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Naturverjüngung des Waldes ist ein großer Schatz, den es zu fördern und erhalten gilt

BaySF-Förster Thomas Klein inmitten einer Eiben-Naturverjüngung am Teisenberg.

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10. April 2023, Berchtesgadener Land, Rupertiwinkel und östlicher Chiemgau - Forstbetrieb Berchtesgaden der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) leitet mit Naturverjüngung Generationenwechsel zum Klimawald der Zukunft ein.

Die BaySF fördern den Waldumbau hin zu einem klimaangepassten Mischwald durch Naturverjüngung. Das mag sehr unaufwendig klingen. Tatsächlich ist es aber ein langer Weg bis zu einer erfolgreichen Naturverjüngung und es sind viele sorgfältig geplante Schritte nötig. Naturverjüngung hat gegenüber Pflanzungen auch einige Vorteile für die jungen Bäume.

Es gibt zwei Wege, Wälder zu einem klimaangepassten, strukturreichen Mischwald umzubauen: Durch künstliche Verjüngung mit gesäten oder gepflanzten Bäumen oder durch Naturverjüngung. „Die meisten Menschen kennen unsere Pflanzarbeit im Wald, sie wissen aber nicht, dass wir den Wald auch dabei unterstützen, sich selbst zu verjüngen“, erklärt Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller. Rund drei Viertel der jährlichen Waldumbaufläche im bayerischen Staatswald werden mit Naturverjüngung realisiert – d.h. aus den Samen der Altbäume wächst die neue Waldgeneration heran.

„Naturverjüngung kann sich nur dort etablieren, wo für das Wachstum ausreichend Licht durch das Kronendach auf den Boden fällt und angepasste Schalenwildbestände (v.a. Reh, Rotwild und Gams) die weitere Entwicklung der jungen Bäumchen nicht durch Verbiss verhindern“, so Forstbetriebsleiter Müller. „Es ist gezieltes Waldmanagement und einiges an Erfahrung nötig, damit unsere Förster die nächste Baumgeneration in der geeigneten Zusammensetzung aus den Startlöchern locken können.“

Die Zauberformel: Genug Licht und wenig Verbiss

Die Basis für Naturverjüngung bilden Altbäume von klimastabilen Arten wie zum Beispiel Buche, Tanne, Ahorn oder Eiche. Damit aus ihren Samen Bäume werden können, muss ausreichend Licht auf den Boden gelangen. „Dazu fällen wir einzelne ältere Bäume, die zuvor von uns ausgezeichnet werden“, sagt Förster Thomas Klein aus Petting. Die Kunst ist es dabei, die Entnahmen so zu gestalten, dass der verbleibende Bestand nicht instabil wird und dass geeignete Lichtverhältnisse für die gewünschte Baumart geschaffen werden. Die Bäume haben nämlich unterschiedliche Lichtansprüche. Lichtet man alles sehr homogen auf, kommt u.U. nur eine Baumart nach. Alles auf eine Karte zu setzen ist aber angesichts des Klimawandels sehr risikoreich. „Für lichtbedürftigere Baumarten wie die Fichte oder Eiche muss man beispielsweise mehr Altbäume entfernen als für die schattentolerante Buche oder Tanne. Das wertvolle Holz der gefällten Bäume wird anschließend in Sägewerken unter anderem zu Bau- oder Möbelholz weiterverarbeitet. Der darin gebundene Kohlenstoff bleibt in den Produkten über lange Zeit weiter gespeichert, so Förster Thomas Klein.

Die Waldverjüngung gelingt aber nur, wenn auch entsprechend gejagt wird. Gibt es zu viel Wild, werden die Leittriebe der jungen Bäume verbissen. Die Bäumchen fallen danach entweder aus oder werden – sofern sie überleben – von anderen überwachsen. Vor allem Rehe, die Feinschmecker unter den Wildtieren, bevorzugen junge Tannen und Laubbäume. Fichten werden aufgrund ihrer spitzen Nadeln eher gemieden. Die Folge: die Verjüngung besteht bei übermäßigem Verbiss hauptsächlich aus Fichten, die es im Zuge des Klimawandels immer schwerer haben und später möglicherweise vollständig ausfallen werden.

„Ist die Naturverjüngung erfolgreich angewachsen, werden immer wieder im Umfeld Altbäume gefällt, damit der heranwachsende Bestand auch weiterhin genügend Licht bekommt. Durch die Mischung von jungen und alten Bäumen wird der Wald strukturreicher, bietet dadurch verschiedenen Arten mehr Lebensraum und kann gleichzeitig Umwelteinflüsse wie Stürme besser überstehen“, so Förster Thomas Klein.

Viele Vorteile für neue Baumgeneration

Eine Naturverjüngung hat gegenüber der Pflanzung oder Saat von Bäumen Vorteile für die neue Baumgeneration: Die natürliche Waldverjüngung gewährleistet, dass die genetische Variation der Erbanlagen vom Altbestand direkt auf die nachfolgende Waldgeneration übergeht.

Naturverjüngte Bäume haben zudem ein stabileres Wurzelwerk und sind somit resistenter gegen Stürme. Sie sind von klein auf mit der örtlich angepassten Mykorrhiza, also dem Geflecht aus Pilzwurzeln verbunden. Gepflanzte Exemplare können sich erst nach der Pflanzung mit den Pilzen verbinden und haben dadurch einen Wuchsnachteil. Naturverjüngung ist zudem deutlich günstiger als Saaten und Pflanzungen. Bestimmte Pflanzungen wie die der Eiche sind besonders teuer – das kann mehrere Tausend Euro pro Hektar kosten. Hinzu kommt, dass Saat- und Pflanzgut – insbesondere das von selteneren klimatoleranten Baumarten – nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.

„Gepflanzt wird nur dort, wo es unbedingt nötig ist. Den Großteil der Zeit helfen wir dem Wald, sich selbst zu verjüngen“, bringt es Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller auf den Punkt. „Das ist viel Arbeit, aber es lohnt sich. Bayernweit schaffen wir es so, jährlich über 5.000 Hektar mit standortangepassten Baumarten hin zu einem klimastabilen Wald umzubauen.“