurkunden für die Waldbesitzer. Die Verantwortlichkeiten, wer was genau machen muss – sowohl die Arbeitsgruppen als auch die Waldbesitzer – sind in den offiziellen PEFC-Dokumenten genau geregelt (D 1001 für die Region, D 1002-1 für den einzelnen Betrieb).
Eine wichtige Sache: Wer als Waldbesitzer zertifiziert ist, darf auch bei der Holzernte nur Firmen einsetzen, die selbst zertifiziert sind (damit auch bei der Arbeit im Wald alles nachhaltig abläuft).
Die eigentliche Prüfung übernimmt eine unabhängige Zertifizierungsstelle, die von PEFC Deutschland zugelassen ist und strenge Anforderungen erfüllen muss. Im Fall vom Forstbetrieb Nürnberg ist das die Firma „Holz und Wald-Zertifizierungsgesellschaft“ (HW ZERT GmbH) mit Sitz in Attenkirchen im Landkreis Freising. Diplom-Forstwirt Heinrich Förster arbeitet hier als freiberuflicher Auditor, er ist der Mann für die Arbeit vor Ort. Er sagt: „PEFC garantiert, dass die Produktion von Holz unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten durchgeführt wird und der Käufer die Sicherheit hat einen nachhaltig produzierten Rohstoff zu kaufen.“ Und wer erfolgreich dabei ist, darf dann das bekannte PEFC-Logo verwenden – vorausgesetzt, er hat dafür einen gültigen Vertrag mit PEFC Deutschland.
Nach zwei Tagen intensiver Touren durch die elf Forstreviere des Forstbetriebs Nürnberg steht schließlich fest: Der Erteilung des begehrten Siegels steht auch 2025 nichts im Wege.
Forstbetriebsleiter Johannes Wurm freut sich über die Gelegenheit, das PEFC-Audit des Reichswaldes zu begleiten: „Es ist für mich das erste Audit überhaupt, bei dem ich in Nürnberg dabei bin. Es ist hochinteressant, die Herangehensweise des Kollegen zu verfolgen. Nun freue ich mich über die offizielle Bestätigung unserer waldbaulichen Bemühungen.“