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Wanderparkplatz wird zu Holzlagerplatz

Zwischengelagertes Holz am Wanderparkplatz "Großer Wald" (Foto: Reiner Ruf, BaySF).

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16. Dezember 2021, Wertach / Rettenberg – Normalerweise ist der Wanderparkplatz „Großer Wald“ zwischen Wertach und Kranzegg in der Urlaubszeit und an den Wochenenden gut mit Autos von Urlaubs- und Tagesgästen belegt. In den letzten Wochen haben hier aber auch zahlreiche Holzstämme Platz gefunden. Das hat einen besonderen Grund.

„Der Herbst ist bei uns am Forstbetrieb Sonthofen die Haupteinschlagszeit für frisches Holz“ erläutert Jann Oetting Leiter am Forstbetrieb Sonthofen. Ab September sind die Bäume außer Saft. Das bedeu-tet, dass das Wachstum zurückgeht und sie weniger Wasser aus dem Boden aufnehmen und am Stamm nach oben transportieren. Deshalb sitzt die Rinde fester am Stamm und es kommt bei der Holzernte zu weniger Beschädigungen an den verbleibenden Bäumen. Zudem haben die Holzstämme einen geringeren Feuchtegehalt als im Sommer, was für die Weiterverarbeitung von Vorteil ist. „Da aber irgendwann der Winter mit viel Schnee kommt, schauen wir, dass wir unseren Holzeinschlag zum Großteil bis Weihnachten über die Bühne bringen“, so Oetting weiter.

Dieses Jahr war das Zeitfenster durch die bis Ende September geltende Einschlagsbeschränkung für frisches Fichtenholz zusätzlich verkürzt. Hintergrund der deutschlandweiten Regelung war der enorme Schadholzanfall durch Borkenkäferbefall in vielen Regionen. Zudem waren die Kapazitäten der Holzeinschlagsfirmen durch diese Zwangsnutzungen gebunden. Nochmal Forstbetriebsleiter Oetting: „Wir haben deshalb die letzten Wochen Gas gegeben und verstärkt Holz geerntet.“

So auch im Großen Wald zwischen Grünten und Wertacher Hörnle. Rund 3000 Festmeter Fichtenholz wurden hier von Ende September bis November eingeschlagen. „Das ist rund ein Drittel meiner Jahresmenge im gesamten Revier“ erklärt der für dieses und weitere Waldgebiete zuständige Förster Rainer Ruf. „Gut die Hälfte dieser Holzmenge hat ein örtlicher Forstunternehmer mit Seilbahnbringung im Steilgelände bzw. Harvester und Rückezug im befahrbaren Gelände aufgearbeitet. Die andere Hälfte haben unsere Forstwirte Florian Karg, Hermann Karg, Jonas Wechs und Jonas Echle gefällt, entastet und zu Verkaufssortimenten eingeschnitten. An die Waldstraße kam dieses Holz mit dem Rückezug des örtlichen Unternehmers“ ergänzt Revierleiter Ruf. Unterstützt wurde Rainer Ruf bei der Abwicklung des Holzeinschlages durch Forstwirtschaftsmeister Michael Karg. Denn bei den Staatsforsten kümmert sich der Revierförster um die Holzernte mit den eigenen Waldarbeitern und der Forstwirtschaftsmeister um den Einsatz der Fremdfirmen.

Die konzentrierte Holzernte in kurzer Zeit hat zur Folge, dass der Holztransport in die Sägewerke kaum hinterherkommt. Der Fachmann spricht vom Waldlageraufbau. Das ist in Waldgebieten, die den ganzen Winter zugänglich sind, kein Problem. In den Herbst- und Wintermonaten bleibt das eingeschlagene Holz frisch, Farbveränderungen und Befall durch holzschädigende Insekten treten nicht auf. Bis ins Frühjahr sollte das Holz aber im Sägewerk sein und verarbeitet werden.

Im Großen Wald ist das jedoch anders: Die Kessellage zwischen Grünten und Wertacher Hörnle ist oft von Dezember bis Anfang Mai zugeschneit, die Forstwege nicht befahrbar. Deshalb wurde ein Teil des eingeschlagenen Holzes vor den Schneefällen der letzten Zeit aus dem Großen Wald rausgefahren und am Wanderparkplatz am Königsträßchen zwischengelagert. Gerade bei den qualitativ besseren Holzsortimenten rentiert sich dieser Mehraufwand. Das Risiko einer Holzentwertung vor Abfuhrmöglichkeit im Frühjahr ist einfach zu groß. Am Wanderparkplatz ist das Holz den ganzen Winter zugänglich und es kann in die Sägewerke geliefert werden. Von Vorteil ist auch, dass der Parkplatz Eigentum der Staatsforsten ist und kein Fremdgrund in Anspruch genommen wird. „Aber keine Sorge: Es bleiben für die Winterwanderer ausreichend Parkmöglichkeiten und gleichzeitig läuft unser Kerngeschäft Holzbereitstellung weiter. Der Wanderparkplatz wird auch regelmäßig schneegeräumt und das zwischengelagerte Holz kommt nach und nach weg“ versichert Revierförster Ruf und Jann Oetting freut sich: „Wir sind Weltmeister im Spagat: Erholung und Holzversorgung ermöglichen wir auf der gleichen Fläche.“