Waldbau ist die Disziplin, welche für die Pflege, die Verjüngung und die Neubegründung von Wäldern sorgt. Dabei hat der Waldbau im Staatswald die Aufgabe, die verschiedenen Bedürfnisse der Gesellschaft möglichst gut zu berücksichtigen. Die Bayerischen Staatsforsten nehmen diesen Auftrag sehr ernst. Unser waldbauliches Leitbild ist ein gesunder und funktionsfähiger Klimawald mit einer hohen Biodiversität. 

Deshalb lautet unsere Vision auch: 

“Wir gestalten für die Menschen in Bayern den besten Wald und machen ihn fit für den Klimawandel.”

 

Solch ein Wald ist gemischt, arten- und strukturreich. Ältere Bestände sind nach Möglichkeit vorausverjüngt, besitzen also bereits eine Verjüngung unter dem Altholzschirm. Wie der von uns angestrebte Klimawald genau aussieht und welche Eigenschaften er hat, sehen Sie auf der Seite Klimawald.

Naturnaher Waldbau

Gepflegte, vitale und stabile Klimawälder bieten eine Vielzahl von Lebensräumen für heimische Tier- und Pflanzenarten. Sie erfüllen zahlreiche Funktionen, die sowohl ökologische als auch gesellschaftliche Vorteile bieten.

Klimawälder erfüllen zahlreiche Funktionen, die sowohl ökologische als auch gesellschaftliche Vorteile bieten:

  • Lebensräume für Artenvielfalt: Klimawälder sind die Grundlage für eine breite Vielfalt an Flora und Fauna.
  • Nachhaltige Rohstoffquelle: Ein gesunder Klimawald liefert den wertvollen Rohstoff Holz, das nachhaltig genutzt wird.
  • Erholungsraum für den Menschen: Der Wald bietet uns Menschen Raum zur Erholung und trägt somit zur Lebensqualität bei.
  • Schutz vor Naturgefahren: Schutzwälder sind essentiell, um Menschen und Infrastruktur vor Naturgefahren wie Stürmen, Lawinen oder Überschwemmungen zu schützen.

Die Maxime unserer waldbaulichen Grundsätze und unseres Handelns ist es, diesen vielfältigen Ansprüchen an den Wald bestmöglich gerecht zu werden. Unsere waldbaulichen Ziele erreichen wir mit naturnaher Forstwirtschaft.

Waldpflege und aktiver Waldumbau sind die Basis für den Aufbau:

  • möglichst risikoarme,
  • gemischte und
  • klimatoleranter Wälder, die auch Stürmen und Borkenkäfern trotzen. 

Wichtige Bestandteile unseres Waldbaukonzeptes sind aber auch Naturwälder, die nicht bewirtschaftet werden.

Waldbild: naturnahen Waldbau und aktiven Waldumbau.

Der Klimawald von morgen: vital, artenreich und stabil.

Klimatolerante Baumarten für die Zukunft

Um unsere Wälder fit für die Zukunft zu machen, testen wir im Rahmen von Praxisanbauversuchen vorausschauend:

  • klimatolerante Gastbaumarten
  • geeignete Herkünfte für zukünftige Klimabedingungen

Diese Versuche helfen uns, fundierte Entscheidungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu treffen.

Naturferne Waldbestände – etwa Nadelholz-Reinbestände – wandeln wir Schritt für Schritt in strukturreiche und stabile Mischwälder um. Das ist ein zentraler Bestandteil unseres Waldumbaus, um:

  • die Multifunktionalität des Waldes zu erhalten
  • die Fruchtbarkeit der Böden zu sichern
  • die Resilienz gegenüber Klimaextremen zu stärken

Naturverjüngung: Die nächste Waldgeneration wächst von selbst

Bei der Verjüngung unserer Bestände setzen wir überwiegend auf Naturverjüngung – also das natürliche Ansamen aus dem Altbestand. Bereits rund drei Viertel der nachwachsenden Waldgeneration stammen aus diesem Prozess.

