Wir schreiben das Jahr 2030. Seit mehreren Jahren stehen ökologische Aspekte immer mehr im Mittelpunkt. Einen gleichbetonten Dreiklang der Nachhaltigkeit (Ökologie – Ökonomie – Soziales) aufrecht zu halten wird immer schwieriger. Dies wirkt sich auch auf den Wald und dessen Bewirtschaftung aus.
Generell gibt es in Deutschland seitens der Öffentlichkeit nur wenig Akzeptanz für eine forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes. Die Botschaft der integrativen Waldbewirtschaftung konnte nicht in zufriedenstellendem Umfang an die Bevölkerung vermittelt werden. Die negative öffentliche Meinung hat auch Auswirkungen auf die politischen Rahmenbedingungen.
Aufgrund einer gesamtwirtschaftlich sehr guten Entwicklung werden rechtliche Regelungen mit Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung angepasst (z. B. Bayerische Biodiversitätsstrategie). Dies führt im Wald zu einer Betonung der Schutz- und Erholungsfunktion.
Zudem erfolgt in Bayern die Ausweisung neuer Nationalparke im Staatswald. Flächenstilllegungen, Nutzungseinschränkungen und funktionsorientierte Bewirtschaftungsvorgaben sind im Wald Standard.
Der Klimawandel und dessen Auswirkungen sind zwar beherrschbar, werden aber als häufiges Argument für eine ökologischere Waldbewirtschaftung verwendet. Dabei werden die Leistungen der nachhaltigen, integrativen Forstwirtschaft in der Vergangenheit kaum erwähnt.
Zusätzlich kommt es zu einer Änderung der Kundenstruktur. Aufgrund des sinkenden Angebotes an Holz können nicht mehr alle Kunden in ausreichendem Umfang beliefert werden. Wegen der Flächenstilllegungen und den Nationalparken hat die Laubholzindustrie regional Schwierigkeiten, ihr Geschäft aufrechtzuerhalten. Vereinzelt gehen Laubholzsägewerke in Konkurs. Auch Nadelholzsägewerke mussten aufgrund des deutlich rückläufigen Rohholzangebotes ihre Tore schließen. Holz aus Bayern genießt jedoch bei steigender Zahl einer ökologisch-bewusst lebenden Bevölkerung großes Ansehen.
Parallel dazu werden Ökosystemdienstleitungen verstärkt nachgefragt und es besteht die Möglichkeit, neue Märkte und Kundenstrukturen in den Bereichen Naturschutz und Erholung aufzubauen. Diese „neue“ Art der Bewirtschaftung findet einen breiten öffentlichen Rückhalt. Die Möglichkeit, „Dinge tatsächlich zu bewegen“ steigert das Verlangen der Bevölkerung nach mehr Teilhabe an Entscheidungen. Die zunehmende Informationstransparenz und Nutzung von Daten durch „Jedermann“ unterstützt dieses Verlangen.