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Weltwald in Freising

Die westliche Hemlocktanne ist eine von gut 200 bisher gepflanzten Baum- und Straucharten im Freisinger Arboretum.

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Das Arboretum im Kranzberger Forst bei Freising wird eröffnet

 

Wenn Eustachius Dillis durch den Kranzberger Forst bei Freising streifte, träumte er wohl von friedvolleren Zeiten. Von Zeiten, in denen er all seine Kraft und Gedanken dem Wald widmen könnte. Statt dessen schlug sich Dillis, der vor 200 Jahren der erste Freisinger Forstmeister war, mit Säkularisierung und Krieg herum. Er hätte sich sicher gefreut, wenn er damals gewusst hätte, dass Staatsminister Helmut Brunner, sozusagen der oberste Dienstherr aller bayerischen Förster, am 19. Oktober 2011 das Freisinger Arboretum Weltwald einweihen wird. Und dass der Forstbetrieb Freising, auf dessen Flächen sich eben dieser Weltwald befindet, sein Büro in dem von ihm 1811 ausgesuchten Gebäude hat.

Wie seine Nachfolger in den folgenden zwei Jahrhunderten hat Oberförster Eustachius Dillis von dort aus die Bewirtschaftung der damals fünf dem Forstamt Freising zugeordneten Reviere geplant. Vielleicht hat sich Dillis, der auch einige Jahre als Professor an der Forstschule Weihenstephan beschäftigt war, bei seinen Streifzügen manchmal ein kleines Arboretum für seine Studenten erträumt. Viele verschiedene Bäume sollte es haben, das Arboretum, und vielleicht könnte darunter sogar der eine oder andere Exot sein. Bäume aus fernen Ländern, die er selbst nicht kannte, aber von denen er wusste, dass es sie gab.

Zweihundert Jahre nach den Träumereien des Eustachius Dillis wird nun genau in den Wäldern seines einstigen Forstamts ein Arboretum Realität. Bäume aus aller Herren Länder werden hier gepflanzt, auf dass das „Arboretum“ seinem Namen alle Ehre mache. Arboretum ist abgeleitet aus lateinischen Wort „arbor“, und das bezeichnet ganz schlicht und einfach den Baum. Unter einem Arboretum versteht man also eine Ansammlung von Bäumen. „Sowas haben wir auch hinter dem Haus. Wir nennen es aber Wald“, wird nun der eine oder andere einwenden. Denn Etwas mehr ist es schon: Die Ansammlung besteht meist aus exemplarischen Bäumen, in der Regel mit vielen Exoten aus aller Welt. So gesehen ist das Arboretum Weltwald in Freising etwas ganz besonderes: Hier werden nicht nur einzelne Exoten gepflanzt, sondern ganze Waldbestände mit ihnen begründet. So ist auch nicht verwunderlich, dass das Arboretum eines der größten in ganz Deutschland ist und gleich zwei forstlichen Fakultäten (TU München und Hochschule Weihenstephan Triesdorf) als Forschungsgegenstand dient.

Über schmale Pfade betritt der Besucher regelrechte Waldwelten, wie man sie sonst nur in Amerika oder Asien vorfindet. Styraxbäume stehen neben Katsurabäumen, japanische Magnolien erfreuen sich der Nachbarschaft von japanischen Schirmtannen. Das ist sozusagen der Kindergarten im Lehrwald, denn die relativ frisch gepflanzten Bäumchen sind erst hüfthoch. Auf der anderen Seite des Wegs haben die Bäume schon etwa zehn Wachstumsjahre hinter sich. Hier wachsen Gelbkiefern, Thujen, Sitka-Fichten und Hemlocktannen munter in die Höhe.

Die Voraussetzungen für ein Arboretum waren im Kranzberger Forst einfach gut. Bereits vor hundert Jahren wurden hier von Privatleuten viele importierte Bäume gepflanzt. Das machte den Standort so interessant. Vor knapp 25 Jahren wurde das Projekt beschlossen und nach zehn Planungsjahren konnten 1987 die ersten Bäume gepflanzt werden. Die Bayerischen Staatsforsten betreuen das Projekt gemeinsam mit der Bayerischen Forstverwaltung.
Das Gelände hat aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht viel zu bieten: sieben Kilometer Spazierwege erschließen die bisher gepflanzten gut 200 Baum- und Straucharten. 400 sollen es werden. Vier Themenpavillons sind genauso geplant wie Themenwege, ein Aussichtsturm und so manches mehr. Der Weltwald in Freising wird mit seinen vielen Bäumen zu einem wunderbaren Ausflugsziel heranwachsen, ist aber heute schon einen Besuch wert. Sollte jemand auf die Idee kommen, warten zu wollen, bis das ganze „fertig“ ist: ein paar hundert Jahre kann es schon dauern, bis so ein Riesenmammutbaum ausgewachsen ist. Denn die Bäume, egal woher sie ursprünglich stammen, stemmen sich gegen den unruhigen Zeitgeist und wachsen – mit Ausnahme einiger hektischer Lichtbaumarten – nach dem Grundsatz des bayerischen Laissez-Faire: Pressiert nix.

Eustachius Dillis, der Freisinger „Ur-Förster“, hätte an dem Gelände sicher seine helle Freude gehabt.