Vielfältige Waldwirtschaft am Heidenberg trotzt Klimawandel
Kein Stochern im Ungewissen: Forsteinrichtung liefert harte Daten für die Bewirtschaftung des Staatswaldes durch den Forstbetrieb Allersberg - auch der Heidenberg ist auf einem guten Weg zum Klimawald
Allersberg, 17. Oktober 2021 - Im Forstbetrieb Allersberg wurde die sog. Forsteinrichtung aktualisiert. Spezialisten aus der Zentrale in Regensburg waren in den letzten zwei Jahren auf den Staatswaldflächen unterwegs und haben jetzt die Weichen für die Zukunft des Waldes neu gestellt. Ihre Hauptaufgabe war es, dafür zu sorgen, dass der Wald nachhaltig genutzt und für den Klimawandel fit gemacht wird.
Vor dem Blick in die Zukunft wird in die Vergangenheit geschaut. Im ersten Jahr waren bereits die Kollegen der Inventur unterwegs und haben die 11 Jahre zuvor schon einmal aufgenommenen Stichprobenpunkte erneut aufgesucht. Über den gesamten Staatswald ist ein Raster aus rund 3.700 Inventurpunkten verteilt, deren Auswertung fundierte Erkenntnisse über den Zustand des Waldes liefern. Daraus lassen sich wichtige Daten wie Baumartenverteilung, Zusammensetzung der Verjüngung, also der noch kleinen nachwachsenden Bäume unter dem Altholzschirm, Altersstruktur, Vorrat, Zuwachs, aber auch naturschutzfachliche Parameter wie Biotopbaumdichte oder Totholzmengen herauslesen.
Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Die Nutzungen der letzten 11 Jahre waren im Heidenberg unter dem Zuwachs. Pro Hektar hat der Vorrat um 10 m³ nutzbares Holz auf 308 m³ zugenommen. Die Entwicklung im Gesamtbetrieb war aber eher von der Trockenheit der letzten Jahre geprägt, die den Zuwachs einbrechen lies. Der Vorrat ging 7 m³ pro Hektar zurück.
Betroffen davon waren aber alleine die „Klimaverlierer“ Fichte und Kiefer, während alle anderen Baumarten v.a. das Laubholz stark zulegen konnten. Der Laubholzvorrat stieg um fast 200.000 m³ an. Der Anteil der Laubhölzer am Vorrat hat damit innerhalb der letzten 11 Jahre um rd. 4 % auf 22 % zugenommen, am Heidenberg sogar um 7 auf 21 %. Damit befindet sich der Forstbetrieb auf einem sehr guten Weg in Richtung klimastabiler Mischwälder.
Auch die Struktur des Waldes hat sich geändert. Vor allem die Laubhölzer wie beispielsweise die Buche sind stärker und älter geworden, was sich auch durch einen deutlichen Anstieg der Biotopbäume und des Totholzes zeigt. Der Totholzanteil, als wichtiger Ökoparameter, hat sich fast verdoppelt. Hier zeigt sich auch der Erfolg des regionalen Naturschutzkonzepts des Forstbetriebs, worin besonders wertvolle Bestände mit quantifizierten Totholzzielen beplant werden.
Die Forsteinrichter, die seit Anfang April 2020 auf den Flächen unterwegs waren, bestanden aus einem Team von acht Förstern die unter der Leitung des Sektionsleiters Tobias Ringel einzelne Reviere begingen und eine Planung für die einzelnen Waldbestände machten. Am Ende des Tages wurden die während den Außenaufnahmen erhobenen Daten in den Computer übertragen und eine exakte Beschreibung der einzelnen Bestände, sowie die in den nächsten 10 Jahren durchzuführenden Maßnahmen erstellt. Daneben wurde die Wirtschaftskarte im Maßstab 1.10.000, die ein täglich genutztes Hilfsmittel für den Revierleiter ist, aktualisiert und z.B. neu entstandene Borkenkäfer-Lücken eingezeichnet.
Im Anschluss an die Inventur 2019 und den Kartierungen 2020 wurden bis Sommer 2021 alle Daten zusammengeführt und ein verbindlicher Forstwirtschaftsplan für die kommenden 10 Jahre erstellt mit Stichtag 01.07.2021. Darin sind für den Forstbetrieb u.a. Höhe des Holzeinschlages, die zu pflegenden Flächen und zu pflanzende Baumarten festgelegt. Der Forstbetrieb setzt dies Zahlen dann jährlich um. Als Reaktion auf den gesunkenen Vorrat in der letzten Periode wurde der jährliche Einschlag von 127.000 m³ der alten Planung auf jetzt 110.000 m³ reduziert. Damit werden nur 6,1 m³ pro Hektar oder 80% des ermittelten Zuwachses von 7,6 genutzt. Holzvorrat wird wiederaufgebaut.
Aufgrund der aufgegangenen Naturverjüngungen, der Saaten und Pflanzungen im letzten Jahrzehnt haben die Jungwuchsflächen zugenommen. Die dort oft vielfältigen Baumartenmischungen gilt es zu erhalten. Sah die alte Planung 257 Hektar Pflege pro Jahr im Jungwuchs vor, sind diese Anstrengungen jetzt auf rd. 350 Hektar zu steigern. Zusätzlich soll die bestehende Verjüngung im nächsten Jahrzehnt durch 425 Hektar Pflanzung ergänzt werden. Um die Vielfalt zu erhöhen sind klimafeste Baumarten vorgesehen. Neben Buche, Eiche, Tanne und Douglasie sollen verstärkt seltene Baumarten zum Zuge kommen, wie zum Beispiel Elsbeere, Flatterulme, Linde, Spitzahorn, Vogelkirsche, Edelkastanie.
Harald Schiller, Leiter des Forstbetriebes Allersberg, fasst die Ergebnisse zusammen: „Die Vielfalt im Forstbetrieb hat zugenommen, der Wald ist naturnäher geworden. Wir waren bisher auf dem richtigen Weg und mit der neuen Planung wird dieser Pfad auch nicht verlassen. Das Ziel der Reise ist ein Klimawald, der auch in Zukunft seine Aufgaben erfüllen kann: Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt, Bereitstellung des nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoffes Holz, Erholungsraum für die Menschen und Schutz vieler Güter wie dem Trinkwasser.“