Für den erfolgreichen Aufbau einer neuen Waldgeneration sind besonders zwei Faktoren entscheidend:

  • die passende Baumartenwahl im Altbestand
  • ein angepasster Schalenwildbestand, der die Verjüngung nicht gefährdet

Das größte unabhängige Waldzertifizierungssystem PEFC bestätigt uns bei alljährlichen Überprüfungen die Einhaltung ökologischer, ökonomischer und sozialer Standards bei unserer Waldbewirtschaftung.

Die Bayerischen Staatsforsten setzen auf Naturverjüngung.

Naturverjüngung: Die nächste Baumgeneration wächst für den Klimawald von morgen.

Waldumbau

Geschichtliche Auswirkungen auf die Waldbestände

Viele unserer heutigen Waldbestände haben eine nicht naturnahe Baumartenzusammensetzung – ein Ergebnis historischer Entwicklungen. Gründe dafür sind unter anderem:

  • Mittelalterlicher Holzbedarf: führte zu Kahlflächen und Bodendegradation
  • Intensive Waldweide und überhöhte Schalenwildbestände
  • Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert: hoher Bedarf an Nutz- und Bauholz
  • Großflächige Hiebe nach den Weltkriegen für Reparationszahlungen

Diese Entwicklungen führten dazu, dass Baumarten wie Fichte und Kiefer weit über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus – oft in Reinbeständen – angepflanzt wurden. Im Klimawandel sind solche Nadelholzreinbestände durch Trockenperioden, Stürme und auch eine vermehrte Aktivität von Schädlingen wie dem Borkenkäfer stark gefährdet. 

Unser Auftrag: Den Wald von morgen gestalten

Die Bayerischen Staatsforsten betreiben seit Jahrzehnten einen aktiven Waldumbau hin zu klimaangepassten Mischwäldern. Vor allem klimaempfindliche Nadelwälder werden schrittweise in widerstandsfähige Mischwälder überführt. Aber auch andere Baumarten, wie etwa die Buche, zeigen in einigen Regionen deutliche Klimastress-Symptome – insbesondere durch Sommertrockenheit. Deshalb werden auch reine Buchenbestände zunehmend mit klimatoleranten Arten ergänzt.

Ziel ist es, strukturreiche Mischwälder mit mindestens vier Baumarten zu schaffen, die langfristig stabil, resilient und anpassungsfähig sind.

Baumarten für die Zukunft

Zum Einsatz kommen dabei verschiedene Baumarten:

  • heimische Hauptbaumarten wie Buche, Eiche und Tanne
  • bewährte Gastbaumarten wie Douglasie
  • klimatolerante heimische Mischbaumarten wie Spitzahorn, Elsbeere oder Edelkastanie
  • in geringem Umfang auch neue Gastbaumarten wie die Atlaszeder (testweise)

Angesichts der unsicheren klimatischen Entwicklungen bleibt eines besonders wichtig: die Mischung. Vielfalt ist der Schlüssel für vitale und zukunftsfähige Wälder.

Die Bayerischen Staatsforsten pflanzen nach dem 4 Baumarten-Prinzip.

Die Staatsforsten pflanzen Bäume im Rahmen des Waldumbaus.

Ansätze für den erfolgreichen Waldumbau

Es gibt zwei Wege, um Wälder umzubauen:

  • Naturverjüngung: Aus den Samen der Altbäume entwickelt sich die nächste Waldgeneration. Die gewünschten Baumarten werden durch waldbauliche Maßnahmen (gezieltes Auflichten) und eine waldfreundliche Jagd gezielt gefördert. Diese Methode hat die großen Vorteile, dass Bäume aus Naturverjüngung im Allgemeinen bessere Wurzeln, mehr Halt im Boden und ein besseres Wachstum aufweisen. Zudem können wir auf teure Pflanzungen verzichten. Etwa drei Viertel der Verjüngungsfläche im Bayerischen Staatswald liefert mittlerweile die Natur von selbst.

