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Eichelsaat im Frankenwald - eine Hoffnungsbaumart im Klimawandel

Forstpraktiker im regen Austausch: Eine Fortbildung der Bayerischen Staatsforsten zur Eichensaat im oberen Frankenwald am Rennsteig war gut besucht (Foto: Hagemann).

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Mit Kleinschleppern und speziellen Sämaschinen werden die Eicheln im Boden eingearbeitet (Foto: Hagemann).

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Um nach den Borkenkäferjahren den Frankenwald der Zukunft maximal klimastabil und vielseitig zu gestalten, müssen Forstleute und Waldbesitzer so viele Baumarten wie möglich beteiligen. Die Bayerischen Staatsforsten gehen dabei jetzt ganz neue Wege: Selbst in den höchsten und rauesten Lagen werden Eicheln gesät.

Die Eiche spielte in den vergangenen Jahrhunderten so gut wie keine Rolle im Frankenwald. Dabei hatte die Natur das früher einmal ganz anders vorgesehen. „Alte Rodungsberichte aus der Urbarmachung des Frankenwaldes erwähnen im Naturwald auch die Eiche“, sagt Peter Hagemann, Forstbetriebsleiter in Rothenkirchen. „Das war allerdings vor rund 1000 Jahren und wir wissen, dass das Klima damals etwa so warm war wie heute.“ Danach seien die Temperaturen deutlich gefallen und speziell in den zurückliegenden drei bis vier Jahrhunderten sei es für die wärmeliebende Eiche ganz einfach zu kalt gewesen. „Das hat sich mit der menschengemachten Klimaerwärmung deutlich geändert“, so Hagemann weiter. „Wir trauen der Eiche in Zukunft eine wichtige Rolle im Frankenwald zu.“ Leider seien die flachgründigen und steinigen Böden im Frankenwald aber alles andere als ein ideales Pflanzsubstrat. „Gerade bei der Eiche ist es wichtig, dass sie tief genug in´s Erdreich kommt, damit sie ungestört ihre Pfahlwurzel ausbilden kann.“ Einmal verankert, sei sie dann allerdings eine ideale Baumart für den Bodenschutz.

Um eine ungestörte Wurzelentwicklung der Eichen zu gewährleisten, greift der Forstbetrieb Rothenkirchen jetzt zu einem eigentlich bewährten forstlichen Mittel: Der Eichel-Saat. Mit Kleinschleppern gezogene Saatmaschinen legen Eicheln flach in den Waldboden, die im gleichen Arbeitsgang mit Erdreich abgedeckt werden. So einigermaßen sicher vor Mäusen und Vögeln, sollen die Eicheln bis zum kommenden Frühjahr keimen und zu gut bewurzelten Eichenpflanzen heranwachsen.

Weil dieses anderswo lang erprobte Verfahren im Frankenwald Neuland ist, werden dafür aktuell unterschiedliche technische Mittel getestet und die Versuche von forstlichen Praktikern begleitet. Vierzig Forstleute der Bayerischen Staatsforsten und aus dem benachbarten Thüringen trafen sich dazu jetzt im oberen Frankenwald zu einer gemeinsamen Fortbildung. In der Staatswaldabteilung „Kobach“ auf rund 700 Meter über Meereshöhe am Rennsteig begutachteten sie, wie auf gezäunten Versuchsflächen Traubeneichen, Stieleichen und Roteichen mit verschiedenen Maschinen auf einer Borkenkäferfläche in den Frankenwaldboden eingebracht wurden. „Ein Wettlauf mit dem Gras, das sich ohne den Schirm der Althölzer auf diesen Flächen in kürzester Zeit ausbreitet“, sagt Forstbetriebsleiter Hagemann. Die Forstleute sind deshalb froh, dass es in diesem Jahr zufällig ausreichend Eicheln für die Saat gibt, die der Pflanzgartenstützpunkt Bindlach der Bayerischen Staatsforsten im Spessart und in Sachsen erntet. Denn ganz wichtig ist, wie überall bei der Wahl des richtigen Pflanzgutes in der Forstwirtschaft, die geeignete Herkunft für die jeweilige Klimazone und Höhenlage.

Erste Ergebnisse der Saat-Versuche? „Erstmal sind wir froh, dass die Saat bei diesen schwierigen Verhältnissen überhaupt klappt“, sagt Hagemann. Die vorgestellten Techniken funktionierten, leider könne man aber nicht anstelle der Kleinschlepper auch auf Zugpferde für die Saatmaschinen zurückgreifen, wie sie in anderen Wäldern ebenfalls zum Einsatz kommen. „Das ist bei dem hohen Steinanteil der Böden, den geneigten Hängen und dem bereits vorhandenen Graswuchs einfach zu schwer für tierische Helfer.“ Und jetzt heiße es zunächst erstmal: Abwarten. „Jetzt gilt es für die Eicheln und die kleinen Eichenpflanzen, erstmal mit Mäusen, dem Frankenwaldwinter und der Gras-Konkurrenz fertig zu werden. Im Frühjahr sehen wir weiter.“ Kein leichter Weg zum gemischten Zukunftswald.