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Eichen sollst Du weichen…

Bei Blitzen sind unvorstellbare Kräfte am Werk. Ergebnis: Überall liegen riesige Holzsplitter – (Foto: Hans Mayr, BaySF)

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Bei Gewittern: Weg von Bäumen

 25.07.2019, Kempten - Heiße Sommertage mit Hitzegewittern und nachts Wetterleuchten!

Am gemütlichsten lassen sich diese schaurig-schönen Naturspektakel in den eigenen vier Wänden hinterm Fenster beobachten. Ein Blitzableiter auf dem Dach des Hauses sorgt für größtmögliche Sicherheit. „Unsere Waldbäume müssen auf diesen Komfort verzichten, sie sind schlichtweg selbst der Blitzableiter“, beschreibt Förster Hans Mayr die Situation im Wald, wenn wie zurzeit die Sommergewitter aufziehen. Mayr ist Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten am Forstbetrieb Sonthofen.

Für Menschen heißt es bei einem Gewitter raus aus dem Badesee und rein ins Haus oder Auto! Wenigstens aber runter von ausgesetzten Kuppen und schnell in Senken, sich möglichst klein machen und keinen Regenschirm aufspannen! Auch das Sprichwort ´Von den Eichen sollst du weichen, doch die Buchen sollst du suchen!`, ist wissenschaftlich nicht begründet. Staatsforsten-Revierleiter Mayr empfiehlt: „Es gilt uneingeschränkt der Grundsatz weg von allen Bäumen in exponierter Lage!“ Bäume können nicht davonlaufen, sie ragen hoch in den Himmel und sind stets feucht oder gar nass. Nochmal Hans Mayr: „Blitze lieben das und spielen russisches Roulette mit ihren Opfern.“ Sind die Bäume oberflächlich tropfnass, fließt die Blitzenergie im besten Fall weiter in den Boden. Gibt es keinen nassen Weg an der Baumoberfläche, dringt der Blitz tiefer in den Holzkörper ein und setzt schlagartig seine gewaltige Energie frei. Das feuchte Holz im Inneren kocht und explodiert in Sekundenbruchteilen.

Förster Mayr begegnet solche Bäumen regelmäßig in seinem Kürnacher Staatswaldrevier. „Die Bäume sehen regelrecht zerfetzt aus“, beschreibt er sie. „Holzsplitter liegen sogar bis zu 20 Meter vom Einschlagort entfernt.“ Das Holz ist in solchen Fällen wegen unberechenbarer Risse nicht für Bretter oder Balken brauchbar. Es ranken sich auch seltsame Mythen um Blitzbäume. Eine davon ist Förster Mayr vor einigen Jahren zu Ohren gekommen: „Blitzbäume hätten keinen Brennwert, weil der Blitz dem Baum sämtliche Energie genommen hätte. Naja…“

Zerstörte Bäume gehören durchaus auch zum Ökosystem Wald und brauchen nicht in jedem Fall entnommen zu werden. Bei Laubbäumen ist die Gefahr sehr gering, dass sich Schädlinge ausbreiten. „Bei der Fichte gilt es, genauer hinzusehen“, empfiehlt Förster Mayr. „Nur wenn sie zahlreiche Risse und große, freiliegende Stammverletzungen aufweisen, trocknen sie sehr schnell ab. Zudem kommt es auf die Jahreszeit an. Es gibt Fälle, da sind sie dann schlechte Brutstätten für Borkenkäfer. Dann lassen wir sie stehen und sie bieten noch über Jahre hinweg hervorragende Biotopbäume für Spechte, Fledermäuse, Insekten und Pilze.“