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Tannen-Saatguternte im Kürnacher Staatswald

Auf solche mächtigen Tannen zu steigen erfordert einigen Mut vom Zapfenpflücker. Foto: BaySF / Markus Pfleghardt

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Geerntete Tannenzapfen in Transportsäcken. Foto: BaySF / Markus Pfleghardt

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30. September 2022, Sonthofen - Ein besonderes Produkt wurde diese Tage im Staatswaldrevier Kürnach-Nord des Forstbetriebs Sonthofen geerntet: Tannenzapfen. Und zwar nicht die in der Mundart auch so bezeichneten Zapfen der Fichte (Picea abies), welche am Zweig hängen und als Ganzes abfallen. Sondern die Zapfen der Weißtanne (Abies alba), welche stehend in der Krone dieser Bäume wachsen und nach der Reife auf dem Baum zerfallen. Daher gibt es nur ein kurzes Zeitfenster im September, in dem die Weißtannenzapfen geerntet werden können.

„Und wozu das Ganze?“, fragt Förster Markus Pfleghardt, der in der Kürnach den nördlichen Teil des Staatswaldes pflegt - und klärt gleich auf: „Um Saatgut zu gewinnen und daraus wieder kleine Bäumchen zu ziehen. Denn wir benötigen viele kleine Baumsetzlinge, um den Waldumbau voranzutreiben. So werden aus Reinbeständen gemischte Wälder aus Fichte, Buche, Weißtanne, Bergahorn und weiteren Arten. Damit diese kleinen Bäumchen sich an ihrem künftigen Bestimmungsort auch wohlfühlen, ist es wichtig, dass sie aus der Region kommen. In der Förstersprache bezeichnet man dies als Herkunftsgebiete.“ Für die Weißtanne ist Deutschland in 12 Herkunftsgebiete unterteilt. Ein Gebiet besitzt annähernd einheitliches Klima und ähnliche Böden.

Weißtannensaatgut unterliegt den Bestimmungen des Forstvermehrungsgutrechts (FoVG). Nur Weißtannenbestände, die überdurchschnittliche Eigenschaften hinsichtlich Qualität und Gesundheitszustand aufweisen, werden zur Beerntung von den zuständigen Behörden zugelassen. Diese Erntebestände eines Herkunftsgebiets verfügen über ähnliche genetische Merkmale und Wuchsformen.

Die kleinen Tannen, die später zum Beispiel im Kürnacher Staatswald gepflanzt werden, müssen aus Samen dieses Herkunftsgebietes gezogen sein. So wird sichergestellt, dass die jungen Pflanzen mit den hiesigen Bedingungen gut zurechtkommen und optimal angepasst sind, um auch in 100 Jahren noch einen stabilen Wald zu bilden. Diese Herkunftssicherheit wird mit einem sogenannten „Stammzertifikat“ amtlicherseits bestätigt. Das Revier Kürnach-Nord besitzt in der Abteilung „Im Zirkel“ einen zugelassenen Weißtannen-Erntebestand.

Dieser wurde nun von einer Firma durch zwei Zapfenpflücker beerntet. 20 Bäume – das ist die Mindestanzahl, um genetische Vielfalt zu gewährleisten - wurden von den Baumkletterern mit Seilklettertechnik erstiegen und die Zapfen händisch aus der Krone gepflückt. Rund 800 kg Tannenzapfen wurden so gewonnen. Diese Zapfen werden anschließend von einer Saatgutfirma zunächst luftgetrocknet, reifen in dieser Zeit nach und beginnen zu zerfallen. Das Schuppen-Samengemisch wird dann in einer Mühle zerkleinert und anschließend weiter getrocknet. Das Saatgut der Weißtanne kann wegen des hohen Wassergehaltes nur vier bis fünf Jahre bis zur Aussaat gelagert werden. Pro Kilogramm reinen Saatguts lassen sich ca. 3.000 bis 4.000 Sämlinge ziehen. „Tannen werden in der Regel als drei- bis fünfjährige Pflanzen von den Baumschulen ausgeliefert und von unseren Waldarbeiterkollegen am neuen Bestimmungsort eingepflanzt. Diese herkunftsgesicherte Produktionskette gewährleistet, dass im Staats- wie auch im Privatwald des Allgäus nur Pflanzen mit bester genetischer Qualität und Anpassung ausgepflanzt werden“, freut sich Förster Markus Pfleghardt.