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Ein neues Zuhause für seltene Waldstörche

Junge Schwarzstörche kurz vor dem Verlassen des Horstes. Dieser Kunsthorst ersetzt seit 2018 erfolgreich den bei einem Sturmereignis zerstörten natürlichen Horst im Kempter Wald (Foto: LBV/Farkaschovsky).

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Zwei Baumkletterspezialisten bei der Installation des Kunsthorstes in einer alten Kiefer. Der Horst droht von den Ästen zu rutschen und wurde deshalb mit einer Holzkonstruktion gesichert (Foto: LBV/Farkaschovsky).

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1. Dezember 2020, Sonthofen - Das Gebiet rund um den Kempter Wald mit seinen naturbelassenen Feuchtwiesen, kleinen Bächen, Sümpfen und großen Waldmooren bietet bereits seit vielen Jahren ein hervorragendes Bruthabitat für den seltenen und streng geschützten Schwarzstorch. Hier finden die imposanten Waldstörche ausreichend Insekten, Amphibien und Fische als Nahrung sowie abgelegene Altholzstrukturen, um ihre Brut aufzuziehen.

"Die Schwarzstörche, die im Frühling hoch in der Luft über dem Kempter Wald kreisen, sind für mich eines der schönsten Naturerlebnisse in meinem Arbeitsalltag", berichtet Revierförster Sebastian Neubauer, der den großen Staatswaldkomplex östlich von Kempten betreut. Umso stolzer ist der Förster über die beiden großen Horste, welche die Schwarzstörche in seinem Revier gebaut haben. Das Schwarzstorchpaar kehrt jedes Jahr wieder an denselben Horst zurück, um ihn auszubessern, zu erweitern und dann gemeinsam die Brut aufzuziehen. Über die Jahre kommen da schnell einige Hundert Kilogramm an Nistmaterial zusammen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Stürme den Horsten stark zusetzen können. "Auch das Abrutschen der Horste von den tragenden Ästen kann den Bruterfolg der Schwarzstörche gefährden", so Förster Neubauer weiter.

Um die Population von Schwarzstörchen im Kempter Wald zu sichern und ein ausreichendes Monitoring über den Bruterfolg sicherzustellen, arbeiten die Bayerischen Staatsforsten bereits seit vielen Jahren sehr eng mit den Experten der AG Schwarzstorchschutz des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) zusammen. Den Fortbestand der Horste zu sichern hat dabei oberste Priorität. Deshalb werden gelegentlich Kunsthorste auf den tradierten Brutbäumen installiert.

Auch in diesem Tagen wurde wieder ein solcher Kunsthorst durch Spezialisten an einer alten Kiefer angebracht, da das Naturnest nach den schweren Stürmen instabil geworden war. Harald Farkaschovsky von der AG Schwarzstorchschutz erklärt, "künstliche Plattformen für den Waldstorch sind sehr effektive Schutzmaßnahmen, um absturzgefährdete oder heruntergefallene Naturhorste zu ersetzen".

Dabei sind viele Details zu beachten, damit das Storchenpaar im nächsten Jahr das künstlich gebaute Nest wieder annimmt. "Es wird z.B. derselbe Baum für die Holzkonstruktion genutzt, und auch das Nistmaterial muss so angeordnet werden, als wenn es der Storch selber gebaut hätte", erläutert Farkaschovsky. Finanziell gefördert wurde das Projekt durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kempten, welches dankenswerter Weise Gelder aus dem Bereich der besonderen Gemeinwohlleistungen bereitstellte, um dieses Naturschutzprojekt zu unterstützen.

Ob die Störche ihr neues Zuhause auch annehmen werden, zeigt sich jedoch erst im nächsten Frühjahr. Neubauers Chef, Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting ist zuversichtlich: "Ich denke, dass die Chance für eine erneute Brut auf dieser alten Kiefer nicht schlecht stehen. Zum einen ist das Nahrungsangebot in diesem großen Waldgebiet hervorragend für die Störche, des Weiteren können wir zusammen mit den Experten der AG Schwarzstorchschutz in den letzten Jahren immer wieder beachtliche Erfolge mit den künstlich geschaffenen Horsten vorweisen. Die Zusammenarbeit zwischen uns Naturraummanagern und der AG Schwarzstorchschutz ist im wahrsten Sinne fruchtbar, wenn wir die erfolgreichen Bruten betrachten".