Die geplante Weiterführung der Renaturierung der Hochrunst-Kollerfilze bei Nicklheim sorgt seit Monaten für Diskussionen in der Gemeinde Raubling. Nach anfänglicher Kritik und vielen Fragen aus der Bevölkerung haben die Bayerischen Staatsforsten reagiert: Die Planung wird überarbeitet, das Projekt zeitlich gestreckt – und die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger fließen nun aktiv in den weiteren Verlauf ein.

 

 

Was wird konkret geändert?

  1. Mehr Zeit für Monitoring statt schneller Umsetzung
  2. Bürgerbeteiligung nicht nur gewünscht, sondern notwendig
  3. Vorsichtige Fortsetzung – kein überstürztes Vorgehen

 

Statt zügig mit weiteren Maßnahmen fortzufahren, wird der Fokus nun auf eine sorgfältige Beobachtungs- und Analysephase bis Mitte 2026 gelegt. Wasserstände werden kontinuierlich gemessen und die bisherige Planung wird anhand der Daten stetig evaluiert und ggf. angepasst. Zusätzlich ist die Kontrolle und wo erforderlich Ertüchtigung von Grenzgräben zu den Nachbargrundstücken bereits im vollen Gange.

Nach dem Überraschungseffekt durch die Baumfällungen im Dezember 2024 ist klar: Dies wird nicht noch einmal passieren. Künftige Maßnahmen werden seither rechtzeitig kommuniziert, zahlreiche Informationsveranstaltungen und öffentliche Begehungen sind bereits durchgeführt und weitere geplant - immer in enger Abstimmung mit der Gemeinde Raubling.

Nach den deutlichen Reaktionen aus der Bevölkerung wurde die Renaturierung zunächst gestoppt. Der Verbau der Entwässerungsgräben soll nun zeitlich gestaffelt in den verschiedenen Teilflächen stattfinden. Die erste Bauphase beginnt frühestens im Herbst 2026 in den bebauungsferneren Bereichen. Nach der ersten Bauphase wird zunächst auf ein einjähriges Monitoring der Wasserstände gesetzt, bevor die zweite Bauphase im Frühjahr 2028 folgen soll. 

Fazit: Eine Renaturierung mit angezogener Handbremse – im Sinne der Bürgerinnen und Bürger

Die Renaturierung der Hochrunst‑Kollerfilze ist ein Projekt mit echtem Potenzial für Klima und Naturschutz. Die Maßnahmen gehen weiter - aber langsamer und transparenter. Die Projektbeteiligten setzen auf ein besseres Miteinander, eine sorgfältige Vorbereitung und eine klarere Kommunikation. Nur so kann das Projekt langfristig sowohl ökologisch als auch gesellschaftlich erfolgreich werden.

 

 

Ankündigung

 

Fortsetzung der Baumfällarbeiten im Zuge der Moorrenaturierung Hochrunst-Kollerfilze 

Ab Mitte September setzen die Bayerischen Staatsforsten die im Winter 2024 begonnenen Hiebsmaßnahmen östlich der Pangerstraße bei Nicklheim fort. Hierzu gehören weitere gezielte Baumfällungen, insbesondere die Entnahme standortfremder und instabiler Fichtenbestände, um die Gefahr eines Borkenkäferbefalls vorzubeugen. 

Warum ist das notwendig?

Fichtenbestände in Moorstandorten sind oft flach wurzelnd, anfällig für Borkenkäfer und bei steigender Feuchtigkeit nicht überlebensfähig. Durch die Entnahme wird der Weg für eine Entwicklung hin zu einem naturnahe Moorwald frei gemacht. Gleichzeitig bereitet die Maßnahme eine spätere Wiedervernässung vor - diese wird allerdings frühestens nach Abschluss eines umfassenden Monitorings der Wasserstände Mitte 2026 stattfinden.

Wichtige Info für Anwohner: 

  • Lärm und Maschinenverkehr lassen sich in bestimmten Zeitfenstern leider nicht vermeiden. Die Arbeiten erfolgen jedoch so schonend und schnell wie möglich.
  • Waldwege im betroffenen Gebiet können vorübergehend gesperrt werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Es findet keine vollständige Abholzung statt – die Maßnahme dient der ökologischen Aufwertung. 

 

 

Hintergrund
 

Baumfällungen – Gut geplant, aber überraschend erfolgt

Im Dezember 2024 begann der erste Schritt für die weiterführende Renaturierung der Hochrunst-Kollerfilze durch die Bayerischen Staatsforsten: ein Vorbereitungshieb, bei dem der überwiegende Teil der Fichten in der östlichen Renaturierungsfläche entfernt wurde. Diese Bäume vertragen die zukünftig feuchteren Bedingungen nicht und wären demnach stark durch den Borkenkäfer gefährdet. Viele Raublinger fühlten sich jedoch überrumpelt – die Maßnahme erfolgte ohne ausreichende vorherige Information. Speziell in Bezug auf das Starkregenereignis vom Juni 2024 war die Besorgnis der Bürger und des Umweltausschusses groß, was eine aufgeladene Stimmung auslöste.

 

Hochwasserängste – Renaturierung als Potential, nicht Risiko

Eine häufig geäußerte Sorge: Könnte ein vernässter Moorboden bei Starkregen eher zu Überflutungen führen? Intakte Moore sind wichtige CO₂-Speicher und helfen Wasser länger in der Landschaft zu halten - im Gegensatz zu entwässerten Mooren, bei denen Wasser schnell über Entwässerungsgräben abfließt. Die Hochrunst-Kollerfilze waren über Jahrzehnte entwässert und mit Fichten bepflanzt worden – ein unnatürlicher Zustand, der den Moorboden austrocknet und abbaut. Mit der Rückkehr zu einem naturnahen Wasserhaushalt inklusive einer moortypischen Vegetation will man das Gebiet widerstandsfähiger, ökologisch wertvoller und klimaaktiver machen.

 

Fragen oder Hinweise?

Für Fragen zum Ablauf oder zur Zielsetzung der Maßnahmen stehen die Bayerischen Staatsforsten, Forstbetrieb Schliersee, gerne zur Verfügung:

 

Kontakt:

Bayerische Staatsforsten
Forstbetrieb Schliersee
Info-schliersee@baysf.de
08026 92 93 0
www.baysf.de/schliersee