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Neue Funktechnik rettet Leben der Waldarbeiter

v.l.n.r. Forstwirt Thomas Seits, Revierleiter Joachim Haala, Forstwirt Franz Schneidawind und die Rettungssanitäter Zweverink und Stretz. Am Boden liegend: Forstwirt Robert Hofmann. Foto: Laura Huppmann, Forstbetrieb Bad Königshofen

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Bad Königshofen/Bramberg: Das schrille und laute Piepen hallt durch den Wald. Die Forstwirte Thomas Seits und Franz Schneidawind zücken ihre schwarzen Funkgeräte aus der Brusttasche ihrer orangen Signaljacke. „Robert, hörst Du mich?“ Stille. „Robert – Hallo? Gib doch Antwort!“ Unweigerlich macht sich sofort ein ungutes Gefühl breit, ein Mix aus Aufregung, Angst und Anspannung. Robert kann seinen Kollegen nicht antworten, er liegt bewusstlos auf dem kühlen Waldboden, ein Ast hat ihn am Rücken getroffen. Die zwei Forstwirte begeben sich auf die Suche nach ihrem Rottenkollegen Robert Hofmann und folgen dem schallenden Warnton durch den Wald.  

Die leuchtend orange Forstjacke sticht nach kurzer Suche gleich ins Auge, sie haben Robert gefunden. Erleichterung macht sich breit – ihr Kollege war gottseidank nur einer Rettungsübung zum Opfer gefallen. Am Forstbetrieb Bad Königshofen wird jährlich ein Unfall unter realen Bedingungen imitiert, um bei echten Unfällen richtig und schnell reagieren zu können. Die Forstwirte wissen von der kommenden Übung nichts und werden während der laufenden Arbeit überrascht. Dann heißt es trotz aller Aufregung: Konzentration und Üben für den Ernstfall!  

Seits kümmert sich um den Verletzten, der mittlerweile ansprechbar und stabil ist, während sein Kollege den Notruf absetzt und mit der zuständigen Rettungsleitstelle Schweinfurt den Rettungstreffpunkt vereinbart. Rettungstreffpunkte sind fest installierte Punkte – z.B. an Waldeinfahrten oder markanten Plätzen. Die Rettungskräfte finden ohne Ortskenntnis im Wald nicht selbstständig zum Unfallort. Daher wird der nächste Rettungstreffpunkt gewählt. Hier sammeln sich die Einsatzkräfte und Lotsen, die den Rettungswagen sowie Notarzt sicher möglichst nahe an den Unfallort bringen. Fast 400 Meter über Stock und Stein müssen die zwei Sanitäter heute mitsamt ihrer Ausrüstung vom Weg zu ihrem Patienten laufen.  

Die Versorgung geschieht zügig und mit tatkräftiger Unterstützung aller Anwesenden. Hofmann geht es gut. Durch die lange Entfernung bis zum nächsten Forstweg gestaltet sich die Bergung allerdings schwierig. Kurzerhand wird der Schlepper des Verunglückten zu Hilfe genommen: auf der Pritsche wird er behutsam und möglichst erschütterungsfrei zum Rettungswagen transportiert. So kann er schon innerhalb einer guten Stunde auf den Weg ins Krankenhaus gebracht werden. „Eine gute Leistung aufgrund der schwierigen Gegebenheiten! Wir haben gut zusammengearbeitet, das ist das A und O.“ sagt Revierleiter Joachim Haala. Auch die Sanitäter des Kreiverbandes Haßberge Zweverink und Stretz haben im Echtbetrieb an der Übung teilgenommen. Sie sind zufrieden. Für sie ist das gleichermaßen eine sehr gute Übung. Der Forstbetrieb bedankt sich für die gute Zusammenarbeit herzlich.  

Forstarbeiten sind sehr gefährliche Tätigkeiten, daher genießt Sicherheit bei den Bayerischen Staatsforsten oberste Priorität. Gerade wegen der oftmals unzureichenden Abdeckung der Mobilfunknetze wurden jetzt alle Forstwirte mit neuen Funkgeräten ausgestattet. Diese sind mit einer sogenannten „Totmannschaltung“ versehen. Sobald der Bewegungsensor im Funkgerät um mehr als 30° geneigt ist, also der Forstwirt nicht mehr stehen kann, werden die Kollegen automatisch alarmiert. Eine Investition, die sich lohnt, wie diese Rettungsübung gezeigt hat!  

Die Rettungstreffpunkte sind im Übrigen für jedermann zugänglich und nutzbar. Bei Notfällen im Wald während Brennholzarbeiten, Wandern, Mountainbiken oder sonstigen Aktivitäten können sie sehr hilfreich sein. Karten sind auf den Internetseiten von Bayerischen Staatsforsten oder der Bayerischen Forstverwaltung zu finden. Auch mit der App „Hilfe im Wald“ können die Punkte gefunden werden.