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Biber – des einen Freud, des anderen Leid

Über einen Meter hoch ist der Damm des Bibers. Im Hintergrund die neu geschaffene Wasserfläche mit abgestorbenen Bäumen. Ein Stahlrohr begrenzt nun die Höhe des Wasserspiegels (Foto: BaySF/Sander).

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Nach der Wiedereinbürgerung Ende der siebziger Jahre breitete sich Europas größtes Nagetier in Bayern erst langsam, dann immer schneller aus. Inzwischen ist der Biber flächendeckend vorhanden. Die Bayerischen Staatsforsten nehmen auf ihren Flächen Biberschäden normalerweise in Kauf. Doch im Einzelfall muss auch eingegriffen werden.

25. November 2020, Sonthofen - "Im Revier Sulzschneider Wald des Forstbetriebs Sonthofen steht Biberberater Fritz Ebelt mit Rat und Tat zur Seite und mit seiner Hilfe konnten schon manche Probleme gelöst oder entschärft werden", bedankt sich Revierleiter Jürgen Sander, der den Staatswald im Sulzschneider Wald pflegt.

Auch hier richtete der Biber erhebliche Schäden an. So verstopfte ein Biber einen massiven Wasserdurchlass mit mehrere Tonnen Gewicht. Der wurde nach einem Starkregen unterspült und ca.15 Meter bachabwärts geschwemmt. Danach baute der Biber an dieser Stelle einen Damm, den er laufend erhöhte und so weite Waldteile und eine Zufahrt unter Wasser setzte. Nachdem sich die Biberburg im Staubereich befindet, wurde beschlossen, im Damm eine Niveauregulierung einzubauen. Damit wird die Höhe des Wasserspiegels begrenzt, ohne den Eingang zur Burg freizulegen. Der Zugang muss unter Wasser liegen, denn sonst könnten Fuchs und Dachs in die Wohnhöhle eindringen.

"Ein langes Stahlrohr mit 40 cm Durchmesser wurde so in die Dammkrone gesetzt, dass der Abfluss den maximalen Pegel des Staus begrenzt. Das Rohr ragt tief bis an den Grund der Wasserfläche hinein und es wird sich zeigen, ob die Tiere das weit vor dem Damm ablaufende Wasser bemerken. Bisher ist es nicht der Fall", beschreibt Förster Jürgen Sander die Maßnahmen. Einen positiven Nebeneffekt bietet die Maßnahme außerdem für den Hochwasserschutz: Nachdem der Biber den Damm weiterhin erhöht, staut das so vom Biber geschaffene Rückhaltebecken bei Starkregen Wasser auf. Das fließt dann verzögert und durch den Durchmesser des Rohres begrenzt langsam ab.

"Grundsätzlich akzeptieren wir das Wirken der Biber bei uns. Sie sind ja Teil der Natur und schaffen mit ihren Bauwerken auch tolle Biotope für viele andere Tier- und Pflanzenarten - meist wesentlich besser als menschliche Biotopgestalter. Circa 30 Hektar neue Wasserflächen hat er bei uns schon geschaffen", erklärt Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting. "Wir müssen Ort und Wirkung der Biber immer zusammen mit den Naturschutzbehörden abwägen, denn auch im Wald kann der Biber Schäden anrichten. Neben den Schäden am Wegenetz sind die mühsam eingebrachten Laubhölzer und Weißtannen schmackhafter als die Fichten. Wenn wir einen Klimawald begründen, wollen wir nicht, dass Biber diesen wieder zu einem reinen Fichtenwald zurückfressen", gibt der Sonthofener Forstbetriebsleiter Jann Oetting zu bedenken.