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Tests für den Wald der Zukunft: Forstbetrieb Fichtelberg erprobt neue Tannen-Herkunft

Revierförster Horst Lochner (rechts) u. Winfried Pfahler, der Leiter des Forstbetriebs Fichtelberg, begutachten eine rumänische Weißtanne, die im Rahmen eines Praxisversuchs bei Fichtelberg angepflanzt wurde.

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06. April 2022, Fichtelberg – Tannenpflanzen mit rumänischer Herkunft testet der Forstbetrieb Fichtelberg im Rahmen eines Praxisanbauversuchs. Damit wird festgestellt, ob die ursprünglich an trocken-warmes Klima angepassten Tannen auch im Fichtelgebirge wachsen. Wenn sie sich bewähren, könnte diese Herkunft zukünftig in den Wäldern des Fichtelgebirges beigemischt werden, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel zu erhöhen.

Fachmännisch begutachtet Förster Horst Lochner einen kleinen Nadelbaum. Genauer: eine Weißtanne.  Äußerlich unterscheidet dieser sich nicht von den anderen Tannen in seinem Revier am Forstbetrieb Fichtelberg, sogar die Art ist die gleiche. Und doch ist dieser Baum anders als die „normalen“ Tannen – und ebenso knapp eintausend weitere Pflänzchen in der näheren Umgebung. Sie haben als Samenkorn schon eine weite Reise hinter sich gebracht, bevor sie in Oberfranken das Licht der Welt erblickt haben. Denn die Mutterbäume dieser Tannenpflanzen stehen in Rumänien, genauer im Fagaras-Gebirge bei Avrig. Dort herrscht Mittelmeer-Klima mit Temperaturen, die im Jahresdurchschnitt ca. 4 bis 5 Grad über den hiesigen Verhältnissen liegen. Die Niederschlagsmenge liegt mit ca. 600 mm bei der Hälfte im Vergleich zum Fichtelgebirge.

„Die Bayerischen Staatsforsten testen hier die Bedürfnisse einer Baumart, von der wir uns erhoffen, dass sie auf Grund ihrer Genetik mit den Klimabedingungen zurechtkommt, die vielleicht in 50 oder 100 Jahren im Fichtelgebirge herrschen.“ erklärt Winfried Pfahler, der Leiter des Forstbetriebs Fichtelberg. „Die Prognosen deuten an, dass der Klimawandel zu wärmeren und trockeneren Verhältnissen führen wird. Und an genau diese Bedingungen haben sich die Tannen in ihrer rumänischen Heimat seit Jahrtausenden angepasst.“

Auf drei Flächen im westlichen Fichtelgebirge - bei Goldkronach am Abhang der Königsheide, oberhalb von Warmensteinach und hier bei Fichtelberg - wurden drei Versuchsflächen mit jeweils knapp 1.000 Pflanzen der rumänischen Tannenherkunft angelegt und gegen Wildverbiss umzäunt. Die Versuchsflächen werden regelmäßig untersucht, um Erkenntnisse über das Wuchsverhalten der Pflanzen zu gewinnen.

Dieser Praxisanbauversuch liefert wichtige Erkenntnisse, wie ein klimatoleranter, stabiler Mischwald zukünftig zusammengesetzt sein kann. Schon seit vielen Jahren reichern die Förster den Wald mit zukunftsfähigen Baumarten an, die Wärme und Trockenheit besser ertragen. Neben Tannen und Buchen werden im Wald der Zukunft sicher auch Eichen, Linden und Douglasien vertreten sein. Der Fichtenanteil wird im Vergleich zu heute deutlich abnehmen. „Der Wald der Zukunft wird ein deutlich anderes Bild zeigen, als heute. Neben der natürlichen Verjüngung der Bäume pflanzen wir jährlich im Bereich des Forstbetriebs Fichtelberg ca. 100.000 Pflanzen und schaffen damit 40 bis 50 Hektar Mischwald. Das entspricht der Fläche von mehr als 70 Fußballfeldern.“ so Winfried Pfahler. „Denn ein gemischter Wald ist die beste Antwort auf den Klimawandel. So machen wir den Wald fit für die Zukunft.“