     

  • Künstliche Verjüngung durch Pflanzung oder Saat: Diese Methode wird dort angewendet, wo die Naturverjüngung nicht möglich ist. Dies kann der Fall sein, wenn keine geeigneten Samenbäume in ausreichender Nähe vorhanden sind oder übermäßige Konkurrenzvegetation, z.B. Brombeere, das Ansamen einer erwünschten Naturverjüngung verhindert. Gepflanzt oder gesät wird auch, wenn andere oder zusätzliche Baumarten in der nächsten Waldgeneration beteiligt werden sollen. Schließlich können größere Schadflächen, z.B. nach Sturm oder Borkenkäferbefall, meist nur durch Pflanzung zielführend wiederbestockt werden. Der Nachteil: Waldumbau durch Pflanzung oder Saat ist teurer. Etwa ein Viertel der Verjüngung wird durch Pflanzung und Saat bewerkstelligt.

     

Nicht nur die durch den Klimawandel gefährdeten Wälder werden gezielt umgebaut, sondern auch alle übrigen Flächen werden als struktur- und artenreiche Wälder erhalten oder zu solchen entwickelt. Zielgerichtete Durchforstungen und Pflegemaßnahmen fördern die erwünschten Laubholz- und Tannenanteile. Damit werden die vielfältigen Funktionen des Waldes nachhaltig und auf Dauer gesichert.

Der Waldboden: Grundlage unserer Arbeit

Ein gesunder Waldboden ist die Grundlage für vitale und stabile Wälder – und damit auch für den langfristigen Erfolg der Bayerischen Staatsforsten. Denn nur auf intakten Böden kann der Wald wachsen, sich natürlich verjüngen und den Herausforderungen des Klimawandels standhalten.

Bodenschutz ist oberstes Prinzip

Bei jeder Holznutzung achten wir daher konsequent darauf, den Boden zu schonen. Das bedeutet: keine Kahlschläge, stattdessen naturnahe Mischwälder, ein nachhaltiger Umgang mit Nährstoffen und ein gezielter Maschineneinsatz.

So schützen wir den Waldboden:

  • Die Rückegassen, auf denen unsere Maschinen fahren, machen nur etwa 15 % der Fläche aus.
  • 85 % des Waldbodens bleiben unbefahren und damit unversehrt.
  • Unsere Erntemaschinen arbeiten nur auf festen Wegen – Harvester und Forwarder verteilen so wenig Druck wie möglich auf den Boden.
  • Wir fördern aktiv den Humusaufbau und erhalten die Bodenfruchtbarkeit – wichtig für Wasserspeicherung, CO₂-Bindung und künftige Waldgenerationen.
Ein nährstoffreicher Waldboden mit Blätterschatten

Die Bayerischen Staatsforsten schützen den Waldboden als Grundlage für nachhaltige Forstwirtschaft und erfolgreichen Waldumbau.

Wasserspeicher Wald

Wälder sind wie Schwämme: Sie können große Mengen von Regen- und Schmelzwasser aufnehmen, speichern und langsam wieder an das Grundwasser abgeben. Der Waldboden stellt damit einen wichtigen Puffer auch zur Vermeidung bzw. Abschwächung von Hochwasserereignissen dar.

Im gut durchwurzelten Waldboden versickern große Wassermengen, nachdem sie zuvor vom Wald gefiltert und gereinigt wurden. Ein konstanter und wertvoller Trinkwasserspeicher, der auch in Trockenperioden eine konstante Versorgung ermöglicht. In den Wäldern der Bayerischen Staatsforsten verbessern wir die Wasserqualität durch Begründung bzw. Sicherung von laubbaum- und tannenreichen Mischbeständen. Je nach Baumart bildet ein Hektar Wald zwischen 80.000 und 160.000 Kubikmeter frisches Grundwasser während seines Bestandeslebens. Nicht umsonst liegt die Hälfte aller bayerischen Wasserschutzgebiete im Wald.

Die zweite wichtige Funktion des Waldes in Bezug auf Wasser ist der Hochwasserschutz. Bei Regenfällen oder während der Schneeschmelze fließt durch das Versickern im Waldboden deutlich weniger Oberflächenwasser ab als im freien Gelände. So werden die Hochwasserspitzen abgeschwächt. 

Die naturnahe Forstwirtschaft der Bayerischen Staatsforsten unterstützt die Speicherfähigkeit des Bodens. Mit kleinflächigen und langfristigen Verjüngungsverfahren und bodenpfleglicher Technik bei der Holzernte bleibt der speicherfähige Waldboden unbeschädigt.