Das Naturschutzprojekt: Der Wald blüht auf

Im Jahr 2018 wurde das Sonderprogramm Naturschutz - „Der Wald blüht auf“ ins Leben gerufen. Dieses Naturschutzprojekt wird gefördert vom Freistaat Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus) aus Mitteln für besondere Naturschutzleistungen im Staatswald. Die Maßnahmen zeigen die integrative Waldbewirtschaftung unter dem Motto „Nachhaltig Schützen und Nutzen auf grundsätzlich ganzer Fläche“. Dabei werden soweit möglich Mitmach- und Nachahmungseffekte angestrebt. Unter anderem werden schwerpunktmäßig Maßnahmen für Natura-2000-Lebensraumtypen und -Arten, beispielsweise für die Gelbbauchunke, den Springfrosch oder den Frauenschuh, umgesetzt.

Das Sonderprogramm Naturschutz untergliedert sich in unterschiedliche Programmpunkte/Kategorien:

  • Artenvielfalt und Biotoppflege
  • Feuchtbiotope und Kleingewässer
  • Biotopholz – Trittsteine
  • Kiefern-Wald-Lebensraumtypen
  • Monitoring

Artenvielfalt und Biotoppflege

Ziel ist die Schaffung und Pflege von Blühflächen, blühenden Waldinnensäumen, Hecken und wertvollen Offenlandflächen. Damit soll die Biodiversität im Wald und am Waldrand erhöht werden. So entsteht Lebensraum für Insekten, insbesondere (Wild-) Bienen und zahlreiche Vogel- sowie weiteren Tierarten. Zusätzlich werden gezielte Artenschutz-Maßnahmen, wie das Aufhängen von Fledermauskästen umgesetzt.

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Saatgut

Wir berücksichtigen bei der Anlage neuer Blühflächen, dass die Pflanzengesellschaften in der Vergangenheit im Wald durch züchterisch veränderte Pflanzen kaum beeinträchtigt worden sind. Eine nachteilige Veränderung der Pflanzenwelt, die im Offenland häufig erfolgte, hat im Wald bis jetzt kaum stattgefunden. Daher wird bei uns auch in Zukunft das Ziel verfolgt, die Vielfalt an standörtlich angepassten, autochthonen Pflanzenarten zu erhalten.  

Da für den Wald noch keine speziellen blühenden Saatgutmischungen bestehen, werden diese in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) und Saatgutzüchtern erstellt, weiter untersucht und für die speziellen Waldbedürfnisse optimiert.

Der Hintergrund der Aktion

Wir leisten so einen Beitrag gegen den dramatischen Rückgang der Insekten. Allein am Forstbetrieb Fichtelberg haben die Bayerischen Staatsforsten in den Jahren 2018 bis 2024 etwa 60.000m² Blühstreifen mit heimischen Blütenpflanzen angelegt, die andernorts in unserer Landschaft ausgesprochen selten geworden sind. Natürlich profitieren davon auch Vögel und Wild. Und letztlich auch der Mensch. Denn ohne Bienen und andere Bestäuber würden Obst und Gemüse nicht wachsen.

Ganz gezielt wählten die Förster dafür Waldwiesen, Wegränder und ehemalige Holzlagerplätze aus, die bisher hauptsächlich von Gräsern bewachsen waren. Solche Grasflächen sind für die meisten Insekten eher uninteressant.

Saatgutmischungen & Konzept

Die Forstbetriebe schaffen im Staatswald viele kleine Blühwiesen als neuen Lebensraum für Insekten. Durch diese Trittsteine leistet der Forst einen Beitrag gegen das Insektensterben in unserer Landschaft.

Knoblauchsrauke, Schlangenknöterich, schwarze Königskerze, Mädesüß. Was sich liest, wie die Rezeptur eines Zaubertranks, ist ein kleiner Teil der Saatgutmischungen, die die Forstbetriebe aussäen. Ab Mai werden viele kleine Saatstreifen gefräst und geeggt, um ein optimales Saatbeet für die Blütenpflanzen vorzubereiten.

Sie wollen mehr zum Programm erfahren: Kurzkonzept "Der Wald blüht auf"

Bunte Wälder Karte

Die Naturschutzkarte "Bunte Wälder" kann heruntergeladen und ausgedruckt werden.

