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Traditionelle Tannensaat

Ein eingespieltes Team; Robert Schmidt und „Donny“ bei der Tannensaat.

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1 PS für die Zukunft der Wälder

Im Öttinger Forst nahe Unteremmerting werden derzeit Tannen ausgesät. Als Mischbaumart soll die Tanne in fichtendominierte Waldteile eingebracht werden und den Wald fit für den Klimawandel machen. Gesät wird durch einen Spezialisten. Er hat dabei Unterstützung durch einen Mitarbeiter, mit einer besonderen Vorliebe für Karotten, dem Belgischen Kaltblut „Donny“.

An einem warmen Frühlingstag scheint die Sonne durch das Kronendach der Fichten im Öttinger Forst. Neben dem emsigen Gezwitscher der Vögel hört man die ruhigen Kommandos von Robert Schmidt, Saatspezialist aus Sachsen. Er und sein Belgisches Kaltblut „Donny“ manövrieren sich durch die engstehenden Fichten. Hinter ihnen verläuft eine Spur, eine kleine Furche im Waldboden gefüllt mit Tannensamen.

Die Bayerischen Staatsforsten haben das erklärte Ziel den Wald vorbildlich, nachhaltig und naturnah zu bewirtschaften. Für die Bewirtschaftung des Staatswaldes im Öttinger und Burghauser Forst ist der Forstbetrieb Wasserburg zuständig.

Wie viele Wälder in Oberbayern sind auch diese Waldkomplexe historisch bedingt durch hohe Fichtenanteile geprägt. Diese Wälder litten in der Vergangenheit stark unter Schäden durch den Borkenkäfer, durch Stürme und Trockenheit. In Zeiten des Klimawandels ist es eines der herausfordernden Ziele, die Wälder fit für die Zukunft zu machen.

Klimaempfindliche nadelholzdominierte Waldbestände werden in klimastabile buchen- und mischbaumartenreiche Wälder umgebaut. In diesem Waldumbau spielt die Tanne eine entscheidende Rolle. Sie ist eine wichtige Mischbaumart zur Stabilisierung der Wälder.

Dafür bietet neben der Pflanzung von jungen Bäumen auch die Saat eine Möglichkeit. Revierleiter Andreas Jakob greift schon länger bewusst auf die traditionelle Saat mit dem Pferd zurück. „Als Schattbaumart kann die Tanne optimal unter Fichtenaltbeständen ausgesät werden“, erklärt Dr. Heinz Utschig, Leiter des Forstbetriebes Wasserburg.

Schmidt betont, dass die Saat nach der Naturverjüngung die natürlichste Verjüngungsmethode ist. „Durch die Saat wird eine Vielzahl von Individuen mit einer hohen genetischer Breite und anpassungsfähigen Eigenschaften im Wald beteiligt. Die Natur entscheidet, welcher Sämling sich durchsetzt und am besten an den Standort angepasst ist. Außerdem kann sich die Wurzel natürlich entwickeln. Was den Baum sehr stabil macht“, betont Schmidt. So entsteht ein stabiler Wald, der die Anforderungen der nachfolgenden Generationen erfüllen soll. Das Saatgut für die Tannensaat wird von den Bayerischen Staatsforsten selbst in anerkannten Saatgutbeständen gewonnen und in den unternehmenseigenen Pflanzgärten und Samenklengen aufbereitet.

„Donny“ muss sich bei der Arbeit stark konzentrieren und genau auf die präzisen Anweisungen hören. „Als Motivation helfen am besten Karotten“, so Schmidt. Bis ein Pferd zur Saat eingesetzt werden kann, vergeht einige Zeit. Im Alter von zwei Jahren beginnt Schmidt mit der Ausbildung seiner Tiere. Diese dauert insgesamt drei Jahre. Dabei lernt das Pferd die verschiedenen Kommandos und wird an das Ziehen der Saatmaschine gewöhnt. Erst wenn Pferdeführer und Pferd aufeinander eingespielt sind, wird der Kaltblüter in der Praxis eingesetzt.

Schmidt hat als echter Tüftler eine speziell für die Pferdesaat geeignete Maschine entwickelt. Die Tannensamen befinden sich oben in einem Behälter, unten öffnen zwei Scheiben den Waldboden zu einer schmalen Furche. In dieses Saatbeet fallen die Samen und sind damit vor Wind und Austrocknung geschützt. Donny und Robert Schmidt werden bald fertig im Öttinger Forst. Der Saaterfolg hängt dann von der Witterung der nächsten Wochen ab. Bei passender Bodenfeuchte entwickeln sich aus den Saatkörnern viele kleine Keimlinge, die auch „Tannensterne“ genannt werden.

Der Öttinger und Burghauser Forst sind nicht nur Holzlieferant, sondern auch wertvoll für das Trinkwasser, wirksamer Luftfilter, beliebte Erholungsstätte sowie Lebensraum für eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt. Das Gebiet stellt ein wichtiges Rückzuggebiet für eine Vielzahl von Arten dar.