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Der Wert der natürlichen Verjüngung des Waldes

Ein Beispiel für eine gelungene Mischwaldverjüngung – Tanne, Buche und Fichte wachsen auf (Foto: Markus Pfleghardt, BaySF)

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02.04.2024, Sonthofen/Kürnach - Das Frühjahr erwacht im Allgäu und auch im Revier Kürnach-Nord des Forstbetriebs Sonthofen. Frühjahr und Herbst sind im Wald klassische Pflanzzeiten: Nach der Holzerntesaison und vor Austrieb der Waldbäume werden junge Bäumchen im Wald von Hand gesetzt. Bei den Bayerischen Staatsforsten geschieht dies in erster Linie, um den Wald artenreicher und damit naturnäher und klimafitter zu machen.

Unsere heimischen Wälder sind vom Menschen geprägte Wälder – und dies seit vielen Jahrhunderten. Dadurch hat sich in vielen Bereichen die Baumartenanzahl verringert und die Waldstruktur vereinheitlicht, meist im Sinne der damals aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung. Neu ist, dass sich nun die Rahmenbedingungen durch den Klimawandel mit so großer Geschwindigkeit verändern, wie dies selbst Experten noch vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten hätten. Der Wald ist dadurch oft überfordert, besonders wo er nur aus wenigen, gleichalten Baumarten besteht. Wozu dies in trockenen Regionen führen kann, zeigen die riesigen Schadflächen im Norden Bayerns auf traurige Weise.

Die Bereiche des Forstbetriebes Sonthofen, auf denen bisher nur wenige Baumarten wachsen, werden durch die Pflanzung zusätzlicher Arten angereichert. Dies kostet allerdings einiges an Geld und Manpower. Umso mehr schätzt der Förster da die Waldbereiche, in denen es auch ohne Pflanzung geht. Der gemischte, naturnahe Wald hat nämlich ein großes Anpassungspotential. Bergmischwälder aus Buchen, Weißtannen, Ahornen und Fichten haben auch in Zukunft auf den meisten Flächen des Allgäus gute Aussichten auf Bestand. Aus solchen Wäldern bestehen die natürlichen Waldgesellschaften – also der Wald, der ohne menschliche Eingriffe gewachsen wäre. Gerade junge Bäumchen in solchen Wäldern sind in der Lage, mit sich ändernden Klimabedingungen zu Recht zu kommen und sich in einem gewissen Rahmen anzupassen.

„Damit sich die jungen Keimlinge von Natur aus ansamen können, müssen wir Förster das Kronendach geschlossener Wälder durch die Holzernte etwas auflichten, damit Licht auf den Boden fällt“, erklärt Förster Markus Pfleghardt. Er pflegt den nördlichen Kürnacher Staatswald. Und darüber hinaus hat die Jagd eine Schlüsselrolle bei der natürlichen Verjüngung der Bergmischwälder: Der Verbissdruck durch Reh-, Rot- und Gemswild muss niedrig gehalten werden, damit die Mutterbäume des Altbestandes genügen Nachwuchs hochbringen. „Dann wird es möglich, dass wir natürlich gemischte, stabile, ökologisch und ökonomisch wertvolle und klimafitte Wälder erhalten. Und das quasi umsonst – ohne Pflanzkosten, aus den Kräften der Natur“, freut sich Förster Markus Pfleghardt.