Headerimage

Wellness für die Auerhühner

Typisches Bild eines Auerhahns in seiner ganzen Pracht (Foto: Hubert Heinl, BaySF)

Download

Sonthofen, 29. Oktober 2018 - Die Wälder der Bayerischen Staatsforsten im südlichen Oberallgäu sind Lebensraum für die sehr seltene Vogelart Auerhuhn. Das Auerhuhn ist eine Charakterart der borealen Nadelwälder. In Deutschland sind die Alpen das größte zusammenhängende Verbreitungsgebiet.  

„Die Bayerischen Staatsforsten sind sich ihrer Verantwortung für diese seltene Tierart bewusst. Wir haben unsere waldbaulichen Behandlungskonzepte angepasst, um die Auerhuhnlebensräume zu erhalten. Ein Schlüsselfaktor ist Ruhe. Das heißt, wir führen keine Arbeiten während der Brut- und Aufzuchtzeit der Tiere durch. Daneben gibt es spezielle Pflegemaßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Lebensräume. So wollen wir dieser Tierart ihren Lebensraum erhalten oder sogar verbessern und hoffentlich das weitere Überleben garantieren“, beschreibt Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting das umfangreiche Maßnahmenpaket.  

Im ersten Schritt hat der Forstbetrieb Sonthofen in den vergangenen Jahren im Staatswald erhoben, wo sich die Vögel bevorzugt aufhalten. Gleichzeitig wurde erfasst, welche speziellen forstlichen Maßnahmen notwendig und sinnvoll sind. Im zweiten Schritt wurde dieses Jahr begonnen, in den Kerngebieten Pflegemaßnahmen umzusetzen. Ein zusätzliches Monitoring soll die Wirksamkeit der Arbeiten überprüfen. Finanziell gefördert werden all diese Naturschutzmaßnahmen im Rahmen der „besonderen Gemeinwohlleitungen“ durch Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten.  

„Wir wissen wie der optimale Lebensraum für unsere Auerhühner aussieht. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch unsere hochqualifizierten Forstwirte und speziell geschulte Unternehmer. Ich bin mir sicher, dass es uns mit der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen gelingt, den Auerhühnern im Staatswald auch in Zukunft sehr gute Lebensbedingungen zu bieten“, schätzt Revierleiter Hubert Heinl die Erfolgsaussichten ein, „Gerade mit unserem neuen Waldbaukonzept für das Hochgebirge behandeln wir unsere Bergwälder bereits bei unserer täglichen Arbeit ganz im Sinne der Auerhühner“.

Damit Störungen durch Freizeitnutzer weniger werden, arbeitet der Forstbetrieb Sonthofen eng mit dem Naturpark Nagelfluhkette zusammen. Im Rahmen des Projektes „Dein Freiraum - mein Lebensraum“ wurden unproblematische Schneeschuh –und Skitourenrouten erfasst und im Gelände beschildert. Gleiches gilt für die Beschilderung der sehr störungsempfindlichen Wald-Wildschongebiete. „Die Akzeptanz durch Freizeitnutzer ist hoch. In zahlreichen Überwinterungslebensräumen haben wir die sehr problematischen Störungen stark reduzieren können“, freut sich Hubert Heinl über das Verständnis der Waldbesucher.  

Besonders problematisch sind Störungen während der Mauserzeit der Tiere, also die Zeit des Gefiederwechsels. „Es gibt Menschen, die durchkämmen systematisch die Bereiche, wo sich vor allem die Hähne aufhalten und suchen nach Federn. Diese Störungen sind deswegen so schlimm, weil die Vögel durch den Federwechsel in ihren Flugfähigkeiten eingeschränkt sind. Sie werden dann leichter Beute Fuchs, Habicht oder Steinadler. Dieses Stören der Vögel ist auch einer der Gründe für den Bestandsrückgang“, schätzt Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting die Situation ein. „Dabei ist das rücksichtslose Sammeln der Federn Wilderei nach dem bayerischen Jagdgesetzt“.  

Das Auerhuhn hat neben den Bayerischen Alpen noch größere Verbreitungsgebiete im Schwarzwald und im Bayerischen Wald. Der Lebensraum ist vor allem der nadelholzdominierte Wald der Hochlagen unterhalb der Waldgrenze. Die wichtigste Nahrung im Winter stellen die Nadeln und Knospen der Nadelbäume, insbesondere der Weißtanne dar, im Sommer Gräser und Kräuter bevorzugt die der Heidelbeere. Die Küken benötigen in den ersten Lebenswochen Insekten zum Überleben. Nasses kaltes Wetter im Mai und Juni vermindern die Überlebenschancen der jungen Vögel dramatisch. Menschliche Störungen sind neben dem Klimawandel und der Veränderung im Lebensraum mit einer der Hauptgründe für den Rückgang dieser Tierart.