Vorsicht Kreuzotter! Neue Hinweisschilder am Ochsenkopf
Schlangenexperte Harry Wölfel (links) und Werner Schmidt, Mitarbeiter am Forstbetrieb Fichtelberg, appellieren an Mountainbiker und Wanderer, auf Forstwegen und Waldpfaden Rücksicht auf die Kreuzottern zu nehmen.
DownloadLeicht mit einem Stock auf dem Forstweg zu verwechseln: Kreuzotter am Schmiererweg unweit des Ochsenkopf-Gipfels
Download30. Mai 2025, Bischofsgrün - Zwischen moosbedeckten Felsen und sonnenwarmen Waldrändern im Gipfelbereich des Ochsenkopfs lebt ein scheuer, aber faszinierender Bewohner: die Kreuzotter. Die einzige Giftschlange in unserer Region hat hier in einer kleinen, aber stabilen Population überlebt – und das mitten im beliebten Freizeitrevier für Wanderer und Mountainbiker.
Um auf diese besondere Tierart aufmerksam zu machen und für mehr Rücksicht im sensiblen Lebensraum zu sorgen, hat der Forstbetrieb Fichtelberg entlang des Schmiererweges und an der nördlichen Skipiste bei der Mittelstation neue Hinweistafeln aufgestellt. „Die Schilder sollen nicht nur informieren, sondern auch zum Innehalten und respektvollen Verhalten gegenüber der Natur anregen“, erklärt Werner Schmidt, Leiter des Forstreviers Bischofsgrün, der die Schilder persönlich montierte.
Tatkräftige Unterstützung erhielt Schmidt vom Bayreuther Schlangen-Experten Harry Wölfel, der die Aktion mit seinem Fachwissen begleitete. „Die Kreuzotter liebt sonnige, ungestörte Plätze. Gerade in den felsigen Bereichen am Ochsenkopfs findet sie optimale Bedingungen zum Sonnenbaden und zur Jungenaufzucht“, so Wölfel. Allerdings werden die Reptilien immer wieder durch schnelle Radfahrer und unachtsame Wanderer aufgeschreckt – nicht selten mit Stress für die Tiere oder gar gefährlichen Situationen für die Schlangen. Für die Menschen sind Begegnungen mit den Kreuzottern entgegen der landläufigen Meinung eher nicht gefährlich. Denn die Reptilien sind scheu und beißen nur im äußersten Notfall. Ein Biss ist selten und in der Regel für gesunde Erwachsene nicht lebensgefährlich.
Die neuen Schilder machen daher nicht nur auf das Vorkommen der Kreuzotter aufmerksam, sondern rufen auch zu erhöhter Achtsamkeit und angepasster Geschwindigkeit auf. „Wer die Natur liebt, sollte sich in ihr auch rücksichtsvoll wie ein Gast verhalten“, betont Werner Schmidt. „Besonders Mountainbiker sollten vorsichtig sein, wenn sie vermeintlich über einen Stock auf dem Weg fahren“, ergänzt Harry Wölfel. „Kein Radfahrer macht das ja absichtlich. Aber für die Reptilien endet das oft tödlich.“
Die Initiative ist Teil einer langfristigen Strategie der Bayerischen Staatsforsten zum Schutz der Artenvielfalt im Fichtelgebirge. Verteilt über den Staatswald werden seit vielen Jahren von den Förstern zahlreiche Feuchtbiotope angelegt, Überwinterungshöhlen geschaffen, Gräben verschlossen und Blockfelder offengehalten, die neben den Kreuzottern noch vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten zu Gute kommen. Für Naturfreunde bietet sich dort eine besondere Chance: Mit etwas Glück und einem ruhigen Auge lässt sich die Kreuzotter aus sicherer Distanz beobachten – ein faszinierendes Erlebnis, das eindrucksvoll zeigt, wie viel Leben selbst in den scheinbar kargen Hochlagen des Ochsenkopfs steckt. Die Kreuzotter ist dabei eine Leitart naturnaher, strukturreicher Wälder. Wo sie dauerhaft lebt, ist die Natur noch intakt.
Der Appell des Forstbetriebs:
Bitte langsam fahren, auf den Wegen bleiben, aufmerksam gehen – und die faszinierende Welt am Wegesrand entdecken.
Die Kreuzotter sagt danke!
Hintergrund:
Die Kreuzotter (Vipera berus) ist in Deutschland streng geschützt. Entgegen ihrem Ruf und allen Befürchtungen ist sie eher scheu und greift nur in äußerster Not an. Besonders im Frühjahr und in der Paarungszeit von April bis Juni sind die Tiere aktiv und können beim Sonnenbaden beobachtet werden