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Seilkranunternehmertag am Forstlichen Bildungszentrum Laubau

Dr. Rudolf Freidhager, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten, auf dem Seilkranunternehmertag.

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Protokoll

Regensburg, 05. November 2014 - Im September fand am Forstlichen Bildungszentrum Laubau der erste Seilkranunternehmertag der Bayerischen Staatsforsten statt. Rund 30 Seilkranunternehmer aus Bayern, Österreich und Südtirol sind der Einladung in die Laubau gefolgt, um mit dem Vorstandvorsitzenden der Bayerischen Staatsforsten, Dr. Rudolf Freidhager, dem Leiter des Strategischen Einkaufs, Heinz Läufer, sowie den Servicestellenleitern der Gebirgsbetriebe zu diskutieren.

Neben der Diskussion stand die Information der Unternehmer im Vordergrund. In seinen einführenden Worten erläuterte der Leiter des strategischen Einkaufs Heinz Läufer die Bedeutung der Seilkranbringung für die Bayerischen Staatsforsten. Mit dem Seilkran werden zwar nur etwa fünf Prozent der Gesamteinschlagsmenge der Bayerischen Staatsforsten realisiert, durch die vergleichsweise höheren Verfahrenskosten schlägt die Seilkranbringung aber mit ca. sieben Millionen Euro pro Jahr zu Buche. Dr. Freidhager ging zu Beginn seines Vortrags auf die im Seilkranbereich guten Ergebnisse der letzten Unternehmerbefragung am Beispiel „Ausschreibungen und Auftragsvergabe“ und „Bestandsvorbereitung / Maßnahmenplanung“ ein. Er stellte auch eine erneute Befragung für den Herbst 2015 in Aussicht - dem Unternehmen Bayerische Staatsforsten ist die Meinung der Forstunternehmer sehr wichtig. 

Dr. Freidhager informierte mit Ausblick auf die kommenden Jahre, dass die zu seilende Holzmenge wie in den vergangenen Jahren bei gut 200.000 fm/Jahr konstant bleiben wird und in den Nordostbayerischen Mittelgebirgen mit ihren kurzen steilen Hängen der Bedarf nach Seilkranbringung nachhaltig vorhanden ist. Zudem wird die Nachfrage der Forstbetriebe nach der bodenschonenden Seilkrantechnik vor allem auf Nassstandorten ansteigen. Am Ende des Vortrags leitete Dr. Freidhager mit der Frage an die Unternehmer in die Diskussion über, ob sie mit den aktuell gebotenen Informationen zu den geplanten Maßnahmen ein Angebot ordentlich kalkulieren könnten und welche Informationen sie dazu noch bräuchten.

In einer lebhaften Diskussion zum Thema Leistungsbeschreibung wurden insbesondere die Abweichung von den Ausschreibungsvorgaben (Eingriffsstärken, sortenweise Lagerung, Vorliefern von Holz) angesprochen. Konsens war, dass die Bayerischen Staatsforsten die Dienstleistung ausschreibt und damit festlegt, wie Holz und Fläche nach der Maßnahme auszusehen haben. Hierbei fließen insbesondere auch die BaySF-Qualitätsstandards mit ein, die Bestandteil des Vertrags sind. Wenn eine Leistung mit entsprechenden Bedingungen ausgeschrieben wurde, dann muss auch die ausgeschriebene Leistung vom Unternehmer erbracht werden. Muss beispielsweise nach der Leistungsbeschreibung ein Hieb aus Gründen des Nährstoffmanagements im Sortimentverfahren durchgeführt werden, damit das Feinreisig im Bestand bleibt, so darf der Unternehmer keine Vollbaumbringung durchführen. Eine Aufteilung der verschiedenen Leistungen, z.B. Holzbringung und Ganten/Vorliefern in separate Arbeitsschritte mit eigenen Preisen wird seitens der meisten Unternehmer und auch der BaySF abgelehnt.

Auch das in der Entwicklung befindliche Konzept für die waldbauliche Behandlung der Bestände im Seilgelände wurde seitens der Unternehmer hinterfragt, insbesondere interessierte hier, welche Mengen pro Trasse künftig entnommen werden sollen. Die Forstbetriebe legen die Entnahmemengen in den Leistungsbeschreibungen zu den Ausschreibungen fest. Der übliche Rahmen für die Entnahme je Laufmeter Seiltrasse liegt zwischen 0,2 und 1,0 fm. Dies hängt sehr stark von der jeweiligen Bestandes- und Standortsituation ab (Erstdurchforstung oder Endnutzung, Laubholz oder Nadelholz, Kalkalpin Südseite oder Flysch) und wird künftig weiter so gehandhabt werden. Es wird im Seilgelände kein Konzept entwickelt werden, welches nicht technisch vernünftig umsetzbar ist.  

Im Anschluss der Diskussion stellte Heinz Läufer die Vergabepraxis im Seilkranbereich sowie exemplarisch eine dazugehörige Leistungsbeschreibung vor. Die Ausschreibungen werden künftig grundsätzlich nach VOL/A durchgeführt werden. Er informierte die Seilkranunternehmer, wie die Angebote auf Seiten der BaySF ausgewertet werden und was die Unternehmer formal beachten müssen.  

