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Die Fichte im Frankenwald

Winter im Frankenwald: In Zukunft ohne Fichten?

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Die Fichte im Frankenwald ist mit dem Klimawandel vom sprichwörtlichen „Brotbaum“ zum Problembaum geworden. Im Jahr 2017 ist die Fichte Deutschlands „Baum des Jahres“ und der Frankenwald ist Deutschlands „Waldgebiet des Jahres“. Genau der richtige Zeitpunkt für eine Ehrenrettung.

Die Fichte hat den Menschen im Frankenwald über Jahrhunderte Arbeit und Wohlstand gegeben. Obwohl sie hier eigentlich nicht zu Hause war: Erst nach der Übernutzung der natürlichen Tannen- und Buchenwälder durch den Holzhunger von Glasindustrie und Metallverhüttung trat sie vor etwa 300 Jahren ihren Siegeszug an. Robust auf Kahlflächen, schnellwüchsig und gut für die Flößerei geeignet, verdrängte sie schnell die empfindliche Tanne und die nicht „flößbare“ Buche. Zusätzlich wurde die Fichte als eigentliche Gebirgsbaumart durch eine „kleine Kaltzeit“ bis weit in das 20.Jahrhundert hinein klimatisch begünstigt.

„Mit der Klimaerwärmung seit etwa 20 Jahren wendete sich das Blatt“, sagt Peter Hagemann, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Rothenkirchen. „Die trockenen Sommer machten die Fichten anfällig gegen den Borkenkäfer. Die daraufhin aufgelichteten Bestände boten Angriffsflächen für den Sturm. Zuviel gebrochenes oder geworfenes Holz diente wiederum dem Borkenkäfer als Brutraum.“ Ein verhängnisvoller Kreislauf, der zudem im Frankenwald deutlich schneller abgelaufen sei als in anderen Mittelgebirgen. „Unsere Waldböden sind hier meist flachgründig und für die Fichte schwer durchwurzelbar. Die Bäume geraten daher sehr früh in Trockenstress.“ Seit dem Trockenjahr 2003 sei deshalb die Entwicklung im Frankenwald besonders dramatisch verlaufen, was den Klimawandel fast greifbar gemacht habe.

Wie sieht es mit der Zukunft der Fichte aus im „Waldgebiet des Jahres“? Hagemann: „Die Frankenwaldfichte ist ein begehrtes Nutzholz. Die Waldbesitzer leben von ihr und nicht nur die Bayerischen Staatsforsten erzielen mit ihr auf dem Holzmarkt beachtliche Preise. Und das soll auch so bleiben.“ Deshalb hätten die Forstleute hier auch entsprechend schnell reagiert und den notwendigen Waldumbau forciert. Um den Nachwuchs der Fichte brauche man sich dabei schon einmal keine Sorgen zu machen. „Sie wird mit ihrer üppigen Naturverjüngung auch ohne Pflanzung unsere Hauptbaumart bleiben“, ist sich Hagemann sicher. Überleben werde sie aber nur, wenn ihr möglichst viele Mischbaumarten zur Seite gestellt würden. „Die Fichte im Frankenwald braucht starke Partner“, heißt laut Hagemann das Gebot der Stunde. Beigemischte tiefwurzelnde Baumarten wie Tanne und Bergahorn ermöglichten es der Fichte, mit ihren Wurzeln auch tiefer liegende wasserführende Schichten zu erschließen. Laubbäume wie Buche, Birke, Vogelbeere oder Edellaubhölzer würden für die Fruchtbarkeit der Waldböden und damit auch die Nährstoffversorgung der Fichten sorgen.

„Wir Förster handeln nachhaltig, das heißt, wir müssen viele Jahrzehnte in die Zukunft denken. Früher ging es darum, die Versorgung der Menschen mit Nutzholz sicher zu stellen. Heute geht es um die gesamte Bandbreite der Leistungen des Waldes.“ Und das ist für den Forstbetriebsleiter in Zeiten des Klimawandels die größte Herausforderung: „Wir müssen uns möglichst breit aufstellen. Jede Baumart hat ihre Stärken und Schwächen. Schafft es die Fichte alleine nicht mehr, den Nadelholzbedarf künftiger Generationen zu decken, kommen Douglasien und Lärchen ins Spiel. Wir haben erlebt, dass Baumarten wie Ulme, Erle oder Esche von neuartigen Schadorganismen existentiell bedroht werden. Ihre Rollen müssen dann teilweise von anderen Laubbäumen übernommen werden. Solche Entwicklungen lassen sich nur mit einer sehr großen Baumartenpalette auffangen.“ Und bei einem ist sich Hagemann sicher: „Mit der nötigen Unterstützung wird die Fichte auch in Zukunft mit ihrer Leistungsfähigkeit für die Menschen da sein und weiter mit ihrer Schönheit das Gesicht des Frankenwaldes prägen.“