Eine Maschine lockert den Boden
Ein Traktor lockert den Boden auf, um artenarme Grasflächen in artenreiche Blühwiesen zu verwandeln.
Blumensamen auf einer Hand
Ausgewählte Samenmischung für die Anlage artenreicher Blühwiesen.
Mitarbeiter füllt die Samen um
Ein Mitarbeiter bereitet die Blumensamen für die Ausbringung vor, um eine gleichmäßige Verteilung auf den Flächen zu gewährleisten.
Die Blumensamen werden ins Feld gestreut
Die Blühmischung wird gleichmäßig auf der Fläche gesät.
Die ersten Samen fangen zu wachsen an. Erde mit kleinen Pflanzen.
Die ersten Samen beginnen zu wachsen.

Bienen(stöcke) im Wald: Imkern in den Bayerischen Staatsforsten

Die Bayerischen Staatsforsten und die drei großen Bayerischen Imkerverbände – Landesverband Bayerischer Imker e.V., Verband Bayerischer Bienenzüchter und Bayerische Imkervereinigung – setzen sich gemeinsam für die Bienen in Bayern ein. Dazu werden in den Wäldern und Flächen im bayerischen Staatswald mehr Lebensräume für Bienen geschaffen sowie der Austausch zwischen Förstern und Imkern gestärkt werden.

Durch die Flächenbereitstellung für Bienenvölker sowie die Anlage der neuen Blühflächen unterstützen die Bayerischen Staatsforsten die positiven Auswirkungen von Bienen auf den Lebensraum Wald. In Zukunft sollen noch mehr der rund 35.000 bayerischen Imker für ein Engagement im Staatswald begeistert werden. Neben der Honigbiene leben in Bayern noch 520 Wildbienenarten - wobei 40 Arten bereits als ausgestorben gelten. 8 dieser Wildbienenarten kommen nur in Wäldern vor, oder sind auf Wälder als Lebensraum angewiesen.

Alle staatlichen Forstbetriebe in Bayern stellen für Hobbyimker und Imkervereine kostenfrei Flächen für das Aufstellen von Bienenvölkern zur Verfügung. Dazu müssten Hobbyimker nur bei Ihrem zuständigen Forstbetrieb anfragen:

Bienen und Imkerei in Zahlen

Länge einer BieneAusflüge pro TagDistanz pro Ausflug: Flügelschläge:Flugdistanz im ganzen LebenFlug-Tempo:Lebenserwartung
11– 13 mmDurchschnittlich 10500 m bis 6 km150 pro Sekundecirca 800 kmbis 30 km/hSommerbienen: 3–4 Wochen
Winterbienen: 5–6 Monate
Königin: 5 Jahre
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Feuchtbiotope und Kleingewässer

Feuchtbiotope und Kleingewässer sind unverzichtbare Bestandteile intakter Wald-ökosysteme. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind auf diese wassergeprägten Lebensräume angewiesen – insbesondere in Zeiten zunehmender Trockenperioden durch den Klimawandel. Orte, an denen Tieren zuverlässig Wasser zur Verfügung steht, erfüllen dabei vielfältige Funktionen:

  • Sie bieten Amphibien Laich- und Aufenthaltsgewässer.
  • Sie verbinden Lebensräume und vernetzen Populationen über sogenannte Trittsteinbiotope.
  • Sie wirken als natürliche Retentionsräume bei Starkregen und tragen zur Minderung und Verzögerung von Oberflächenabfluss bei.

Um die auf Feuchtstandorte spezialisierte heimische Flora und Fauna dauerhaft zu erhalten, ist es notwendig, bestehende Feuchtbiotope zu pflegen und zusätzlich neue zu schaffen.

Tümpel im Wald

Feuchtbiotope im Wald bieten Amphibien Lebensraum, vernetzen Arten und puffern Starkregen – sie sind besonders in Trockenzeiten von großer Bedeutung.

Biotopholz – Trittsteine

Mit diesem Programmpunkt wird aktives Schaffen von Biotophölzern als neue Trittsteine und biotopvernetzende Elemente dort gefördert, wo eine Unterausstattung an stehendem Totholz Verbesserungen erfordert. Dazu dienen sogenannte „Hochstümpfe“, also in größerer Höhe gekappte, mittelstarke bis starke Baumstämme, die insbesondere durch Einsatz von Harvestern (ggf. auch Hubsteiger oder Baumsteiger) bevorzugt im Rahmen regulärer Hiebsmaßnahmen für die Zielartengruppen Vögel, Fledermäuse, Insekten und Pilze neu angelegt werden. Ziel ist die Förderung der Artenvielfalt im Wald, speziell der Vogel- und Insektenarten, die mit der Zeit das neu geschaffene, starke, stehende und liegende Totholz mit fortschreitender Zersetzung als Nahrungs- oder Bruthabitat nutzen. Die gezielte Anlage von Hochstümpfen fördert demnach die Habitatkontinuität, die Vernetzung von Lebensräumen, sowie die allgemeine Totholzmengen auf der Fläche.  