Es wurden folgende weitere Anliegen der Seilkranunternehmer angesprochen und diskutiert:

  • Kalamitätsklausel: Bei Kalamitäten bleiben die im Vertrag vereinbarten Holzmengen bestehen, es können sich aber im gegenseitigen Einvernehmen Änderungen bei den Flächen ergeben.
  • Energieholz kaufen bei BaySF als Zwischenhändler: Die Bayerischen Staatsforsten vermarkten grundsätzlich das Holz selbst und verkaufen es nicht an z.B. Zwischenhändler. Dies gilt auch für Energieholz, z.B. Gipfel aus Vollbaumbringungen. An diesem Grundsatz wird auch weiterhin festgehalten.
  • Fortbildung BaySF-Personal: Die Kenntnisse der BaySF-Angehörigen bezüglich Seiltechnik durch die erfolgten Schulungen am FBZ Laubau haben sich verbessert.
  • Entlohnung Energieholz: Einzelne Forstbetriebe entlohnen die Seilung von Gipfeln separat, bei den meisten Forstbetrieben muss diese Leistung bei Erstellung des Angebots mit einkalkuliert werden.
  • Angabe Maschinentyp: Im Angebot muss der Maschinentyp angegeben werden. Dies ist für die Beurteilung des Angebotes wichtig, ob eine Seilanlage die ausgeschriebene Leistung überhaupt in der gewünschten Qualität erbringen kann (Dimension der Anlage, mögliche Trassenlängen).
  • Anzahl der erforderlichen Trassen: Die Angabe der Anzahl der erforderlichen Trassen soll bereits bei der Ausschreibung vom Forstbetrieb angegeben werden. Diese Angabe ist für eine Entscheidung zur Vergabe wichtig. Bei der Angebotsbesichtigung kann noch über die genaue Anzahl der Trassen diskutiert werden, aber danach sollte die Anzahl verbindlich sein.
  • 100 Baum-Konzept: Es ist nicht daran gedacht, das 100-Baum-Konzept analog zum Flachland im Gebirge einzuführen. Aktuell wird an einem eigenständigen Waldbaukonzept für die Bewirtschaftung von Steillagen im Gebirge gearbeitet. Grundlagen und Ziele dabei sind:
  1. Schutzfunktion des Waldes steht im Hochgebirge im Vordergrund
  2. Stabilität hat Priorität (Eingriffstärken laut Forsteinrichtung)
  3. Ertragsoptimierung – möglichst hoher kontinuierlicher Holzzuwachs und Holznutzung auf ganzer Fläche (Vorrat des Bestandes je Eingriff nicht zu weit absenken). Hoher laufender Zuwachs bedeutet auch dauerhaft stabile Mengen für Seilunternehmer.
  4. Verstärkte Beachtung der Nährstoff- und Humusnachhaltigkeit auf empfindlichen Standorten (z.B. Humus-Karbonat-Böden auf Südseiten)
  5. Sicherung ausreichender Nadelholzanteile in der Verjüngung
  6. Forsttechnische Anforderungen (z. B. der Seilbringung) werden beachtet (erforderliche Mindestentnahme etc.)  

Seitens der Bayerischen Staatsforsten wird ein Konzept favorisiert welches sowohl technisch als auch wirtschaftlich realisierbar ist.

  • Zertifizierung nach PEFC: Seit 01. Januar 2014 dürfen nur noch zertifizierte Unternehmer beschäftigt werden. Es wird auch bereits eine Anmeldung zum Zertifizierungsverfahren in der Ausschreibung akzeptiert. Spätestens vor Aufnahme der Arbeiten muss die Zertifizierung dann vorliegen. Auch Subunternehmer müssen zertifiziert sein.
  • Deutschkenntnisse bei ausländischen Mitarbeitern: Die mangelnde Kenntnis der deutschen Sprache kann insbesondere im Falle eines Notfalls (= Auslösung der Rettungskette) Probleme bereiten. Die Unternehmer werden darauf hingewiesen Maßnahmen zu ergreifen, um die Deutschkenntnisse zu verbessern.    

Sollten zwischenzeitlich Fragen auftreten stehen Herr Läufer und Herr Kropp an der Unternehmenszentrale in Regensburg sowie die Servicestellenleiter an den Forstbetrieben den Unternehmern gerne zur Verfügung.  

Zum Abschluss der Veranstaltung herrschte die Meinung vor, dass dieser erste Unternehmertag sowohl für die Seilkranunternehmer als auch die BaySF für den partnerschaftlichen Kontakt sehr sinnvoll war und sich der zeitliche Aufwand gelohnt hat.  

Bei der anschließenden Brotzeit wurde am späten Nachmittag zum gemütlichen Teil übergegangen. Die lockere Atmosphäre nutzten viele Teilnehmer zum Erfahrungsaustausch sowie weiteren geschäftlichen oder auch privaten Gesprächen.