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Pflanzzeit im Forstbetrieb Rothenkirchen mit Überraschungen

Neue Baumarten für den Zukunftswald: Die Forstwirte Marcus Schulz & Randy Geyer (von links) pflanzen im Langheimer Wald Speierlinge, wo vorher Fichten standen.

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01. April 2023, Rothenkirchen - Veronika Merz steht auf einer freien Fläche im Waldgebiet westlich von Roth und kann es nicht fassen: “Schon wieder ein Kulturzaun aufgeschnitten. Was treibt Jemanden zu so einem Unsinn?“ Veronika Merz ist Revierleiterin im Forstrevier Klosterlangheim der Bayerischen Staatsforsten. In ihrer Zuständigkeit liegen der Staatswalddistrikt Langheimer Wald zwischen Klosterlangheim und Trieb sowie die Waldgebiete Buchrangen und Spendweg am Juraaufstieg.

Wie alle Waldgebiete am Obermain hat ihr Revier unter den Trockenjahren seit 2018 und den Borkenkäferangriffen sehr gelitten. „Praktisch alle Fichtenbestände sind betroffen. Entweder schon weg oder in Auflösung.“ Und jetzt das: Mutwillige Beschädigung der Zäune, die dringend für die Wiederaufforstung gebraucht werden. Veronika Merz und die Reviermannschaft aus den Forstwirten Stefan Sager, Marcus Schulz und Randy Geyer haben für die Pflanzungen die gesamte Bandbreite der Baumarten genutzt, um einen möglichst vielfältigen Zukunftswald zu begründen: Stiel- und Traubeneiche, Buche, Winterlinde, Wildkirsche, Elsbeere, Speierling, Flatterulme, Edelkastanie, Berg- und Spitzahorn, Weißtanne und Douglasie kommen hier zum Einsatz.

„Unsere gepflanzten Bäume kommen meistens ohne besonderen Schutz gegen Wildverbiss aus. Wenn nicht, schützen wir sie einzeln, nur in Einzelfällen brauchen wir einen Zaunschutz. Damit verliert das Wild nicht durch zusätzliche Zäune weiteren Lebensraum, was wieder zu mehr Verbissdruck auf die übrige Fläche führen würde.“ Zusätzlich zu den Pflanzungen werden mit speziellen Saatmaschinen Eicheln gesät, die zuvor in anderen fränkischen Waldgebieten gesammelt wurden. Und vor allem um diese Saatflächen geht es: Die gesäten Eicheln seien echte Leckerbissen für Wildschweine und müssten deshalb mit Zäunen gesichert werden, so Veronika Merz. „Die müssen zwar auch immer wieder kontrolliert werden, weil Schwarzwild manchmal den Zaun einfach ignoriert und Gewalt einsetzt.“ Aber warum hilft hier offensichtlich ein Zweibeiner mit Seitenschneider nach?

Auch Peter Hagemann, Leiter des zuständigen Forstbetriebs Rothenkirchen, kann die Sachbeschädigung an den Kulturzäunen nicht verstehen: „Gerade hier am Obermain haben alle, denen der Wald am Herzen liegt, die Zeichen der Zeit verstanden. Der rasante Klimawandel, unter dem unsere Wälder hier besonders leiden, zwingt uns zum Handeln. Und jeder erkennt die Chance, jetzt eine neue, klimastabile Waldgeneration zu begründen.“ Dabei müsse alles ineinandergreifen und jeder trage seinen Teil dazu bei: Waldbesitzer und Förster, Jäger und die Jagdbehörde im Landratsamt, Umweltverbände und Naturschutzbehörden. „Alle ziehen hier an einem Strang. Das dürfte so wohl einmalig in ganz Bayern sein.“ Warum jetzt eine Einzelperson hier mit der „Zaunsabotage“ anders handele, könnten sich die Forstleute vor Ort einfach nicht erklären, so Hagemann. Man werde die Augen offenhalten. „Vielleicht klärt sich dann einfach ein Missverständnis auf.“