Unterricht mitten im Wald
(08.07.2019) Fichtelberg. – Seit vergangenen Freitag hat die Grundschule Fichtelberg-Mehlmeisel ein „Grünes Klassenzimmer“. Im Staatswald unweit der Schule schuf der Forstbetrieb Fichtelberg einen Platz, der jetzt für Unterricht in der Natur genutzt werden kann.
Freitag morgen, kurz nach sechs Uhr. Lukas Nickl aus Mehlmeisel, Schüler der ersten Klasse, ist schon ganz aufgeregt. Denn heute findet der Unterricht nicht wie gewöhnlich in der Schule statt. Heute geht es in den Wald. Sein Lehrer hatte alle Schüler beauftragt, strapazierfähige Kleidung anzuziehen und eine Brotzeit mitzubringen. Was das wohl zu bedeuten hat?
Vom Schulgebäude in Fichtelberg wandert Lukas mit seinen 80 Mitschülern hinauf zum Sportplatz am Waldrand und weiter in den Wald hinein. Schulleiter Rainer Küffner und seine Lehrerkolleginnen versuchen, die Gruppe aufgeregter Kinder im Zaum zu halten.
An einem lauschigen Platz vor einer Felsengruppe treffen die Schüler auf die Förster der Bayerischen Staatsforsten, die hier Sitzgelegenheiten geschaffen und ein Schild zwischen den Bäumen aufgehängt haben.
Winfried Pfahler, der Leiter des Forstbetriebs Fichtelberg, begrüßt die Schulkinder herzlich. „Wir laden Euch alle ein, an diesem schönen Platz viel über Wald und Natur zu lernen und zu erleben. Ihr könnt dieses „Grüne Klassenzimmer“ auch außerhalb der Schulzeit mit Euren Geschwistern, Eltern und Großeltern besuchen.“
Bernhard Kraus bedankt sich als Vertreter der Gemeinde Fichtelberg für das „klasse Klassenzimmer“. Der Wald sei prägend für den Ort Fichtelberg, so das Gemeinderatsmitglied. Deshalb sei es umso wichtiger, den jungen Menschen einen Lern- und Erlebnisraum in der Natur zu bieten.
Jetzt ist aber genug geredet, jetzt wollen Lukas Nickl und seine Mitschülerinnen und Mitschüler das neue Klassenzimmer und sein Umfeld erkunden. Sie schwärmen aus, spielen Waldmemory, erkunden die Tierwelt des Waldes und erstellen Baumsteckbriefe – alles spielerisch und trotzdem lehrreich. Lukas darf sich dabei in einen Borkenkäfer verwandeln und die Lebensgemeinschaften im Wald kennenlernen. Angeleitet werden die Kinder dabei von den Förstern des Forstbetriebs Fichtelberg und Ruth Mattheas, Sachbearbeiterin für Waldpädagogik des AELF Bayreuth.
Schulleiter Rainer Küffner war von Beginn an offen für die Idee des „Grünen Klassenzimmers“ für seine Schule. Deshalb willigte er ohne Zögern ein, als Kooperationspartner mit dem Forstbetrieb Fichtelberg das „Grüne Klassenzimmer“ ganz in der Nähe seiner Schule zu planen und mit Leben zu füllen: „Wir wollen den Unterricht so oft es geht hierher verlegen“ verspricht er seinen Schülern.
Gestartet wurde das Projekt bei Fichtelberg im April dieses Jahres. Die Mitarbeiter des Forstbetriebs suchten gemeinsam mit dem Schulleiter in der Nähe der Schule einen geeigneten Platz, sorgten für Sicherheit vor herabfallenden Ästen, bauten Sitzgelegenheiten aus Hartholz, malten das Begrüßungsschild und verfassten einen Leitfaden für das Klassenzimmer im Wald. Diese „Bedienungsanleitung“ unterstützt die Lehrer mit Anregungen, Tipps und Ideen für Aktivitäten rund um das „Grüne Klassenzimmer“.
Solche Einrichtungen wird es zukünftig in Bayern öfter geben. Die Bayerischen Staatsforsten bieten für Schulen in ganz Bayern diese alternativen Lernorte im Staatswald. Damit soll die Möglichkeit geschaffen werden, den Unterricht nach draußen zu verlagern, bei den Kindern Begeisterung für Natur und Umwelt zu wecken, am Objekt zu lernen und Entspannung und Ruhe im Wald zu finden. Einzige Voraussetzung: Interessierte Schulen oder Kindergärten, die sich in der Nähe zu Staatswaldflächen befinden und Lust auf dieses Kooperationsprojekt haben.
Erschöpft vom Toben an der frischen Luft wandert Lukas Nickl mit seinen Kameraden zurück zu seiner Schule. Ein erlebnisreicher Vormittag geht für die Schüler zu Ende. Und zuhause gibt es viel zu erzählen. Von den Pflanzen und Tieren im Wald, von den Erlebnissen in der Natur. Und Lukas freut sich schon auf die nächsten Schulstunden im „Grünen Klassenzimmer“.