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Umbau des Staatswaldes läuft auf Hochtouren: Bund Naturschutz-Ortsgruppe informiert sich aus erster Hand

Im Schwaighauser Forst – Forstbetriebsleiter Hans Mages (links) erläutert den Teilnehmern den Waldumbau im Staatswald. Foto: BaySF / Rainer Brunner

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03. Februar 2023, Burglengenfeld – In den 1980er Jahren schädigte „Saurer Regen“ den Wald. Nach der Rauchgasentschwefelung in den Industrieländern schien diese Gefahr gebannt, die Schwefeleinträge sanken um 90 Prozent, die Wälder erholten sich. Heute aber setzt dem Wald die Klimaveränderung massiv zu. Messungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen: 2022 war das wärmste Jahr seit den ersten Wetteraufzeichnungen vor 142 Jahren, zudem fehlten über die Hälfte des Sommerregens. Seit 1881 ist es in Deutschland bereits 1,7 Grad wärmer geworden.

An einem ausnahmsweise kalten Samstagvormittag im Januar unternahmen Mitglieder der Bund Naturschutz-Ortsgruppe Pettendorf einen Ausflug in den Schwaighauser Forst, um sich von Hans Mages, Leiter des Forstbetriebs Burglengenfeld der Bayerischen Staatsforsten, aus erster Hand zeigen zu lassen, wie die Forstleute damit umgehen.

Bis vor einigen Jahrhunderten galt die Oberpfalz als das „Ruhrgebiet des Mittelalters“. Die schnellwachsende Fichte und die anspruchslose Kiefer waren die richtigen Bäume für die zahlreichen Eisenhämmer entlang der Flüsse mit einem enormen Holzverbrauch. Wie diese heute oft noch vorhandenen Monokulturen aus Nadelbäumen in stabile Mischwälder umgewandelt werden konnte Mages den Teilnehmern anhand zahlreicher Beispiele anschaulich zeigen. „Der Waldumbau ist eine echte Herkulesaufgabe und braucht einen sehr langen Atem“ berichtete Mages. Pro Jahr bepflanzt der Forstbetrieb über 100 Hektar, also ungefähr 150 Fußballfelder, mit klimatoleranten Baumarten, wie vor allem Buchen, Eichen und Tannen, aber auch seltenen heimischen Baumarten wie Elsbeere, Berg- und Spitzahorn, Flatterulme oder Vogelkirsche. Zusätzlich setzen die Forstleute auf die aus Nordamerika stammende Douglasie, die sich bei uns aber schon seit mehr als 100 Jahren bewährt hat.  Schließlich sahen die Teilnehmer auch eine Versuchspflanzung mit Zedern aus dem Atlasgebirge in Nordafrika. Solche wissenschaftlich begleiteten Praxisanbauversuche mit „neuen“, als besonders klimatolerant geltenden Baumarten werden von den Forstleuten angelegt, um möglichst rasch Kenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. Denn offensichtlich beschleunigt sich der Klimawandel und die Zeit drängt.

Gleichzeitig müssen bei der Arbeit im Wald zahlreiche Widrigkeiten gemeistert werden: Wuchernde Brombeeren und Gräser, Insekten, Spätfröste und Dürreperioden machen den jungen Forstpflanzen das Überleben oft sehr schwer. Und auch die häufig vorkommenden finden Geschmack an den jungen Trieben, weshalb eine intensive Jagd Grundvoraussetzung für den Erfolg des Waldumbaus ist.

Neben Pflanzung und Saat fördern die Forstleute gezielt die natürliche Verjüngung von Mischbaumarten. „So können wir innerhalb der nächsten etwa 15 Jahre den ersten großen Schritt im Waldumbau schaffen“ erläuterte Mages. Dennoch ginge die Arbeit auch danach weiter, weil auch wieder Nadelwälder nachwachsen.

Rainer Brunner, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe, dankte Mages für den sehr lehrreichen Waldspaziergang.