Ein BaySF Mitarbieter vor einem Tiotopholz

Ein neues Zuhause für Vögel, Fledermäuse, Insekten und Pilze.

Kiefern-Wald-Lebensraumtypen

Es werden besonders wertvolle und seltene lichte Kiefern-Wald-Lebensraumtypen nährstoffarmer Standorte aufwändig bearbeitet, um Lebensräume mit seltener Bodenvegetation (z. B. Bodenflechten) zu erhalten und ggfs. wieder herzustellen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur notwendigen Wiederherstellung dieser Natura-2000-Lebensraumtypen geleistet. Schwerpunktregionen sind Mittelfranken, Oberfranken und die Oberpfalz. Mit den erprobten Verfahren und Ergebnissen in verschiedenen Projekten der LWF, sowie den Praxis-Erfahrungen der BaySF werden auf weiteren geeigneten Flächen wieder verstärkt Maßnahmen für Pflege und Erhalt dieser Lebensräume durchgeführt. So wird durch Abtragen und Abplaggen der Humusschicht ein Rohboden im Initialstadium geschaffen. Wenn nötig, erfolgen Hiebsmaßnahmen, um geeignete Lichtverhältnisse zu schaffen. Speziell in Flechten-Kiefern-Wäldern werden Flechten und Moose – insbesondere die Arten der Rentierflechten-Gruppe (Cladonia) sowie von Isländischen Moos (Cetraria) – gesammelt und nach Herstellen geeigneter Boden- und Lichtverhältnisse wiederausgebracht. Die in den vorherigen Jahren angelegten Flächen werden hinsichtlich dem Anwuchserfolg von Flechten beobachtet. 

Kiefern Flechte am Waldboden

Kiefernflechte in einem lichten, nährstoffarmen Kiefernwald – Pflege sichert diesen seltenen Natura-2000-Lebensraum.

Monitoring

Die Auswirkungen der Maßnahmen in den Programmpunkten „Feuchtbiotope“ und „Artenvielfalt und Biotoppflege“ auf die Biodiversität sollen durch Monitoring langfristig begleitet werden. Dieser Ansatz ermöglicht eine objektive Beurteilung der Erfolge der Programmpunkte, schafft die Möglichkeit, best practice-Beispiele abzuleiten und bei Bedarf nachzusteuern. 

Monitoring Feuchtbiotope 

Ein Monitoring zum Themenkomplex Feuchtbiotope findet derzeit an zwei Forstbetrieben statt. Ziel ist eine Erfolgskontrolle der Gewässersukzession im Rahmen einer Fallstudie mit echter Zeitreihe. Dabei sollen ausgewählte Artengruppen aus Flora und Fauna untersucht werden, die sich nach der Neuanlage von Gewässern im Wald einstellen. Vorgeschaltet wird eine „Null-Aufnahme“ vor Maßnahmenumsetzung, um die tatsächliche Entwicklung dokumentieren zu können.  

Monitoring Kleingewässer 

Eine weitere Untersuchung behandelt die Thematik Kleingewässer an und in Wegeseitengräben. Das Projekt soll Erkenntnisse über die zukünftige Neuanlage/Pflege von Tümpeln und Kleinstgewässern vor allem im Zuge der Wegepflege liefern, sowie Aussagen über deren ökologische Wertigkeit und die Fähigkeit der Retention von Wasser im Wald ermöglichen. 

Monitoring von Fledermäusen 

In der mittleren Oberpfalz findet ein Monitoring zum Themengebiet Fledermäuse statt. Dabei werden Fledermaus-Kästen auf Flächen der BaySF erfasst und kontrolliert. Zusätzlich werden eventuell notwendige Optimierungsmaßnahmen am Standort durchgeführt (z.B. Entfernung störender Zweige etc.). 

Monitoring an einem Handy im Bayerischen Staatswald mit zwei Mitarbeitern

Monitoring-Maßnahmen ermöglichen eine gezielte Erfassung von Veränderungen in der biologischen Vielfalt.

Weiterführende Informationen

Hier finden Sie weiterführende Informationen zu den fachlichen Grundlagen und begleitenden Maßnahmen des Projekts – darunter das Fachkonzept, Details zur Saatgutmischung sowie weitere Publikationen.